Typischer Nordseevogel ruft in Olfen Zweites Brutpaar von Austernfischern entdeckt

Typischer Nordseevogel ruft in Olfen: Zweites Brutpaar von Austernfischern entdeckt
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Sein Ruf ist typisch - allerdings für die Nordseeküste. Seit ein paar Jahren ertönt das auffällige „kiwiep“ auch in Olfen: Es ist der Ruf eines Austernfischers. Der Vogel mit dem schwarz-weißen Gefieder, den roten Beinen, Augen und dem langen roten Schnabel hat es sich auf Flachdächern in der Steverstadt gemütlich gemacht. Hier findet er jetzt im Frühling gute Bedingungen zum Brüten, sagt Ole Schröder.

Schröder ist Olfens Beauftragter für die Störche in den Steverauen. Aber auch mit den Austernfischern kennt er sich aus. Seit ein paar Jahren brütet ein Austernfischer-Paar auf dem Dach der Turnhalle oder des Hallenbads. Auch die Bauarbeiten an der Stadthalle 2020 hatten die Vögel nicht gestört - sehr zur Belustigung der Bauarbeiter. Inzwischen brütet ein zweites Paar kleinen Wattvögel in der Steverstadt.

Das zweite Paar könnten Nachkommen des ersten sein, vermutet Schröder. Wo genau dieses Paar brütet, weiß er nicht genau. Die Vögel fliegen aber im Gewerbegebiet Olfen-Ost herum. Dort finden sie Flachdächer mit Kies. „Das ist ideal, denn die Eier sehen ähnlich aus und sind darauf gut getarnt“, erklärt Ole Schröder. Jedes Austernfischerpaar legt genau vier Eier ab, sagt der Experte.

Steverstrand ideal für Austernfischer

Außerdem haben es die Küken von dort und auch von der Turnhalle an der Stadthalle nicht weit bis zur Stever. Dort finden die Austernfischer einen guten Lebensraum. Anders als ihr Name es vermuten lässt, fischen sie keine Austern, sondern stochern mit dem langen roten Schnabel im Boden nach Muscheln, Würmern und Krebsen. Der flache Steverstrand ist für die Austernfischer ideal, so Schröder.

Gefährlich wird es für die Küken aber, wenn sie das Nest auf den Flachdächern verlassen. Sie lassen sich dann aus großer Höhe auf den Boden plumpsen - für die Leichtgewichte kein Problem. Gefährlich wird es danach. Dann laufen die Küken zur Steveraue. „Da müssen sie durch viele Gärten hindurch, und da lauern ganz viele Katzen“, sagt Ole Schröder.

Der Nachwuchs ist am sandigen Ufer gut getarnt.
Der Nachwuchs ist am sandigen Ufer gut getarnt. © Joachim Schilling

Den gefährlichen Weg aus dem Nest heraus überleben jedes Jahr nur ein oder zwei Küken, sagt der Olfener Storchenbetreuer. Doch auch an der Nordseeküste erreichten nur 16-17 Prozent der Küken das geschlechtsreife Alter. Den geringen Aufzuchterfolg machen die Austenfischer dann mit ihrem hohen Alter wieder wett. 25 bis 30 Jahre alt werden die Vögel. Der älteste gefundene Austernfischer, der einen Ring trug, war laut Deutscher Wildtierstiftung 44 Jahre alt.

Was die typischen Küstenbewohner nach Olfen verschlagen hat, weiß man nicht, sagt Ole Schröder. Vielleicht hat sie ein Sturm abgetrieben. Aber auch in den Nachbarstädten gebe es einzelne Austernfischerpaare. Eines brüte derzeit in Dülmen. „Die finden hier genug Brutplätze“, sagt Schröder. Mit Kiesdächern und einem naturnahen Fluss in der Nähe kommen die Tiere aus.

Ungestört können die Vögel am Steverufer leben.
Ungestört können die Vögel am Steverufer leben. © Joachim Schilling

An der Nordseeküste in Schleswig-Holstein wird der Austernfischer auch Halligstorch genannt - wohl wegen seines schwarz-weißen Gefieders und dem langen roten Schnabel. Aber auch, weil sie sich ähnlich verhalten. Nicht nur die Nistplätze in luftiger Höhe haben sie mit den Weißstörchen gemeinsam. Auch bei der Brut haben sie in etwa den gleichen Rhythmus, weiß Ole Schröder. Die Küken schlüpfen bei beiden Vogelarten Anfang Mai.

Auch die Störche sind derzeit in Olfen mit der Brut beschäftigt. Alle Horste in den Auen und in der Nähe sind besetzt, erzählt Schröder. „Die sind alle am Brüten.“ Die Küken schlüpfen voraussichtlich Anfang bis Mitte Mai. Dann ist es vielleicht auch etwas wärmer und sonniger. Kälte mache den Küken zwar nicht viel aus, Nässe aber schon. Für die Küken sei es also gar nicht schlecht, noch ein paar Tage in der Eierschale zu bleiben.

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