Viola Löchter, die neue Leiterin des Städtischen Gymnasiums Selm, in ihrem Büro.

© Arndt Brede

Neue Leiterin des Gymnasiums Selm: „Ein Stückchen Zukunft mitgestalten“

rnGymnasium Selm

Am 17. November 2021 hat Viola Löchter erfahren, dass sie die neue Leiterin des Gymnasiums Selm wird. Was ist seitdem passiert? Ein Gespräch mit ihr und ihrem Stellvertreter Thomas Schneider.

Selm

, 25.01.2022, 07:48 Uhr / Lesedauer: 4 min

Viola Löchter ist die neue Leiterin des Städtischen Gymnasiums Selm. Wie waren die ersten Wochen für sie? Und wie ist die Zusammenarbeit im neuen Team? In den Antworten fällt häufig das Wort „Wir“.

? Frau Löchter, der 17. November 2021, das war der Tag, an dem Sie erfahren haben, dass Sie Leiterin des Städtischen Gymnasiums Selm werden. Sie hatten sich sicher bewusst beworben. Aber was war Ihre erste Reaktion auf die Nachricht?

Ich habe mich unglaublich gefreut. Das ist eine Schule, auf die ich mich sehr bewusst beworben habe, weil sie in meinem Heimatort liegt. Für mich war es immer wichtig, zu einer Schule zu gehen, zu der ich irgendwie eine Verbindung habe, wo ich auch denke: Da passe ich hin. Hier in der Stadt Selm die Geschicke der Schule gemeinsam leiten zu dürfen mit Thomas Schneider, ist für mich ein ganz großes Privileg. Wann kann man mal so ein Stückchen Zukunft seiner Heimatstadt mitgestalten? Das empfinde ich hier: dass man ein kleines Puzzlestückchen von der Zukunft in der Hand hat.

? Ein hehrer Anspruch. Ist das tatsächlich schon Ihr Arbeitsauftrag an sich selbst?

Das ist, glaube ich, der Anspruch jeder Schule. Wir haben Schüler, die wir für die Zukunft ausbilden. Jeder einzelne Schüler, der eine Schule verlässt, ist ein Stückchen Zukunft. Und dementsprechend bildet jede Schule Zukunft aus, aber damit ist es auch ein Stückchen Zukunft einer Stadt. Denn die Menschen bilden ja die Stadt.

? Am 30. November 2021 hatten Sie Ihren ersten Arbeitstag hier.

Theoretisch. Mein erster Arbeitstag vor Ort war der 6. Dezember. Ich hatte genau in meinem Dienstwechsel selbst Corona. Aber das hat trotzdem sehr gut mit uns und mit der Einarbeitung geklappt. Auch wenn ich zuhause war, konnte ich doch vieles tun. Thomas Schneider und ich konnten telefonieren, wir haben viele Videokonferenzen gemacht, ich konnte einige Kolleginnen und Kollegen kennenlernen. Wir waren eigentlich täglich mehrfach im Austausch, um die ersten Schritte meiner Einarbeitung zu gehen.

? Herr Schneider, der 6. Dezember 2021, der Tag, an dem Frau Löchter das erste Mal vor Ort war, was war das für ein Tag für Sie?

Das war ein Tag, der mit großer Freude verbunden war, weil ich von dem Tag an die Verantwortung, die seit den Sommerferien auf mir und der erweiterten Schulleitung lag, noch breiter aufgestellt wusste. Und gerade in dieser herausfordernden pandemischen Zeit mit all den Einzelentscheidungen, die man dort zu treffen hatte, war es ein schönes Gefühl, nun wieder in einer vollständigen Schulleitung diesen Weg gehen zu können und auch diese Entscheidungen gemeinsam und auch im Austausch miteinander fällen zu dürfen. Also Freude und Erleichterung.

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? Eine strukturierte Schule würde Ihren Start erleichtern, Frau Löchter. Ist das so?

Definitiv. Ich bin in eine Schule hineingekommen, die unglaublich gut strukturiert, geregelt, geführt wurde und ist. Das ist für jemanden, der kommt, ein absolutes Geschenk, in so einer Schule weitermachen zu dürfen. Das macht den Anfang auch sehr leicht, weil man zu allem etwas findet und alles gut geregelt ist, wo ich mich auch reindenken kann. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass ich nicht das erste Mal an der Schule bin. Ich habe hier vor rund 17 Jahren mein Referendariat gemacht.

Sie sind das neue Schulleitungsteam des Städtischen Gymnasiums Selm: Die Leiterin Viola Löchter und der stellvertretende und bis dato kommissarische Schulleiter Thomas Schneider.

Sie sind das neue Schulleitungsteam des Städtischen Gymnasiums Selm: Die Leiterin Viola Löchter und der stellvertretende und bis dato kommissarische Schulleiter Thomas Schneider. © Arndt Brede

? Herr Schneider, welches ist der wichtigste Aspekt gewesen, den Sie Frau Löchter mit übergeben konnten als stellvertretender Schulleiterm der Sie ja immer noch sind, und als kommissarischer Schulleiter?

Das wirklich enorme Engagement des Kollegiums, die Verlässlichkeit, dass sie sich auf ein Kollegium beziehen und stützen kann, das neuen Entwicklungen offen gegenüber tritt, dass keine Mauern eingerannt werden müssen, sondern dass man mit neuen Ideen, die natürlich klug und abgewogen dargelegt werden müssen, das Kollegium mitnehmen kann. Ich konnte ihr das Signal mitgeben, dass sie im Kollegium willkommen ist.

? De facto sind Sie die Leiterin des Städtischen Gymnasiums Selm, Frau Löchter. Haben Sie sich eine Zeit gegeben, bis Sie auch innerlich die Leiterin des Gymnasiums sind?

Das bin ich jetzt schon. Dennoch haben Thomas Schneider und ich uns abgesprochen, wann wir anfangen, unsere Aufgaben neu abzustecken und zu teilen. Wir werden in der Zeit bis zu den Sommerferien sehr auf Zuruf arbeiten, sehr eng miteinander die einzelnen Dinge besprechen und abstimmen. Weil uns wichtig ist, eine gleiche Idee zu haben, wie wir zu Entscheidungen kommen, wie wir bestimmte Situationen einschätzen.

? Das klingt entspannt, wenn man nicht gerade in der Coronapandemie wäre. Herr Schneider, haben Sie es in den letzten Monaten hingekriegt, die Schulgemeinde so zusammen zu halten, dass bei den ständig wechselnden Verordnungen auch die Eltern mitziehen?

Ganz entscheidend ist der enge kommunikative Austausch auf allen Ebenen. Sowohl intern mit einer funktionierenden erweiterten Schulleitung als auch mit der Schulpflegschaft, aber auch im Austausch mit der Schülerschaft. Man muss permanent die Homepage aktualisieren, damit die Eltern immer auf dem neuesten Stand sind. Das war herausfordernd, ist uns aber gut gelungen, wie wir auch als Rückmeldung von Eltern und Schülern erhalten haben.

Viola Löchter: Da muss ich unseren Eltern und Schülern ein großes Lob aussprechen. Wir als Schule können nur einen Teil dazu beitragen, aber unsere Elternhäuser und die Schülerinnen und Schüler gehen sehr verantwortungsvoll und unaufgeregt inzwischen mit dem Thema Corona um. Da wurde auch zuhause getestet.

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? Haben Sie Visionen für das Gymnasium, Frau Löchter?

Kooperationen mit anderen Schulen in der Oberstufe über den Weg der Digitalisierung vielleicht. Wichtig ist, dass unsere Schüler die Schule als bewusste Europäer verlassen.

? Sie sind kommissarischer Schulleiter in einer Zeit geworden, Herr Schneider, als der Prozess der Re-Zertifizierung zur Europaschule Im Gang war. Wie ist es gelaufen?

Der Prozess wird zum Sommer hin zum Abschluss gebracht werden. Für ein Gymnasium wie in Selm, das das einzige in der Stadt ist, ist es wichtig, möglichst breit aufgestellt zu sein. Das wird auch in den nächsten Jahren wichtig sein, dass wir ein breites fachliches Angebot haben, dass wir ganz viele Neigungen und Interessenten der Schülerinnen und Schüler ansprechen wollen und uns nicht zu sehr auf einen Schwerpunkt oder ein Profil einengen. Da ist Europa ein Baustein mit einem sprachlichen Schwerpunkt. Mit der Einrichtung des Sport-Leistungskurses vor zwei Jahren haben wir den sportlichen Bereich an die Schule geholt.

Viola Löchter: Zur breiten Förderung der Schüler gehört eben auch eine breite Förderung von Spezialinteressen. Sie können ihre Talente hier stark einbringen und ausleben. Sei es im musischen Bereich, im naturwissenschaftlichen oder im sprachlichen Bereich.

? Olfen und Nordkirchen haben Gesamtschulen mit Oberstufen. Selm hat eine große Auspendlerzahl von Schülern. Gibt es Sorge, dass das Gymnasium Selm in der sehr vielfältigen Schullandschaft der untergehen könnte, Frau Löchter?

Das sehe ich nicht so. Wir haben auch Einpendler aus Olfen und Nordkirchen, die sich bewusst für die Schulform Gymnasium entschieden haben. Für ein ausgewogenes Schulangebot einer Stadt gehört das Gymnasium mit dazu. Ich glaube an eine gute Zukunft für die Schule. Schule und Schulwahl hat auch etwas mit Identität zu tun. Herauszustellen, dass wir eine Gemeinschaft sind und die Schule die Gesellschaft der Stadt Selm abbildet, und das bewusst wahrzunehmen, hilft, den Wert des Gymnasiums in der Stadt zu erkennen. Wir müssen unsere Schule als Schmelzpunkt der drei Ortsteile Selm, Bork und Cappenberg verstehen.