
Bibliotheksleiterin Margit Breiderhoff und Kay Eckebrecht, kommissarischer Leiter des Förderzentrums Nord, unterschrieben eine neue Kooperationsvereinbarung. © Arndt Brede
Kooperation zwischen Bibliothek Selm und Förderzentrum: Es wird tierisch
Bibliothek
Die Bibliothek Selm frischt die Kooperation mit dem Förderzentrum Nord auf. Um die Medienkompetenz der Förderschüler zu stärken, gehen die Kooperationspartner ungewöhnliche Wege.
Die Bibliothek (BIB) Selm ist mehr als ein Ort, an dem Bücher und Videos verliehen werden. Sie bietet Workshops an und Freizeitspaß mit Spielekonsolen. Demnächst begeben sich Schüler mit der BIB auf Faktencheck, um sogenannte Fake News zu entlarven. Und die BIB könnte bald Schülern für gezielte Leseförderung einen Lesehund an die Seite stellen beziehungsweise legen. Warum? Weil die neue Kooperation der BIB mit dem Förderzentrum Nord neue Ideen hervorbringt.
Margit Breiderhoff, Leiterin der BIB, und Kay Eckebrecht, kommissarischer Leiter des Förderzentrums Nord, haben am Donnerstag, 12. Mai, einen aktualisierten Kooperationsvertrag unterschrieben. Er sei nötig geworden, um der Förderschule nach dem Tod der Leiterin Doris Kraft die Gelegenheit zu geben, die Möglichkeiten der BIB mit eigenen Ideen unterfüttert unter neuer Schulleitung zu nutzen. Kay Eckebrecht ist als Konrektor eingestellt und leitet das Förderzentrum Nord an beiden Standorten - Bork und Lünen - kommissarisch.
Niedrigschwellige Angebote
„Mithilfe der Bibliothek können die Schüler besser an das Lesen herangeführt werden“, sagt Eckebrecht. Das Förderzentrum hat fünfte bis zehnte Klassen. Müssen da Schüler überhaupt noch ans Lesen herangeführt werden? „Ja, wir haben Fünftklässler, die noch nicht richtig lesen können“, sagt der kommissarische Schulleiter. Deshalb werde es niedrigschwellige Angebote für die jüngeren Förderschüler geben, berichtet Margit Breiderhoff.
In der Vergangenheit habe die BIB für das Förderzentrum „ganz unterschiedliche Angebote“ gehabt, sagt die BIB-Leiterin. Es habe Einführungen in das Thema Robotik gegeben für Schüler, die sich mit den Robotern, die die BIB hat, auseinandergesetzt haben. Der Bau einer 3-D-Brille, mit deren Hilfe die Schüler virtuelle Reisen nach Ägypten oder in den Weltraum unternehmen konnten, gehörte auch dazu.
Die Kooperation zwischen BIB und Förderzentrum Nord beginnt also nicht wieder bei Null. Aber neue Ideen sollen bald umgesetzt werden. Mit speziellen Angeboten für alle Förderschul-Jahrgänge. Wie zum Beispiel mit dem Programm Fakten-Checker für Schüler ab dem achten Jahrgang. „Sie können so Nachrichten, die im Internet verbreitet werden, auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen“, sagt Margit Breiderhoff. Eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe, die auch in den letzten Jahren gezeigt hat, dass Begriffe wie „Lügenpresse“ wahrscheinlich nicht aus Mündern kommen, die vorher Fakten gecheckt haben.
Recherchehilfen für Referate sollen ebenso zur Kooperation dazu gehören, wie das Spielen an den Videokonsolen der BIB. „An Videokonsolen zu spielen, gehört zur Lebenswirklichkeit von Schülern dazu“, erklärt Kay Eckebrecht. Es sei eine gute Gelegenheit für Schüler, diese Konsolen in der BIB zu nutzen. Und wenn sie auch noch sehen, wie Schulkameraden in der BIB zum Beispiel ihre Hausaufgaben machen, seien BIB und Förderschule dem Ziel, Schülern die BIB und ihre Angebote auch für den Alltag außerhalb des Klassenzimmers nahe zu bringen, ein gutes Stück weiter.
Denn dass die BIB ein Ort sein soll, in dem sich die Nutzer wohl und sicher fühlen, wenn es zum Beispiel um die Nutzung von Internet-Recherchen geht, daran arbeiten Margit Breiderhoff und ihr Team seit Jahren. Nicht zuletzt durch das Prinzip der „Open Library“ (Offene Bücherei) mit erweiterten Nutzungszeiten. Für diese Neuerung hat es gerade erst eine Landesförderung gegeben.
Lesehund
Das Bild der Menschen über die Selmer BIB zu verändern, sei eines der Ziele der Zukunft, sagt Margit Breiderhoff. Da stimmt Kay Eckebrecht zu. Er selbst habe nicht erwartet, dass das Angebot der BIB so vielfältig sei und weit über den bloßen Verleih von Büchern oder DVDs hinaus gehe. Und da wusste er von der neuesten Idee von Margit Breiderhoff nichts. Weil zum Beispiel einige der Förderschüler noch individuelle Förderung beim Lesen benötigen, könnte demnächst ein Lesehund mit ins Spiel kommen. Lesehund? In der BIB? „Für Einzelförderung haben wir über den Einsatz von Tierpädagogik nachgedacht“, führt die BIB-Leiterin aus. Es handele sich bei Lesehunden um speziell ausgebildete Tiere, die dazu dienen, einem Schüler, der dem Hund vorlese, Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben. Der Hund als Partner der Schüler. Margit Breiderhoff wird demnächst an einer Schulung teilnehmen, um die Einbeziehung der Tierpädagogik in den BIB-Alltag zu vertiefen.
Voraussichtlich ab dem kommenden Schuljahr soll die Kooperation zwischen BIB und Förderzentrum Nord konkret mit Leben gefüllt werden. Gut möglich, dass Kay Eckebrecht dann Schulleiter ist. „Ich habe mich beworben, und es könnte sein, dass ich im September erfahre, ob ich es geworden bin.“