Dieses Gewerbegrundstück inmitten der Wohnbebauung in Selm wollte Unternehmer Heinz Knocks bebauen lassen mit einem Haus für Frauen in Not. Daraus wird jetzt aber doch nichts.

Dieses Gewerbegrundstück inmitten der Wohnbebauung in Selm wollte Unternehmer Heinz Knocks bebauen lassen mit einem Haus für Frauen in Not. Daraus wird jetzt aber doch nichts. © Günther Goldstein

Kein Frauenhaus für Selm: Borker Unternehmer blitzt ab mit Geschenk

rnStiftung

Der erfolgreiche Unternehmer Knocks wollte seiner Heimatstadt ein Frauenhaus schenken: eine Millionen-Investition für Selm. Dabei stieß er auf unerwarteten Widerstand. Jetzt kommt das Aus.

Selm

, 04.10.2022, 17:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Knocks Fluid Technik GmbH entwickelt seit mehr als fünf Jahrzehnten hochspezialisierte Druckregler - mit großem Erfolg. Produkte des Borker Unternehmens finden inzwischen weltweit Verwendung, ob in den Dieselmotoren großer Ozeanriesen oder in Beatmungsgeräten in Kliniken. Im Jahr 2020 hatte Unternehmensgründer Heinz Knocks sein Lebenswerk in jüngere Hände gelegt und entschieden: „Ich habe genug verdient.“

Pläne geändert: Von Frauenhaus zu Anschlusswohnen

Seine Gesellschafteranteile übertrug er auf die gemeinnützige Heinz-Knocks-Stiftung. Sie hat sich verpflichtet, mit dem Geld ausschließlich Gutes zu tun. Zum Beispiel ein Frauenhaus zu bauen und dauerhaft zu betreiben: ein Geschenk für die Stadt, in der sein Betrieb mit den mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern groß geworden ist. Dabei gab es zwei Probleme. Erstens: Das Geschenk ist kompliziert in der Umsetzung. Und zweitens: Nicht alle wollen es haben.

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Für das erste Problem hatten Knocks und das Frauenforum im Kreis Unna vergleichsweise schnell eine Lösung gefunden. Zwar gibt es mit Unna nur ein Frauenhaus im Kreis, und das ist genauso wie die etwas mehr als 60 anderen Frauenhäuser im Land NRW oft belegt. Dennoch hatten sich die Verantwortlichen des Frauenforums des Kreises Unna etwas anderes gewünscht.

Appartements und Beratungsstelle in Selm geplant

„Ein Frauenhaus ist für die akute Notsituation da“, sagt Britta Buschmann, geschäftsführende Vorständin des Frauenforums. Frauen, die Schutz suchen, sollten daher im Idealfall nur drei Monate bleiben. Aber wohin dann? „Genau dafür brauchen wir ein passendes Angebot.“

In einem Frauenhaus hat diese Frau einen Platz gefunden. Nach drei Monaten müsste sie im Idealfall ausziehen. Wohin aber dann? Heinz Knocks wollte eine Lösung fürs Anschlusswohnen in Selm schaffen.

In einem Frauenhaus hat diese Frau einen Platz gefunden. Nach drei Monaten müsste sie im Idealfall ausziehen. Wohin aber dann? Heinz Knocks wollte eine Lösung fürs Anschlusswohnen in Selm schaffen. © picture alliance/dpa

Dieses sogenannte Anschlusswohnen sollte mit der Hilfe von Heinz Knocks künftig in Selm möglich werden. Neben den acht bis zehn Appartements für Frauen und ihre Kinder sollte auch eine Beratungsstelle in den geplanten Neubau einziehen: eine Anlaufstelle auch für Frauen aus Selm und aus dem Nordkreis. Denn zurzeit ist auch die nächste Frauenberatungsstelle in Unna 40 Kilometer weit entfernt. Daraus wird nun nichts.

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Heinz Knocks selbst, der ohnehin ungern in der Öffentlichkeit auftritt, will sich zu dem Aus seines Vorhabens in Selm öffentlich nicht äußern. Das überlässt er lieber Britta Buschmann.

Auch sie muss erst nach den richtigen Worten suchen: „Der Widerstand der Anwohnerschaft war zu groß“, sagt sie schließlich. Das habe sich beim Bürgergespräch gezeigt, auf dem sie und der von Knocks beauftragte Planer sowie der Bürgermeister und die Beigeordnete von Selm das Vorhaben vorstellten. „Einfach niederschmetternd“ sei das gewesen.

Grundstück am Hermann-Löns-Weg bereits gekauft

Knocks hatte das Grundstück am Hermann-Löns-Weg 15-17 bereits von der Stadt Selm gekauft: eine brach liegende Gewerbefläche im Wohngebiet südlich der Neuen Werner Straße. Zuletzt hatte die Rogall TV GmbH dort ihren Sitz, ein Unternehmen, das seit 2016 aufgehört hat zu existieren.

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„Die Frauen, für die das Haus gedacht ist, bilden eine Zielgruppe, die in Schwierigkeiten ist, aber die keine Schwierigkeiten macht“, sagt die Verantwortliche des Frauenforums. Während der Gesprächsrunde mit den Anwohnerinnen und Anwohnern sei es zwar vordergründig um das Gebäude gegangen und nicht um seine Bewohnerinnen.

Dass die Vorbehalte aber dem gesamten Projekt gelten, sei offensichtlich gewesen. „Es wurden immer wieder neue Einwände vorgebracht.“ So offensichtlich, dass sie die Reißleine zog: „Die Frauen und Mitarbeiterinnen eines solchen Hauses sollten nicht in einem derart ablehnenden Umfeld wohnen und arbeiten müssen".

Zum Glück, sagt Britta Buschmann, habe sich Heinz Knocks einverstanden gezeigt, das Projekt in einer anderen Stadt zu realisieren. „Wir sind sehr froh, dass er an dem Projekt festhält.“ Wo, ist noch offen. Eine Stellungnahme der Stadt Selm gab es bis Dienstag dazu noch nicht.

In einer ersten Fassung des Berichts waren auf den Fotos im Vordergrund auch Grundstücke zu sehen, die nicht zu der überplanten Fläche (Hermann-Löns-Weg 15-17) gehören.