Sie sind jung. Zwischen 13 und 19 Jahre. Schüler, Studenten. Sie wollen für Selm was bewegen. Eltern sollten sie ernst nehmen. Diese jungen Menschen könnten wichtig für ihre Kinder sein.

Selm

, 02.05.2019, 05:12 Uhr / Lesedauer: 6 min

Mediengruppe Selm. 16 Buchstaben. Hinter denen einiges mehr steckt als nur 16 Buchstaben. Diese Mediengruppe existiert seit ungefähr zehn Monaten. Wer sie kennen lernen und wissen will, wie diese Jugendlichen ticken, braucht bloß ins Internet zu gehen. Unter der Adresse www.mg-selm.de ist hinterlegt, was die jungen Selmer vorhaben. Und was sie schon auf die Beine gestellt haben. Sie filmen, sie machen eine Onlinezeitung, sie planen einen Internetradiosender. Hier könnte dieser Bericht enden. Nach dem Motto: Klicken, gucken, nachmachen, fertig.

Diese Bündelung hat es noch nicht gegeben

Klar, kann man so machen. Wird aber aus Sicht eines Journalisten der Mediengruppe Selm nicht gerecht. Was sie machen, ist nichts weniger als der Beginn einer neuen Zeitrechnung für junge Selmer. In medialer Hinsicht, versteht sich. Denn dermaßen gebündelt, wie die Mediengruppe Selm ihre medialen Inhalte und Aktivitäten plant, hat es das in Selm noch nicht gegeben. Vorab: Jugendliche, die sich für die Mediengruppe interessieren, weil sie selbst gern filmen, Radio machen würden oder als Online-Zeitungsredakteur über Gott, die Welt und Selm berichten möchten, finden in den Machern der Mediengruppe kompetente Ansprechpartner. Die zwar noch sehr jung sind, aber ernsthaft arbeiten und bei dem, was sie tun, auch rechtliche Aspekte medialen Schaffens im Blick haben. Kurz: Sie bieten sinnvolle Freizeitmöglichkeiten, abseits vom Abhängen vor dem Computer oder am Smartphone. Für Eltern dürfte das interessant klingen. Sie könnten ihrem Nachwuchs davon erzählen, sollten aber nicht vergessen, ihren Töchtern und Söhnen die ganze Wahrheit zu erzählen. Die Wahrheit über die Mediengruppe Selm.

Keimzellen Jugendzentrum und Gymnasium

Alles begann vor nicht allzu langer Zeit im Städtischen Gymnasium Selm und im Jugendzentrum Sunshine. Bei zwei zunächst voneinander unabhängigen Medienprojekten. Stadtjugendpfleger Benedikt Dorth erinnert sich: „Einerseits gab es die seit Jahren unter der Leitung von Lehrer Ulf S. Weiß am Gymnasium gemeinsam mit dem damaligen Schüler Lee Marvin Stüwe etablierte und sehr erfolgreiche Schülerzeitung des Gymnasiums Punkt SZ, die bis heute weiterhin erfolgreich online publiziert,und andererseits gründeten vor circa zwei Jahren die damals zwölfjährigen Spielmobil-Teilnehmer Daniel Vieweg und Alexander Nimtz im Anschluss an die Sommerferienbetreuung, in der sie bereits einen erste Videodokumentation erstellten, eine Videogruppe, die schnell weitere Filme produzierte.“ Diese Videogruppe war im städtischen Jugendzentrum Sunshine verankert.“

Medienpädagoge an Bord

Benedikt Dorth engagierte in der Anfangsphase den Medienpädagogen Jörg Hannemann, der in Kameratechnik, Drehbucherstellung sowie Schnitttechnik einführte und die Jugendlichen bei ihrer Fahrt zum International Youth Camp im Sommer 2018 in Selms Partnerstadt Workington begleitete. „Dort entstand eine semiprofessionelle Videoproduktion über diese Jugendbegegnung, bei der die jungen Filmemacher erfolgreich unterschiedliche Kameratechniken, unter anderem diverse Action-Cams für Über- und Unterwasseraufnahmen nutzten“, sagt Dorth.

Mediale Aktivitäten gebündelt

Mit dem Wunsch, ihre medialen Aktivitäten auf einer gemeinsamen Plattform zu bündeln, schlossen sich einige Mitglieder dieser Videogruppe mit Redakteuren der Punkt SZ zusammen und gründeten die Mediengruppe Selm. Federführend war dabei Lee Marvin Stüwe. Der 19-Jährige ist inzwischen Vorstandsvorsitzender der Mediengruppe Selm. Lars Koltermann (18) ist stellvertretender Vorsitzender. Zum harten Kern der Gruppe zählen noch Alexander Nimtz, Annika Tautz und Katharina Schulz sowie Shawn-Matthew Schnabel. Neun bis zehn weitere Jugendliche arbeiten derzeit in den einzelnen Projekten mit. Die Projekte sind: das Filmprojekt, die Jugendzeitung, die derzeit nur aus der Schüler-Online-Zeitung des Gymnasiums besteht, und das Radioprojekt, das noch im Planungsstadium ist.

Die Idee dazu ist übrigens in einer Bäckerei geboren worden, wie Alexander Nimtz erzählt: „Lee, Shawn und ich saßen eines Tages beim Bäcker zusammen. Wir hatten alle gerade erst mit Medien angefangen und wir wollten wissen, wie man Medienprojekte leitet“, berichtet Lee. Und es reifte der Plan, das im Sunshine bestehende Filmprojekt und die Online-Zeitung des Gymnasiums ein wenig näher zusammenzubringen.

Es kam ins Rollen

Das war im September 2017. Lee wollte schon seit Längerem mit Lars ein Radioprojekt auf die Beine stellen. Alexander stellte den anderen Benedikt Dorth vor „und dann kam alles sehr schnell ins Rollen“, erinnert sich Lee.

Mittlerweile gibt es neben der gut laufenden Online-Zeitung „Punkt SZ“ schon Filme, die zum Teil auf der Homepage der Mediengruppe anzuklicken sind. Der Film über das Jugendcamp in Workington zum Beispiel. „Wir machen aber auch Imagefilme als Auftragsproduktion“, sagt Lars. Derzeit schneiden die jungen Selmer das Rohfilmmaterial über die Eishalle Bergkamen zusammen. Der fertige Film wird auf der Homepage der Eishalle zu sehen sein. „Und auf unserer Homepage“, wirft Lars ein. Man kann die Filmer mittlerweile also buchen.

Keine Luftschlösser

Was spätestens zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs mit den Jugendlichen endgültig klar wird, ist: Diese jungen Leute haben Pläne, die weit davon entfernt sind, Luftschlösser zu sein. Die Mediengruppe realisiert ihre Filme ganz nah an den Selmern. Lokal. Theatermitschnitte, wie beim jüngsten Stück der Musicalkids, oder beim aktuell geplanten Theaterstück der Overbergschule gehören dazu. Bühnentechnik inklusive. Das, was sicht- oder bald per Internetradio hörbar ist, ist das eine. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt der Arbeit der Mediengruppe.

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Von Jugendlichen für Jugendliche

Das Ziel hat vier Wörter: „Von Jugendlichen für Jugendliche“. Heißt: „Wir wollen Selmer Jugendlichen die etablierten Medien näher bringen“, sagt Lee Marvin. Etabliert, damit das richtig verstanden wird, sind bei den jungen Leute Medien wie Film, Internet und Radio. Die Mediengruppe stellte und stellt sich folgende Fragen: Was kann ich Sinnvolles mit einem Computer machen? Wie funktioniert Filmtechnik? Wie filme ich etwas am besten? „Es ist ja nicht einfach nur so: Kamera an und machen, sondern da steckt einiges an Arbeit hinter“, erklärt Lee Marwin Stüwe. Was die Ziele betrifft, hat Lars Koltermann wichtige Ergänzungen einzuwerfen: „Wir wollen den Umgang mit Medien fördern. Und wir wollen die Jugendlichen in allen unseren Projekten schulen. Der Computer ist ja nicht nur zum Spielen da, sondern man kann damit auch sehr kreativ was schaffen, sei es Text, Bild oder Ton.“ Dafür haben sie nach und nach ihre Ausrüstung ausgebaut.

Schon als Kinder gefilmt

Aber bis es dazu kam, haben die Einzelnen eine ganz schöne Entwicklung nehmen müssen. Wie hat die mediale Karriere des Lars Koltermann eigentlich angefangen? „Ich habe schon als Kind gefilmt. Meine erste Kamera war eine High-8-Kamera. Die ersten Filme ohne eigene Schnittsoftware ... das war schlecht.“ Nach und nach kamen weitere Kameras dazu. Und ein Camcorder. Videoschnittkenntnisse waren auch wichtig. Lars ist mittlerweile auch in dieser Hinsicht fit. Genau wie in Sachen Ton beim Film. „Dafür habe ich unzählige Stunden am Rechner gesessen und mir Internet-Tutorials angeguckt, um das alles zu lernen.“ Alex hat einst mit der Schulkamera des Gymnasiums Fotos gemacht. Erste mediale Erfahrungen damals. Der Durchbruch war das Videoprojekt beim Spielmobil. Beziehungsweise war es mit viel Theorie der Türöffner fürs Filmen. Später schulterten die jungen Selmer um Alex eine größere Kamera und filmten, filmten, filmten. Unter anderem mit Genehmigung von Borussia Dortmund im Signal-Iduna-Park.Und bei einem Spiel der U-23-Mannschaft des BVB. „Das hat uns echt geprägt“, sagt Alexander.

Bei Lee Marvin hat alles mit sieben Jahren mit einer digitalen Sucherkamera begonnen. Fotos und „Möchtegern-Videos“, wie er sagt. Camcorder-Erfahrungen habe er auch gemacht. Später hatte er einen eigenen Youtube-Kanal mit Spielevideos. Dann kamen Schnittprogramme, die er sich besorgte. Die er zum Teil heute noch nutzt.

Online-Zeitung hat bis zu 1000 Zugriffe im Monat

Neben bereits existierenden Filmen ist auch die Jugendzeitung „PunktSZ“ schon sichtbar. „Wir haben pro Monat zwischen 500 und 1000 Zugriffe“, berichtet Lee Marvin. Was an der Schule passiert oder auch Infos zu aktuellen Filmen sind Themen der Zeitung.

Die Zeit der Webradios

Das Internetradio könnte bald auf Sendung gehen.

Das Internetradio könnte bald auf Sendung gehen. © Arndt Brede

In puncto Radio ist der Stand der Dinge so: „Wir sind dabei, zu überlegen, wie wir das rein technisch aufbauen“, erzählt Lee. Themen sollen künftig alle Themen sein, die in und für Selm relevant sind. Aufbereitet und moderiert von Selmer Jugendlichen. Der Bedarf sei da: „Webradios blühen zurzeit auf.“

Aus Pädagogensicht ein absoluter Glücksfall

Film, Internetzeitung, Internetradio: Das ist schon mal ein ganz schönes Paket, das die Mediengruppe für Selm und junge Selmer schnüren will. Aus fachlicher Sicht beurteilt Stadtjugendpfleger Benedikt Dorth das so: „Aus meiner Sicht als städtischer Jugendpfleger ist es für alle medienbegeisterten jungen SelmerInnen sowie auch für die städtische Jugendarbeit im Bereich der Medienpädagogik ein absoluter Glücksfall, dass sich die Mitglieder der Mediengruppe Selm eigenständig und engagiert für den Auf- und Ausbau spannender, neuer Medienangebote einsetzen. Dabei werden sie unterstützt von den Fachkräften des Teams Jugendförderung, dem Jugendhilfeplaner André Kautz - er koordiniert die Räume in der neuen Begegnungsstätte und beschaffte der Mediengruppe den dringend benötigten Computer – der Stadtspitze sowie dem Lehrer Ulf S. Weiß vom SGS. Außerdem präsentierte sich der neugewählte Vorstand der Mediengruppe überzeugend auf der Sitzung des AJFS, Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Selm, Ende 2018 bereits. Die AJFS – Mitglieder sowie die Vorsitzende und stellvertretende Bürgermeisterin Selms, Jutta Steiner, zeigten sich begeistert und sagten den jungen Medienschaffenden ihre Unterstützung zu.“

Auf dem Weg, ein Verein zu werden

Wie sehr sich das lohnen dürfte, lässt sich an der Ernsthaftigkeit ablesen, mit der die jungen Leute sich an die Arbeit machen. „Bis Ende des Jahres möchten wir ein gemeinnütziger Verein sein“, verrät Vorstandsvorsitzender Lee Marvin Stüwe. Gründe: „Dann können wir Spenden akzeptieren. Einnehmen dürfen wir ja nichts. Außerdem ist die Arbeit als Verein seriöser.“ Ein weiterer Aspekt der Seriosität der Mediengruppe Selm: Sie werkelt nicht einfach so blauäugig vor sich hin. In Zeiten der verschärften Datenschutzverordnung machen sich Lars, Lee, Alex und Co auch über rechtliche Dinge schlau. Wo darf ich filmen? Wen darf ich filmen? Fragen, deren Beantwortung die jungen Medienschaffenden auf die juristisch sichere Seite bringen. Auch diese Aspekte der medialen Arbeit wollen die Macher der Mediengruppe Selm Jugendlichen aus Selm nahe bringen.

Mögliche Zukunft im Sunshine

Wie geht es mit der Mediengruppe, die derzeit einen Raum in der Begegnungsstätte Körnerstraße 2a nutzt, weiter? Die Antwort, wo die Reise hingehen könnte, kennt Stadtjugendpfleger Benedikt Dorth: „Für das neue Sunshine am Sandforter Weg 2a planen die Fachkräfte des Teams Jugendförderung, medienpädagogische Angebote auszubauen. Dafür ist eine optimale, digitale Ausstattung sowie ein Medienraum in Planung. Dabei stehen sowohl die Wünsche und Bedürfnisse der Stammbesucher als auch von möglichen neuen Nutzergruppen, wie der Mediengruppe, im Fokus. Beteiligung dieser Nutzergruppen findet bei der Planung sowie der späteren Programmgestaltung besondere Berücksichtigung bei den verantwortlichen Fachkräften des Teams Jugendförderung.“

Interessiert? Bewerben!

Das alles funktioniert aber für die Mediengruppe nur, wenn sich viele interessieren und möglichst auch mitmachen. Kontakt mit der Mediengruppe aufzunehmen - sei es, weil man mit aktiv und kreativ sein, sei es, weil man die Mediengruppe in Sachen Marketing oder EDV unterstützen möchte -, ist einfach. „Auf der Homepage ist ein Formular hinterlegt“, erklärt Lars.

Für alle Interessierte, hier die Internetadresse:

www.mg-selm.de