
© Niklas Berkel
Impfaktion im Selmer Bürgerhaus lässt enttäuschte Menschen zurück
Coronavirus
Die Impfaktion im Selmer Bürgerhaus sorgte für viel Lob vonseiten der Geimpften und des Personals. Allerdings nicht nur, denn einige Impfwillige waren trotz des Angebots verärgert.
Das Selmer Impfzentrum hat eröffnet. Organisatorisch war der erste von vier Samstagen, an denen im Bürgerhaus geimpft wird, ein Erfolg. Die verfügbaren Termine waren schnell weg, trotzdem kam es nur zu sehr kurzen Wartezeiten. Was aber auch daran gelegen haben könnte, dass die Organisatoren nicht wenige Menschen mit Termin noch vor ihrer Impfung wegschicken mussten.
So wie Thomas Middeldorf. „Ich habe eine Lungenfibrose und bin deswegen etwas eher erschienen“, sagte er. Was er meinte: Nicht sechs Monate nach seiner Zweitimpfung wollte er sich boostern lassen, sondern nach fünf Monaten.
„Wenn mich Corona erreicht, dann habe ich ganz gute Karten, das nicht zu überleben“, sagte er. Die so wichtige Drittimpfung erhalten hat er aber trotzdem nicht.
Er war kein Einzelfall. Bereits in den ersten drei Stunden habe er knapp „30 Bürger wegschicken“ müssen, sagte Stephan Schwager, der Organisator der Impfveranstaltung. Auch sie waren gekommen, obwohl die sechs Monate nach ihrer Zweitimpfung noch nicht abgelaufen waren.
„Viele Impflinge haben sich irritieren lassen“
Die Stadt Selm und der Kreis Unna hatten im Vorhinein darauf hingewiesen, dass eine Impfung erst sechs Monate nach einer Zweitimpfung möglich sei. Einige haben sich aber an anders lautenden Äußerungen aus der Bundesregierung orientiert. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte Booster-Impfungen auch vor Ablauf der Sechs-Monate-Frist empfohlen.
Das berichteten die weggeschickten Impfwilligen Stephan Schwager. „Viele Impflinge haben sich irritieren lassen durch widersprüchliche Meldungen von Bundes- und Landesebene“, sagte er. „Wir sind aber dazu angehalten, sechs Monate Wartefrist einzuhalten.“
Damit orientiert sich der Kreis Unna weiterhin an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) und nicht an der des Bundesgesundheitsministers.
Organisation sei „super“ gewesen
Zum Ärger auch von Christian Bültmann. Er war extra 30 Kilometer aus Dortmund angereist, um sich boostern zu lassen - kam aber zwei Wochen zu früh. Dass er deshalb „unverrichteter Dinge nach Hause fahren“ musste, fand er „unschön“.
„Wenn man gemeinsam die Pandemie bekämpfen möchte, muss es klare Ansagen geben“, sagte er. Bültmann hätte sich über Ausnahmen gefreut.
Dass das lokale Impfzentrum trotzdem ein Erfolg war, lag an der guten Organisation. Die einfache Terminvergabe und die kurzen Wartezeiten fanden Anklang unter denjenigen, die sich impfen lassen konnten.
Anja Hähnel brachte ihre Meinung über die Organisation der kurzfristigen Impfaktion auf den Punkt: „Super.“ Sie sei sehr glücklich über ihre Booster-Impfung.
Erstimpfling hat Vertrauen zur Impfung aufgebaut
Und nicht nur aufgrund der Organisation konnte von einer gelungenen Aktion die Rede sein. Denn nicht nur Booster-Impfungen mussten die Ärzte hinter ihren Trennwänden vornehmen. Auch einige Erstimpflinge waren vor Ort.
So wie Felix, der sich hat impfen lassen, weil er mittlerweile Vertrauen zu den Impfstoffen aufbauen konnte. „Die Impfungen wurden jetzt mittlerweile auch detaillierter hergestellt und deswegen habe ich mir gedacht, lässt du dich jetzt auch mal langsam impfen.“
Und so konnte auch Selms Bürgermeister Thomas Orlowski zufrieden sein. „Ich habe mit einigen Bürgerinnen und Bürgern und innerhalb des Bürgerhauses mit dem Personal gesprochen. Die sind alle sehr zufrieden.“
Es sei die richtige Entscheidung gewesen, das lokale Impfzentrum einzurichten. Einen Dank wollte er an den Kreis, die Ärzteschaft, die Bediensteten und die Kollegen aus der Verwaltung richten.
Mit dem Impftag am 27. November endet die Impfaktion im Selmer Bürgerhaus aber noch nicht. Weitere Termine sind am 4., 11. und 18. Dezember. Termine können über die Internetseite des Kreises Unna gebucht werden (www.kreis-unna.de/gegencorona). Seinen Booster-Termin wahrnehmen kann nur, wessen Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt.
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