Ulrike Trümper (rechts) möchte ihre Mitarbeiter bei der Tafel vor dem Coronavirus schützen und hat zwei 2G eingeführt. Dafür erntet die Tafel jetzt massenweise Hass.

© Udo Hennes

Nach Einführung von 2G bei Tafel: „Werden als Nazis beschimpft“

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Wer sich und andere vor den Auswirkungen von Corona schützen möchte, lässt sich impfen. Deshalb hat die Unnaer Tafel vor Kurzem 2G eingeführt. Das sorgt für Hass-Kommentare im Netz.

Lünen

, 26.11.2021, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Unnaer Tafel hatte am Dienstag, 23. November, verkündet, dass die Vergabe von Lebensmitteln nur noch Geimpfte und Genesene erfolgt. Das soll die eigenen Mitarbeiter schützen, und die Ehrenamtlichen, die alle eher im höheren Alter sind und daher besonders gefährdet. Gut angekommen ist diese neue Regelung allerdings nicht.

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Es gibt viele Kommentare bei Facebook, die Unverständnis für diese Entscheidung ausdrücken. Dort heißt es beispielsweise: „Gerade von einer Tafel hätte ich eine andere Entscheidung erwartet!“, oder: „Wie kann man so was machen? Traurig.“ Auch zu lesen ist: „Das ist ja wohl der Knaller. Das geht gar nicht.“

Tafel wird Diskriminierung vorgeworfen

Auch deutlich heftigere Äußerungen finden sich im Netz: „Ekelhaft. Diese Diskriminierung ist zum Kotzen“ und „Sowas von unverständlich, dass ihr damit die Gesellschaft spaltet, denen es eh schon schwer fällt von der Tafel Essen anzunehmen. Schämen solltet ihr euch.“

Sogar solch ein Kommentar ist dort zu finden: „Ich sag ja, die Armbinde ist nicht mehr weit!“ Hier ist die Frage, ob auf den blauen sechszackigen Stern auf einer weißen Armbinde angespielt wird, den Juden in Polen ab dem Jahr 1939 am rechten Oberarm zu tragen hatten. Noch bevor in Deutschland der Judenstern eingeführt wurde. Oder ob hier die Blinden-Armbinde gemeint ist, in beiden Fällen geht es um Diskriminierung.

Als Nazis beschimpft

Ähnliche Anfeindungen musste die Tafel Unna, zu der auch die Tafeln Lünen und Selm gehören, auch schon über sich ergehen lassen. „Wir haben E-Mails erhalten in denen wir als Nazis beschimpft wurden“, sagt Ulrike Trümper, Vorsitzende der Tafel Unna, im Gespräch mit der Redaktion am Freitagnachmittag (26.11.) Sie ist noch immer geschockt von der Vielzahl an bösen Kommentaren, „die waren wirklich richtig schlimm.“

Solche Hass-Kommentare gehen ihr schlicht an die Substanz. Die Mehrheit wisse einfach nicht was sie da schreibe und sei zum großen Teil auch unaufgeklärt. Aber zum Glück gebe es auch Kommentare, in denen versucht wird, zu relativieren. „Aber es sind wenige.“

Nicht nur Negatives, auch Positives

Man habe auch bei der Tafel das recht auf Schutz, andernfalls wäre die Konsequenz, dass die Tafel ganz geschlossen wird. „Wenn sich alle an die Regeln gehalten hätten, wäre es ja gar nicht so weit gekommen“, betont Ulrike Trümper im Gespräch.

Etwas Positives hat das ganze aber auch, denn mittlerweile haben sich einige Menschen, die zur Tafel kommen, zumindest einmal impfen lassen und sind dann mit negativen Tests zur Vergabe gekommen. „Das muss man ja dann auch belohnen, also haben wir Tüten herausgegeben“, so Trümper. Es scheine also doch, wenn auch in kleinerem Umfang, ein Umdenken stattzufinden. Und zumindest bei der Vergabe in Lünen, hätte niemand große Probleme gemacht, in Unna hingegen liefe es nicht so geregelt ab.