
© Günther Goldstein
Gut durch die Pandemie gekommen? Das sieht nicht jeder Bundestagskandidat so
Wahlarena
Sind wir bisher gut durch die Coronapandemie gekommen? Die Antwort klingt, je nach Parteizugehörigkeit der Bundestagskandidaten des Wahlkreises Unna II, ganz anders. Wie die RN-Wahlarena gezeigt hat.
Mit einer Menge Kritik an den Corona-Maßnahmen der Großen Koalition im Bund, aber auch der Überzeugung, Deutschland habe die Krise bisher gut gemeistert, haben die Bundestagskandidaten des Wahlkreises Unna II (Selm, Lünen, Werne und Hamm) in der RN-Wahlarena am Donnerstagabend, 26. August, im Bürgerhaus Selm versucht, zu punkten. Das Thema, das so nah an den Menschen ist und nach Aussage von Dr. Wolfram Kiwit, Chefredakteur des Medienhauses Lensing, alles verändert hat, sorgte für eine kontroverse Diskussion vor den Zuschauern im Bürgerhaus und an den Bildschirmen. Die Wahlarena war im Internet live als Stream zu verfolgen.
Sechs Kandidaten hatte das Medienhaus Lensing eingeladen, unter der Moderation von Wolfram Kiwit und der Leiterin der Redaktion für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen, Sylvia vom Hofe, über die Themen Pandemie, Wohnen, Verkehr und Klima zu diskutieren. Doch der Vertreter der Partei, die das sofortige Ende der Lockdown-Maßnahmen im Wahlprogramm verankert hat, AfD-Kandidat Robert Hennig, war zwar nach Selm gekommen, verschwand aber auch schnell wieder. Mit den im Bürgerhaus geltenden 3G-Regeln war er nicht einverstanden.
Verlängerung der epidemischen Lage verteidigt
Er verpasste eine rege Diskussion zwischen dem amtierenden Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Unna II, Michael Thews (SPD), und seinen Herausforderern Arnd Hilwig (CDU), Rebekka Kämpfe (Die Linke), Lucas Slunjski (FDP) und Martin Kesztyüs (Grüne). Eine Diskussion, in der Michael Thews die gerade erst vom Bundestag beschlossene Verlängerung der epidemischen Lage verteidigte, „weil sonst einige Dinge nicht mehr gehen würden“. Eine Diskussion, in der Arnd Hilwig erklärte, man solle stolz auf den Umgang Deutschlands mit der Pandemie sein. Bürger hätten ihm gesagt, sie wollten in keinem anderen Land der Welt leben.
Da widersprach Rebekka Kämpfe der Haltung des Christdemokraten Hilwig heftig: „Viele Verordnungen ergeben keinen Sinn.“ Eine Aussage, die Lucas Slunjski unterstrich: „Die Bürger haben teilweise gar nicht verstanden, was sie durften und was nicht.“ Martin Kesztyüs kritisierte, Deutschland sei am Anfang der Pandemie nicht gut aufgestellt gewesen. Und: „Wir brauchen viel zu lange für Entscheidungen.“
Nicht bei Luftfilteranlagen vorgesorgt
Deutlich wurde diese Kritik durch den Vorwurf Rebekka Kämpfes, Bundes- und Landesregierung hätten nicht vorgesorgt, um Luftfilteranlagen flächendeckend einzusetzen. Michael Thews kritisierte, die NRW-Landesregierung sei es, die Luftfilter als Maßnahme gegen Corona nicht umsetze. Dem widersprach Hilwig: „Wir haben dazu Programme aufgestellt.“
Aus dem Publikum kam der Vorwurf, dass eben jene Luftfilteranlagen wegen der globalen Lieferketten nicht zur Verfügung stünden. Lokale Lieferketten seien das Gebot der Stunde. Die Abhängigkeit Deutschlands von globalen Lieferketten bestätigte Thews. Man habe das an Mund-Nase-Schutz gesehen, der teilweise in China statt in der Region produziert worden sei.
Impfanreize, Aufklärung und mit Gerüchten aufräumen
Das Thema Impfen fehlte nicht in der Wahlarena. Thews forderte mehr Aufklärung derjenigen, die sich bisher nicht haben impfen lassen. „Wir müssen mit Gerüchten auch in sozialen Medien aufräumen und die Hoheit über die Wahrheit wiedererlangen.“ Mehr auf Wissenschaftler zu hören, forderte Rebekka Kämpfe. „3G übt schon Druck aus“, erklärte Martin Kesztyüs. „Ich hoffe, dass das reicht.“ Impfanreize schaffen, sachlich argumentieren, niederschwellige Angebote: Das ist ein Rezept, das Arnd Hilwig in den Raum warf.
Die Diskussion ist als Video auf unserer Internetseite www.RuhrNachrichten.de abrufbar. Über die anderen Themen Wohnen, Verkehr und Klima und was die heimischen Bundestagskandidaten zu sagen haben, berichten wir in nächster Zeit.