Der Befall von Bäumen mit Eichenprozessionsspinnern zieht in Selm Kreise. Und führt zu ganz besonderen Unstimmigkeiten und Fragen.

Selm, Bork

, 03.07.2019, 04:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Anja Aniol ist sauer. Auf die Stadt. In einem Schreiben an die Redaktion drückt die Selmerin ihren Unmut darüber aus, dass eine Spezialfirma beauftragt wurde, am Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW in Bork die Raupen mit den giftigen Härchen zu entfernen, während ihrer Meinung nach an anderer Stelle in Selm nicht genügend getan wird.

Große Verärgerung

Ihre Mail liest sich so: „Mit großer Verärgerung habe ich den Artikel über die Eichenprozessionsspinner an der Polizeischule in Bork gelesen. Hier wurde eine Spezialfirma beauftragt, die Raupen zu bekämpfen. An der Overbergschule, am Gymnasium und auch am Sportplatz in Selm werden die Bäume reihenweise abgesperrt und lediglich ein Schild aufgehängt, dass sich hier Eichenprozessionsspinner aufhalten. Von einer Spezialfirma, die sich hier um die Schädlinge kümmert, können die Schüler und Anwohner nur träumen! Die Stadt Selm ist hier nicht in der Lage, sich um das Problem zu kümmern! Warum bekommen die Schüler der Polizeischule besseren Schutz vor diesen gefährlichen Raupen als unsere Kinder? Der Sportunterricht für die Schüler des SGS findet trotz allem im Freien auf dem Sportplatz statt. Meiner Ansicht ein no-go!!! Ich möchte die Verantwortlichen darum bitten, sich um die Beseitigung dieser Schädlinge zu kümmern, anstatt das Problem zu ignorieren!“

Was sagen LAFP und Stadt?

Wir haben diese Mail zum Anlass genommen, beim LAFP einmal nachzufragen, wann das LAFP den Auftrag erteilt hat und wie lange es gedauert hat, bis eine Firma angerückt ist, und ob das LAFP als Einrichtung des Landes NRW andere Drähte zu Firmen glühen lassen kann als die Stadt Selm. Die Stadt Selm haben wir mit den Vorwürfen von Anja Aniol konfrontiert und um Stellungnahme gebeten.

Vertragsfirmen übernehmen Aufgaben

Victor Ocansay, Pressesprecher des LAFP in Bork, verweist auf die Tatsache, dass das LAFP eine Landesbehörde sei: „Das LAFP hat als Landesbehörde Teile des Geländes vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemietet. Sie haben Vertragsfirmen für solche Aufgaben, wie die Entfernung des Eichenprozessionsspinners.“ Insofern sei das LAFP in dieser Angelegenheit nicht mit der Stadt Selm vergleichbar. Fragen dazu, wie schnell die Firma am LAFP angerückt sei, beantwortete Ocansay nicht.

Drei spezialisierte Unternehmen im Einsatz

Wie reagiert aber die Stadt Selm auf die konkreten Vorwürfe von Anja Aniol? Die Antwort von Stadtsprecher (Stand: Montag, 1. Juli) liest sich so: „Mit Stand des heutigen Tages sind seit dem 22. Mai 2019 insgesamt 105 Meldungen (Vorjahr insgesamt 90) aus den verschiedensten Bereichen zum Eichenprozessionsspinner eingegangen. Zum Schutz der Selmer Bürger befinden sich mittlerweile drei spezialisierte Unternehmen im Einsatz im gesamten Stadtgebiet.“ Die Gesamtkoordination und Erstsicherungsmaßnahmen übernehme das Ordnungsamt. „Schulen, Kindertagesstätten und Spielplätze werden hierbei mit einer besonders hohen Priorität versehen. Zum Beispiel arbeitete ein Spezialunternehmen bereits dreimal an der Overbergschule und fünfmal am Gymnasium, weil sich dort immer wieder neue Gespinste gebildet hatten. Neben den genannten Einsätzen an diesen beiden Schulen gab es bisher 15 weitere Einsätze an anderen Schulen, Kitas oder Spielplätzen.“

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Überprüfung beauftragt

Zum Sportplatz am Sandforter Weg habe der Stadt bisher nur eine Beschwerde vorgelegen, worauf die Bäume zum Sandforter Weg hin auch schon behandelt worden seien. „Die Überprüfung der Bäume im Bereich des rückwärtigen Raumes des Sportplatzes wurde bereits in der vergangenen Woche beauftragt. Aufgrund der Gegebenheiten vor Ort wird die Überprüfung und Behandlung jedoch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen.“

Unterdessen hat die Stadt auf zwei Testfeldern Bäume prophylaktisch vorbehandelt. Durch das Bespritzen des Blattgrüns mit einem Wirkstoff soll verhindert werden, dass die Raupen ihre Nester in den Baumkronen bauen. Malte Woesmann dazu: „Eine erste Auswertung der Testfelder ,Freibad‘ und ,Spielplatz Am Angelkamp‘ ist durchaus vielversprechend verlaufen. Bisher sind die vorbehandelten Bäume nicht mit dem EPS befallen. Die Durchführung von prophylaktischen Maßnahmen werden wir deshalb in unsere Überlegungen mit einbeziehen und ein Gesamtkonzept für das nächste Jahr erstellen.“

Wohl mehr Kosten als 2018

Die bisherigen Kosten im Zusammenhang mit dem Eichenprozessionsspinner belaufen sich laut Malte Woesmann (Stand: Mitte Juni) auf circa 8000 Euro. „Wir schätzen, dass es aufgrund der gestiegenen Fallzahlen mehr Kosten als 2018 sein werden. Damals lagen die Kosten bei rund 15.000 Euro.“