Diskussion um Gesamtschule in Selm UWG-Chef Seier fordert separates Oberstufengebäude

Gesamtschuldiskussion: UWG-Chef Seier fordert separates Oberstufengebäude
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Es waren viele Zahlen, mit denen Wolfgang Richter, Berater für Bildungsträger, die Mitglieder des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport in Selm am Montag, 11. September, konfrontiert hat. Anlass: Richter hat den ersten Teil der Schulentwicklungsplanung für den Planungszeitraum 2023 bis 2028 für Selm vorgestellt.

Hintergrund: Der Rat der Stadt Selm hatte im Dezember 2022 mehrheitlich einem Antrag der UWG- und der SPD-Fraktion zugestimmt. Die Verwaltung soll alle notwendigen Maßnahmen sowie rechtlichen Voraussetzungen prüfen, um die jetzige Selma-Lagerlöf-Sekundarschule (SLS) zu einer Gesamtschule weiterzuentwickeln.

Dazu hat sich die Selmer Verwaltung Wolfgang Richter mit ins Boot geholt. Der stellte in der Ausschusssitzung klar: „Es geht jetzt erst mal um eine quantitative Schulentwicklungsplanung.“ Es sei ein Zwischenbericht, betonte er. „Es ist also nichts Endgültiges.“

Einige seiner Aussagen:

  • Die Entwicklung der Schülerzahlen in den Grundschulen zeige nach oben. Die sei noch nicht in den weiterführenden Schulen (Gymnasium und Sekundarschule) angekommen, werde es aber in den kommenden Jahren.
  • „Die meisten Schülerinnen und Schüler, die die Selmer Schulen besuchen, kommen aus Selm.“ 956 Selmer Schülerinnen und Schüler besuchen die Sekundarstufe I in Selm, 175 Selmer Schüler die Sekundarstufe II in Selm, 920 Selmer die Primarstufe.
  • In der Sekundarstufe I fahren aktuell 59 Selmer Schüler nach Werne, 155 nach Nordkirchen, 61 nach Olfen, 86 nach Lünen und 13 nach Lüdinghausen.
  • In der Sekundarstufe II pendeln derzeit 32 Selmer Schüler nach Werne, 38 nach Nordkirchen, 28 nach Olfen 16, nach Lünen und fünf nach Lüdinghausen.
  • Die Sekundarschule hat im Schnitt der letzten fünf Jahre im fünften Jahrgang 88 Selmer Schüler, das Gymnasium 78 Selmer Schüler. Für die Frage, ob die Sekundarschule in eine Gesamtschule umgewandelt werden soll, seien auch die Gesamtschulen in Nordkirchen und Olfen interessant, sagt Richter. Im Schnitt der letzten fünf Jahre hatte der fünfte Jahrgang der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule Nordkirchen 29 Selmer Schüler und die Wolfhelm-Gesamtschule mit den Standorten Olfen und Datteln elf Selmer Schüler.

„Es fehlt Raum“

Zu den Formalitäten der Schulformen sagte Richter: „Eine Sekundarschule muss mindestens dreizügig sein, eine Gesamtschule muss vierzügig sein mit mindestens 25 Schülern pro Klasse.“ Ergibt 100 Schüler. Wobei Richter darauf hinwies, dass allein schon die Sekundarschule um 2030 herum die 100 Schüler-Marke knacken und überschreiten werde. Eine Oberstufe müsse anfangs 42 Schüler haben.

Wenn man also wisse, dass der fünfte Jahrgang der Sekundarschule durchschnittlich 88 Schüler habe, die Schülerzahlen steigen und durchschnittlich 40 Selmer Schüler zu Gesamtschulen in Nordkirchen und Olfen gehen, liege der Gedanke nahe, dass man auf die für eine Gesamtschulgründung notwendigen 100 Schüler kommen werde. „Dazu ist aber auch eine Elternbefragung beauftragt, um eine Art Willensbekundung von den Eltern zu bekommen.“ Wie man den Fragebogen ausgestalten kann, soll im Arbeitskreis Schulentwicklung unter anderem mit Beteiligung der Fraktionen besprochen werden.

Auch auf das Thema Raumkapazitäten des Gebäudes der jetzigen Sekundarschule ging Richter ein: Derzeit habe das Gebäude für Bereiche wie Unterricht und Verwaltung insgesamt 4360 Quadratmeter zur Verfügung. Nach dem Musterraumprogramm der Stadt Dortmund, das Richter als derzeit aktuellstes bezeichnet, benötigt eine Gesamtschule für eine vierzügige Sekundarstufe I mit rund 700 Schülern etwas über 6000 Quadratmeter. Hinzu kommen für eine zweizügige Sekundarstufe II mit rund 120 Schülern 1460 Quadratmeter.

Einschätzung Richters in Sachen mögliche Gesamtschule am Standort der jetzigen Sekundarschule: „Es fehlt ein bisschen Raum.“ Und: „So richtig groß ist der Schulhof mit rund 3000 Quadratmetern nicht.“ Heißt: „Mehr als 600 Schüler gehen auf diesem Schulhof eher nicht.“

Die Sekundarschule wäre wohl in der aktuellen Größe des Gebäudes und des Schulhofes laut Berater Wolfgang Richter zu klein für eine Gesamtschule.
Die Sekundarschule wäre wohl in der aktuellen Größe des Gebäudes und des Schulhofes laut Berater Wolfgang Richter zu klein für eine Gesamtschule. © Hans Blossey

Es gab auch erste Reaktionen der Fraktionen. So erklärte Erdal Macit für die SPD, der Standort könne für eine Gesamtschule problematisch werden. Die SPD stehe aber nach wie vor zu einer Gesamtschule in Selm.

„Ich sehe absolutes Potenzial für eine Gesamtschule“, sagte UWG-Fraktionschef Dr. Hubert Seier. Im Arbeitskreis Schulentwicklung, den Seier seit langem aktiviert haben möchte, werde man auch über Raumfragen tiefergehend sprechen. „Ich glaube an den Standort, bin aber der Meinung, dass wir ein neues Oberstufengebäude haben müssen. Ohne ein solches Gebäude wird es schwer.“ Denkbar seien der Parkplatz oder der Schulgarten.

Ausschussvorsitzender Michael Merten (CDU) schlug vor, angesichts der aktuellen Raumnöte die jetzige Sekundarschule jetzt schon zu erweitern. Das war geplant, aber wegen des Prüfauftrags zur möglichen Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule geschoben worden.

Die Diskussion verfolgte Karin Vogel, Leiterin der Selma-Lagerlöf-Sekundarschule, aufmerksam. Nach der Sitzung erklärte sie gegenüber der Redaktion, den Schulgarten für ein Oberstufengebäude zu verwenden, halte sie für kontraproduktiv: „Das ist auch Unterrichtsfläche, da passiert viel Kreatives.“ Statt solche Diskussionen zu führen, solle man das Wohl der Kinder im Auge behalten und mit Maß handeln.

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