Borkerin streitet sich mit LWL um Geld für Rampe

Frage um Finanzierung

Silvia Focke aus Bork kämpft um die Finanzierung einer Rampe, die es ihr ermöglicht, im Rollstuhl ins Auto geschoben zu werden. Ein steiler Weg: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe sieht keinen Finanzierungsbedarf, weil Focke nicht berufstätig ist und erst nach dem Einbau der Rampe den Zuschuss beantragt hat. Nun hat Focke Klage eingereicht.

BORK

, 03.10.2017, 05:25 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ohne Hilfe käme Silvia Focke nicht im Rollstuhl in ihr Auto geschweige denn Treppen rauf und runter.

Ohne Hilfe käme Silvia Focke nicht im Rollstuhl in ihr Auto geschweige denn Treppen rauf und runter.

Von Silvia Fockes Wohnung bis zu ihrem Auto sind es nur rund 30 Meter: Für einen gesunden Menschen ein Klacks. Für die 58-jährige Borkerin sind diese 30 Meter anstrengend, nicht allein zu schaffen, an manchen Tagen eine Qual. Vor allem, mit ihrem Rollstuhl in ihr Auto zu kommen, ist für die an Multipler Sklerose erkrankte Frau nicht möglich. Eine Rampe hat sie sich deshalb gekauft und ins Auto einbauen lassen. Auf den Kosten – 7000 Euro plus Einbau – bleibt sie bisher sitzen.

Seit 1980 – als sie den ersten Schub bekommen hat – leidet sie an MS. „Im Laufe der Jahre ist es immer schlimmer geworden“, sagt sie. „Ich bin auf Hilfsmittel angewiesen.“ Eines der Hilfsmittel ist eben jene Rampe, die es ihrem Lebenspartner Harald Kassner ermöglicht, sie bei Bedarf mit ihrem Rollstuhl in ihren Kombi zu schieben. Focke hatte gehofft, dass sie einen öffentlichen Zuschuss bekommt. Ihre Hoffnungen sind bisher nicht erfüllt worden.

Zuschuss beantragt und abgelehnt, da kein Bedarf vorhanden

„Meine Schwägerin hatte ihre Krankenkasse angeschrieben und einen Zuschuss beantragt“, erzählt Roswitha Richert-Raeggel. Sie kümmert sich um Silvia Focke. „Die Krankenkasse hat den Antrag an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe weitergereicht.“ Ergebnis: „Der Antrag und weitere Anträge sind abgelehnt worden, weil meine Schwägerin nicht mehr im Berufsleben stehe.“ Bei denen, die nicht mehr im Berufsleben stehen, werde „nach Bedarf“ entschieden, berichtet Roswitha Richert-Raeggel aus eigenen Recherchen.

Da ist er also, der Schlüsselbegriff Bedarf. „Der Bedarf ist gegeben“, sagt Roswitha Richert-Raeggel. Gemeinsam mit Harald Kassner listet sie auf, warum Silvia Focke auf ihr Auto und damit auf die Rampe angewiesen ist: „Wir müssen ja einkaufen fahren“, sagt Kassner. Arztbesuche außerhalb Selms stehen auch auf dieser Liste, Fahrten zur Kirchengemeinde in Werne, zu ihrer 82-jährigen Mutter in Hamm und zum Englisch-Kurs bei der Volkshochschule Selm.

Aufzug am Bahnhof in Ahlen funktioniert seit zwei Jahren nicht

Regelmäßig steuert Focke auch das 46 Kilometer entfernte Ahlen an, wo ihre Schwägerin Roswitha Richert-Raeggel lebt und als Schriftstellerin arbeitet. Silvia Focke liest die Texte gegen und macht Korrekturen. Mit dem Zug nach Ahlen zu fahren, sei nicht möglich, denn: „Seit zwei Jahren funktioniert der Aufzug am Bahnhof Ahlen nicht.“

Trotz dieser langen Bedarfsliste: Der LWL hat mehrfach den Antrag auf Zuschuss zur Rampe abgelehnt. „Zum Sachstand kann und darf ich nichts sagen, weil wir uns in einer gerichtlichen Auseinandersetzung befinden. Frau Focke hat Klage eingereicht“, sagt Frank Tafertshofer, Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) auf Anfrage. Einige allgemeine Aussagen, die nicht nur den Fall Focke betreffen, macht er aber doch: „Sich etwas zu bestellen und im Nachhinein genehmigen zu lassen, funktioniert bei Hilfsmitteln von Rollstuhl bis zum KFZ nicht.“

Focke will um Zuschuss kämpfen

Wenn allerdings besondere Gründe wie Berufstätigkeit vorliegen, für die man Hilfsmittel benötige, könne das anders aussehen. In anderen Fällen werde geprüft, ob der Antragssteller öffentliche Verkehrsmittel benutzen könne.

Silvia Focke will kämpfen um den Zuschuss. Bei ihrer kleinen Rente sei das wichtig. Wer mit ihr spricht, spürt aber, dass ihr nicht ganz wohl ist bei dem Gedanken, vor Gericht zu ziehen.

Die Krankheit zehrt an ihrer Substanz. „Ich fühle mich, als ob ich vor einer hohen Wand stehe. Das macht mich hilflos“, sagt sie. Sie vergesse aufgrund der Krankheit ganz viel. Ohne Rollator kann sie nicht gehen. In der Regel muss sie den Elektrorollstuhl nutzen. „Aber das bisschen Mobilität möchte ich noch so lange wie möglich erhalten.“