Borker Schützenfest 1970: Als Heinrich III. die Lehrer festnehmen ließ

Schützenfest in Bork

Das Borker Schützenfest fällt dieses Jahr aus: Ein besonderes Jubiläum soll aber dennoch nicht unerwähnt bleiben, finden die Schützen und erinnern an den Königsschuss von Heinrich Sommer 1970.

Bork

, 24.08.2020, 18:15 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dorothea Terboven und Heinrich Sommer wurden 1970 zum Borker Königspaar der Schützen.

Dorothea Terboven und Heinrich Sommer wurden 1970 zum Borker Königspaar der Schützen. © Archiv Heinz-Willi Quante

Bork, vor ziemlich genau 50 Jahren: Das Dorf ist mit grün-weißen Fahnen und Wimpeln geschmückt, die üblichen Gerüchte machen sich breit, wer beim anstehenden Schützenfest wohl ernst machen wird, - die traditionelle Vorfreude liegt in der Luft.

Wäre Corona nicht, würde die Stimmung in Bork jetzt vermutlich ähnlich sein. Die Pandemie hat den Plänen der Schützen allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht: Das eigentlich für das letzte Augustwochenende geplante Schützenfest hat die Bürgerschützengilde St. Stephanus schon im Mai absagen müssen. Trotzdem, so erklärt es Heinz-Willi Quante im Gespräch mit der Redaktion, soll in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum nicht unter den Tisch fallen: ein Ereignis, das eben genau vor 50 Jahren stattgefunden hat.

Besonderes Jubiläum für Heinrich Sommer

Heinrich Sommer war damals 35 Jahre alt. Und in Bork kannte ihn eigentlich jeder: Schließlich war er Rektor der Hauptschule in Bork. Er war es, der am Schießstand ernst mache und 1970 Borker Schützenkönig wurden. Sein Königsschuss jährt sich in diesem Jahr also zum 50. Mal. Gemeinsam mit Dorothea Terboven regierte Heinrich Sommer zwei Jahre lang das Borker Schützenvolk.

Heinrich Sommer mit seiner Frau Ilse im Jahr 2018: Da haben die beiden Diamantene Hochzeit gefeiert. Die ganze "Dorfabschmücktruppe" der Schützen gratulierte zu diesem besonderen Tag.

Heinrich Sommer mit seiner Frau Ilse im Jahr 2018: Da haben die beiden Diamantene Hochzeit gefeiert. Die ganze "Dorfabschmücktruppe" der Schützen gratulierte zu diesem besonderen Tag. © Heinz-Willi Quante

Dorothea Terboven ist 2016 verstorben. Heinrich Sommer hingegen wohnt immer noch in Bork. Und genau das macht das Jubiläum auch zu so etwas Besonderem: Vor ihm hat vermutlich kein Borker König den 50. Jahrestages seines Königsschusses miterlebt, wie Heinz-Willi-Quante von der Borker Schützen erklärt. „Zumindest was die Könige nach dem 2. Weltkrieg angeht. Aber auch davor ist so ein Jubiläum eher unwahrscheinlich, da es sich bei den Königen vor dem Krieg eigentlich immer um gestandene Herren gehandelt hat.“

Die Wache nahm die Lehrer fest

Heinz-Willi-Quante kann aus der Geschichte des Schützenvereins auch über ein besonderes Ereignis aus der Regentschaft von Heinrich Sommer berichten: „Am Schützenfestmontag 1972, also nur noch einige Stunden vor Beendigung seiner Zeit als Majestät, ließ er als Heinrich III., damals Rektor der Hauptschule Bork, alle Lehrer durch die Wache der Gilde ,vorübergehend festnehmen’ und zum Antreteplatz des Bataillons am Marktplatz ,abführen‘. Dass danach kein Unterricht mehr möglich war, versteht sich von selbst. Nach seinen Aussagen drückte der damalige Schulrat zu seinem Glück ein Auge zu. Heute wahrscheinlich kaum mehr vorstellbar.“

Schon beim letzten Schützenfest - also 2018 - gab es eine besondere Aktion für Heinrich Sommer: Am Dienstag nach dem Schützenfest wird traditionell das Dorf abgeschmückt. „Bevor es nach getaner Arbeit zum neuen Majestätenpaar ging, stattete die ,Dorfabschmücktruppe' ihrem ältesten und dienstältesten König einen Besuch ab, da er an diesem Tag mit seiner Frau Ilse Diamantene Hochzeit feiern konnte und gratulierte dem Jubelpaar“, erinnert sich Heinz-Willi Quante.

Abschmücken müssen die Schützen in diesem Jahr nicht - zumindest nicht in so großem Stil. Allerdings hatte der Vorstand des Schützenvereins die Borker dazu aufgerufen, trotz des ausfallenden Schützenfestes die Häuser im Ort grün-weiß zu schmücken. Nach dem Motto: Lasst Bork wissen, dass Schützenfest wäre. Wenn Corona nicht wäre...