
Die Baustelle an der Industriestraße sieht recht unscheinbar aus. Dabei passiert dort gerade etwas Historisches. © Marie Rademacher
Bergbauschächte in Selm werden verfüllt: So ist der Stand der Arbeiten
Baustelle
Sieben Monate wird es insgesamt gedauert haben, die je rund 1000 Meter tiefen Bergbauschächte in Selm zu verfüllen. Seit März laufen die Arbeiten an der Industriestraße.
Es ist fast 100 Jahre her, dass die Zeche Hermann in Selm dichtgemacht wurde. Seit 1926 ist der Deckel auf der Bergbaugeschichte der Stadt - seit 1927 auch auf den beiden Schächten, die von der Industriestraße aus ins Erdreich ragen. Betonplatten lagen noch bis vor Kurzem auf Schacht 1 und Schacht 2. Seit Anfang März ist das nicht mehr so: Die beiden Schächte werden seitdem „dauerstandsicher“ verfüllt.
Rund 19.000 m³ Beton müssen dazu insgesamt an die Industriestraße gekarrt werden. „Die Verfüllarbeiten am Schacht Hermann 1 sind fast fertig, am Schacht Hermann 2 sind diese noch im Gange“, erklärt Dr. Christian Drepper, Sprecher von E.ON, auf Anfrage der Redaktion zum Fortschritt der Arbeiten. Zum Hintergrund: Eigentümerin der Schächte in Selm ist die Gewerkschaft Hermann V GmbH – E.ON SE und Thyssenkrupp als Anteilseigener vertreten sie. Die Verantwortung für sehr viele Schächte des Altbergbaus liegt in Deutschland bei den Nachfolgegesellschaften E.ON, RWE, Thyssenkrupp und Littleluse. So eben auch in Selm.
Verfüllung wird insgesamt sieben Monate dauern
Große Überraschungen hat es bei der Öffnung der je rund 1000 Meter tiefen Schächte in Selm bisher nicht gegeben, sagt der E.ON-Sprecher. Das Material, mit dem die tiefen Gänge verfüllt werden, stammt vom Beton-Werk ganz in der Nähe. Wochentags zwischen 7 und 16.30 Uhr sind entsprechend viele Fahrzeuge unterwegs im Industriegebiet. Beschwerden, so sagt es Dr. Christian Drepper, seien bei E.ON deshalb bislang noch nicht eingegangen. Auch sonst laufe alles nach Plan - der Zeitplan kann eingehalten werden. Das heißt: Nach insgesamt sieben Monaten sollen die Schächte ganz verfüllt sein.
Warum gerade jetzt? Gefahr, so sagt es E.ON, sei von den nicht verfüllten Schächten nie ausgegangen. Es gebe keinen bestimmten Anlass, warum das jetzt angegangen werde. Außer: „Wir haben uns für eine dauerstandsichere Verwahrung der Schächte entschieden, da diese dann ,nachsorgefrei‘ sind und zukünftig keine regelmäßigen Kontrollen mehr vonnöten sind. Dadurch sind die alten Schachtabdeckungen überflüssig und werden entfernt“, hatte E.ON-Pressesprecher Marvin Macke im März auf Anfrage der Redaktion gesagt.
Großer Einfluss der Zeche auf die Stadtgeschichte
Wenn weiterhin alles verläuft wie geplant, dann sind die Arbeiten im Oktober abgeschlossen. An dem Einfluss, den der Bergbau auf die Stadtgeschichte hatte, wird der viele Beton aber nichts ändern. Die Geschichte der Zeche Hermann war kurz und intensiv - im Volksmund wurde die Zeche wegen der schweren Arbeitsbedingungen auch „Zeche Elend“ genannt. Dennoch: Der Zustrom an Menschen, der durch sie nach Selm kam, machte aus dem Dorf erst eine Stadt. Von der Stilllegung der Zeche und dem Wegfall der vielen Arbeitsplätz vor fast 100 Jahren musste Selm sich sehr lange erholen.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
