
© Heimatverein Selm (Archiv)
Bergbauschächte in Selm werden verfüllt - fast 100 Jahre nach Schließung der Zeche
Bergbau
Eine große Baustelle wird es bald an der Industriestraße in Selm geben: Die zwei Bergbauschächte werden verfüllt. Fast 100 Jahre nach Schließung der Zeche.
Der Bergbau hat das kleine, ländliche Dorf Selm Anfang des 20. Jahrhunderts zur Stadt gemacht. Auch wenn die Geschichte der Zeche Hermann nur sehr kurz ist - nichts hat die Stadtentwicklung im Rückblick ähnlich stark geprägt wie die „Zeche Elend“, wie sie im Volksmund genannt wurde. 1926 hat sie dicht gemacht. Die Fördertürme sind gefallen, die Schächte abgedeckt. Zugeschüttet wurden sie allerdings nie - bis jetzt.
Die Stadt Selm hat in einer Pressemitteilung angekündigt, dass die ehemaligen Bergbauschächte Hermann 1 und Hermann 2 ab Anfang März „dauerstandsicher verfüllt“ werden. Etwa sieben Monate sollen die Bauarbeiten dauern - allein dieser Zeitraum verdeutlicht, wie aufwendig das Verfüllen sein wird.
Der Schacht 1, so erklärt es Sebastian Kleinwächter aus Selm in seinem Beitrag auf BGVR.org, wurde hauptsächlich als Förderschacht genutzt. „Schacht 2 diente hauptsächlich der Personenfahrt und der Bewetterung“, schreibt er. Nach der Stilllegung der Zeche sind beide Schächte 1927 abgedeckt worden, 1928 wurden die Fördergerüste umgelegt. „Nach dem 2. Weltkrieg wurden von den Alliierten Gegenstände aus der Luftmunitionshauptanstalt Bork neben den Schächten verbrannt und in die Schächte geworfen. Einmal gab es im Feuer eine Explosion bei der drei Menschen ums Leben kamen“, heißt es in seinem Beitrag außerdem.
Erhöhtes Verkehrsaufkommen durch 19.000 m³ Füllmaterial
Derzeit sind die Schächte mit mehreren Stahlbetonplatten abgedeckt, wie die Stadt mitteilt. Sie „werden jetzt proaktiv verfüllt, um die Stabilität der Schächte langfristig zu gewährleisten“, heißt es in der Pressemitteilung außerdem.

Noch ein alten Bild von der Zeche. Heute ist dort die Firma Interhydraulik. © Sebastian Kleinwächter
Gerade für die Anwohner der Industriestraße kann es in den kommenden Monaten durch die Arbeiten zu Einschränkungen kommen. „Die Arbeiten werden voraussichtlich Anfang März beginnen und wochentags in der Zeit von 7 bis 16.30 Uhr stattfinden. Es wird derzeit angenommen, dass die Bauzeit etwa sieben Monate beträgt. In Ausnahmefällen können die Arbeitszeiten zwischen 6 und 18 Uhr liegen. Vereinzelt kann auch samstags gearbeitet werden“, teilt die Stadt dazu mit.
Zum Hintergrund: Für die Verfüllung müssen rund 19.000 m³ Füllmaterial bis zum Schachtgelände transportiert werden. „Dadurch ist mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen durch Lkw-Verkehr zu rechnen. Dies kann laut E.ON SE bedauerlicherweise zu Beeinträchtigungen für Anlieger im Umfeld der Industriestraße führen“, erklärt die Stadt. Die Anfahrt der Baustelle erfolgt über die B236 bzw. L507 - Zeche-Hermann-Wall bis Kreisverkehr - Industriestraße bis Baustelle und gleichen Weg zurück.
Lohnhalle, Waschkaue und Bürogebäude stehen noch
Das Unternehmen E.ON ist ein Rechtsnachfolger des Altbergbaus - der Energiekonzern trägt zusammen mit anderen Nachfolge-Unternehmen die Verantwortung für die Schächte im Ruhrgebiet. So auch in Selm.

Für Anlieger der Industriestraße in Selm kann es in den nächsten sieben Monaten zu einigen Einschränkungen kommen, kündigt die Stadt an. Grund ist die Verfüllung der alten Bergbauschächte. © Carina Strauß
Von der Zeche Herrmann stehen noch Lohnhalle, Waschkaue und Bürogebäude. Nach Stilllegung der Zeche waren die Gebäude erst als Schule genutzt worden, dann war dort lange die Firma Chemaperm ansässig. Nach ihrem Konkurs verkam die ehemalige Zeche aber zusehends zur Ruine. Bis 2001: Da hat die Firma Interhydraulik ihren Standort dorthin verlegt. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz ist es mittlerweile aufwendig saniert worden.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
