Wer von Westen aus Richtung Olfen auf der Olfener Straße nach Selm kommt oder umgekehrt Selm Richtung Olfen verlässt, dem wird er auffallen: der Schandfleck, wie viele das verfallende Gebäude der ehemaligen Molkerei direkt am Bahnübergang der Zugstrecke Enschede - Dortmund bezeichnen. Der Begriff ist nicht umsonst so gewählt worden. Tristesse pur bietet sich den Augen der Betrachter.
Das Gebäude gammelt vor sich hin, verfällt zusehends. Jahrelang hatte der Eigentümer öffentlich sichtbar nichts getan, um dem Verfall entgegenzuwirken. Dem Zugriff durch die Stadt entzog sich die Immobilie auf rechtliche Weise: Eigentum ist ein hohes Gut. Und so schien es, dass der Schandfleck bis zum St. Nimmerleinstag bestehen würde.
Doch dann hatte die Alte Molkerei GbR das Gebäude gekauft. Die GbR will gegen den Verfall etwas tun und an dieser Stelle im sanierten Bestandsgebäude eine Senioren-WG für 24 Bewohner sowie in einem Erweiterungsbau altersgerechte Seniorenwohnungen schaffen.
Geplant sei, dass man im ersten Bauabschnitt das Gebäude komplett entkernen und mit Erdwärmepumpe, Photovoltaik und einer hochwertigen Dämmung auf einen hohen Energiestandard umrüsten will. So hatte es Architekt Daniel Westrup im Herbst der Politik vorgestellt. Angesichts der besonderen Lage an der Bahnstrecke verwies er auf eine Abzäunung zu den Gleisen und eine komplette Schallschutzverglasung an beiden Gebäuden zum Lärmschutz.

Keine Arbeiten vor 2025
Das Projekt ist ein großes Unterfangen. Die erforderlichen Änderungen in Flächennutzungs- und Bebauungsplan werden erfahrungsgemäß bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen. Vor 2025 dürfte es also voraussichtlich keine Bauarbeiten an der Alten Molkerei geben.
Wir haben bei der Stadt nachgefragt, wie der derzeitige Stand der Planungen ist. David Ruschenbaum von der Pressestelle erklärt zunächst: „Das Planverfahren befindet sich aktuell noch in der Vorbereitung. Aufstellungsbeschlüsse für eine Änderung des Flächennutzungsplanes oder Bebauungsplanes sind noch nicht eingebracht. Hierfür sind Planunterlagen seitens des Investors einzureichen.“
Ist die Einschätzung korrekt, dass es vor 2025 wohl keine Bauarbeiten dort geben wird? „Nach jetzigem Stand trifft dies weiterhin zu“, berichtet Ruschenbaum. „Eventuell sind vorbereitende Maßnahmen in Abstimmung mit Behörden möglich.“
Könnte es noch grundsätzliche Hürden geben, die eine Bebauung, wie sie die Alte Molkerei GbR plant, torpedieren beziehungsweise sogar verhindern könnten? Ruschenbaum erklärt dazu: „Dies kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden. Erst nach Vorlage aller Pläne und im Verfahren wird sich dies zeigen.“
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