Die Alte Molkerei direkt am Bahnübergang an der Olfener Straße ist seit Jahren Diskussionsthema und wird von einigen als „Schandfleck von Selm“ bezeichnet. Wie berichtet will die Alte Molkerei GbR, die das Gebäude gekauft hat, gegen den Verfall etwas tun und an dieser Stelle im sanierten Bestandsgebäude eine Senioren-WG für 24 Bewohner sowie in einem Erweiterungsbau altersgerechte Seniorenwohnungen schaffen.
Jetzt erläuterten Sascha Oestermann für die GbR und der Olfener Architekt Daniel Westrup im Ausschuss für Stadtentwicklung, Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz einige Details der bisherigen Pläne und gingen auf Detailfragen aus der Politik ein. Sascha Oestermann, der erzählte, dass er selbst am alten Selmer Bahnhof wohnt, machte deutlich, dass Wohnraum für Senioren benötigt wird: „Wir wissen aus Gesprächen, dass der Bedarf da ist.“ Der Architekt berichtete, dass man im ersten Bauabschnitt das Gebäude komplett entkernen und mit Erdwärmepumpe, Photovoltaik und einer hochwertigen Dämmung auf einen hohen Energiestandard umrüsten will. „Die Grundsubstanz ist sehr gut“, hatte er vor Ort festgestellt.
Verkehrsfrage zu klären
Im Bestandsgebäude wird es außerdem Sozialräume für die Bewohner, Lagerräume und das Büro eines Pflegedienstes geben. Gerade letzteres komme auch den Bewohnern der 15 Seniorenwohnungen zugute, die im Erweiterungsbau entstehen, meinte Sascha Oestermann. Angesichts der besonderen Lage an der Bahnstrecke verwies er auf eine Abzäunung zu den Gleisen und eine komplette Schallschutzverglasung an beiden Gebäuden zum Lärmschutz. Bei zwei Fahrten pro Stunde sei der Zugverkehr auch vergleichsweise gering.
Aus den verschiedenen Fraktionen gab es hauptsächlich Zustimmung für die Zukunftspläne an langer ungenutzter Stelle, aber auch einige Nachfragen. Ingmar Leismann (Grüne) lobte etwa: „Endlich passiert an der Stelle was“, fragte allerdings gleichzeitig auch, ob die Pläne nicht die Verkehrssituation an der Olfener Straße bei geschlossener Schranke verschärfen. Sascha Oestermann verwies darauf, dass die 24 WG-Bewohner kein Auto haben werden, ist sich der Problematik aber bewusst. „Das ist nicht optimal, es kann einen großen Rückstau geben. Hier wäre die Stadt gefragt, die Lage zu entschärfen“, meinte der Vertreter der Käufergesellschaft.

Standort nicht für alle ideal
Hubert Seier (UWG) fragte, wie es mit der Regenwasserentsorgung aussieht. „Da wird viel Wasser anfallen, eine Speicherung auf dem Grundstück wäre sinnvoll“, forderte er. Oestermann und Architekt Westrup versicherten, dass genau das geplant sei. Insgesamt soll der Gebäudekomplex möglichst energieautark bleiben, die Erdwärmepumpe wird über das Stromnetz betrieben. Der Bereich Richtung Autohaus Selm wird begrünt, zudem soll es im Außenbereich der Alten Molkerei weitere Grünflächen geben, auf denen sich die Senioren aufhalten können.
Klaus Schmidtmann (FDP) lobte mit leichtem Seitenhieb an die Verwaltung: „Sie haben das geschafft, was die Stadt jahrelang nicht geschafft hat, den Eigentümer zum Verkauf zu bewegen.“ Allerdings gab er zu bedenken, dass man angesichts der Lage zwischen Gleisen und Gewerbegebiet einiges investieren müsse, um die neuen Wohnungen für ältere Menschen attraktiv zu gestalten. Hubert Seier hielt dem entgegen, dass ein Standort mit unmittelbarer Nähe zum Bahnhof einige Vorteile für körperlich eingeschränkte Menschen biete. „Außerdem wird sich die Lärmbelastung durch den höheren Anteil an E-Autos bis dahin verringern“, war er sich sicher.
Vor 2025 keine Bauarbeiten
Hubert Zumbusch (CDU) berichtete, dass einige ältere Menschen skeptisch seien, dass an der Alten Molkerei jetzt ausgerechnet Seniorenwohnungen entstünden. „Wir müssen alle davon überzeugen, dass es eine Aufwertung für die Stadt Selm ist“, betonte Sascha Oestermann.
Die erforderlichen Änderungen in Flächennutzungs- und Bebauungsplan werden aber bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen. Vor 2025 wird es also voraussichtlich keine Bauarbeiten an der Alten Molkerei geben.
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