Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige an Bahngleisen in Selm Für Molkerei-Investoren „kein Problem“

Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige an Gleisen: Für Investoren „kein Problem“
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Jahrelang tat sich nichts an der Alten Molkerei an der Olfener Straße in Selm. Das Gebäude verkam zusehends. Jetzt hat eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die Alte Molkerei GbR, das Gelände und das Gebäude gekauft. Und möchte das Gebäude zu einer modernen betreuten Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Senioren umbauen. Dort soll es auch Büroräume für einen Pflegedienst geben, der Interesse habe und der dann auch die Betreuung der Bewohner übernehmen soll. Die GbR hat jetzt einen Antrag auf Nutzungsänderung für die Alte Molkerei gestellt, der Thema im Selmer Ausschuss für Stadtentwicklung, Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz am Donnerstag, 7. September, ab 17 Uhr im Bürgerhaus Selm, Willy-Brandt-Platz, sein wird.

Die Pläne werfen Fragen auf. Fragen, die wir der Alte Molkerei GbR gestellt haben.

Wie lange hat es gedauert von der Idee, eine GbR zu gründen, um die Alte Molkerei umzunutzen, bis zum Tag des Antrags an die Stadt Selm auf Nutzungsänderung?

„Circa ein Jahr“, erklärt Sascha Oestermann für die GbR.

Wie viel Geld nimmt die GbR inklusive Kauf des Gebäudes und des Grundstücks in die Hand, um das Vorhaben zu verwirklichen?

Antwort Oestermann: „Die konkrete Kostenkalkulation wird gerade vom Architekten erstellt und steht auch in Abhängigkeit mit gegebenenfalls anfallenden Auflagen.“

Wie sind Sie und Ihre Mitstreiter ausgerechnet auf die Idee einer Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Menschen gekommen?

„Durch diverse Gespräche im Vorfeld und die Tatsache, dass genau diese Art des Zusammenlebens für ältere Menschen eine tolle Alternative ist“, sagt Oestermann. „Der Bedarf für solche Wohngemeinschaften besteht in Selm und wird auch zukünftig bestehen.“

Hat es auch andere Ideen gegeben, wie man die Alte Molkerei künftig nutzen kann?

„Nein“, antwortet Sascha Oestermann.

Die Alte Molkerei liegt fast direkt an der Bahnlinie Dortmund-Enschede. Nun ist ja eine Bahnlinie nicht gerade eine leise Umgebung für alte Menschen. Ist sich die GbR dessen bewusst? Und was will die GbR tun, um die künftigen Bewohner vom Lärm (der ja auch noch durch den Bahnübergang mit sich stauenden Fahrzeugen durch Abgase ergänzt werden wird) abzuschotten?

„Die einfahrenden oder abfahrenden Züge sind an dieser Stelle sehr langsam und damit auch leise“, meint Oestermann. „Hinzu kommt, dass die Bahn nur zwei mal pro Stunde tatsächlich am Selmer Bahnhof hält und es keine nächtlichen Fahrten gibt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Schallschutzfenster zu verbauen. Die Lautstärke wird an dieser Stelle für die Bewohner kein Problem darstellen.“

Die Alte Molkerei verfällt zusehends.
Die Alte Molkerei verfällt zusehends. © Arndt Brede

Welcher Zielzeitraum vom Baubeginn bis zum Einzug der Bewohner ist realistisch?

Das könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, heißt es von der GbR.

Um welchen Pflegedienst handelt es sich, der Interesse hat?

„Das geben wir gerne bekannt, wenn alle entsprechenden Verträge geschlossen wurden“, kündigt Sascha Oestermann an.

Ist das schon in Stein gemeißelt oder können sich andere Pflegedienste bewerben?

Oestermann dazu: „Man kann sich nicht bewerben, da die Gespräche mit dem Pflegedienst schon sehr konkret sind.“

Wie gedenken Sie, an das notwendige Personal zur Betreuung der Bewohner zu kommen?

„Das ist Aufgabe des Pflegedienstes, dieser ist aber sehr gut vernetzt in Selm und Umgebung“, berichtet Sascha Oestermann.

Könnte es noch Hürden und Unwägbarkeiten geben, die das gesamte Vorhaben erschweren (Baugrund, Altlasten etc.)?

„Davon gehen wir nicht aus, aber das Projekt ist noch ganz am Anfang“, führt Oestermann aus. „Wir sind davon überzeugt, mit diesem Projekt etwas Großartiges für Selm zu schaffen. Parallel verschwindet der Schandfleck von Selm, wo täglich Hunderte von Autos dran vorbeifahren. Das ist eine enorme Aufwertung für den Bereich des Selmer Bahnhofs.“

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