Hermann Kühne (†88) gestorben Über 40 Jahre stand er als Wirt am Tresen der Waage

Zum Tod von Hermann Kühne: Über 40 Jahre am Tresen der Waage
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Die Waage war in den goldenen Zeiten der Kneipenkultur das Wohnzimmer von Schwerte. Hier trafen sich Journalisten und Politiker, Sportler und Künstler, hier wurden Verträge ausgehandelt und gingen Informationen über den Tisch – und auch so mancher Ratsbeschluss entstand im rauchgeschwängerten Hinterzimmer.

Nicht denkbar war dieses Schwerter Biotop ohne den Wirt Hermann Kühne. Er verkörperte wie wohl sonst niemand im Umkreis die klassische kleine Kneipe. Hermann Kühne starb am Samstag (27. Mai) im Alter von 88 Jahren.

Veltins: 55 Pfennig

Über 40 Jahre stand Hermann Kühne am Zapfhahn. Als er am 15. August 1967 eröffnete, kostete ein Veltins 55 Pfennig, der Korn 40 Pfennig. Aufgelistet war das in grünen Plastik-Getränkekarten. Das Speisenangebot war auf einem Zettel am Tresen aufgelistet: Menü 1: Vivil, Menü 2: Erdnüsse.

„Ich wollte nie eine Speisegaststätte“, erzählte Kühne unserem Reporter Reinhard Schmitz zum 40-jährigen Dienstjubiläum im August 2007. Nach einer Kaufmannslehre hatte Kühne zunächst die großväterliche Trinkhalle in Hagen-Haspe übernommen. Ein Berufsweg, der ihm eigentlich schon in den Ranzen gelegt worden war.

Gleich neben der Schnapsbrennerei Eversbusch lernte Klein-Hermann Rechnen, Schreiben und Lesen – in der August-Eversbusch-Schule. Den legendären Wachholder mit den 46 Umdrehungen, der dort gebrannt wurde, stand auch in der Waage auf der Getränkekarte.

Legendäre Abende mit Akkordeon

Legendär waren auch die Abende, an denen Kühne sein Akkordeon auspackte. Und zum Repertoire gehörte auch stets Peter Alexanders „Die Kleine Kneipe“, dann aber in der Version bei Hermann in Schwerte.

Verbunden war Kühne auch dem Schwerter Boxsport und dem VfL-Schwerte. In den 50er-Jahren gewann der Gastwirt gleich viermal den Südwestfalentitel im Boxsport. 1953 trat er sogar gegen Europameister Erich Schöppner in den Ring. Später wurden die Box- von Torwarthandschuhen abgelöst. „Bis zum 48. Lebensjahr habe ich in der Oldiemannschaft des VfL Schwerte gespielt“, erzählte Kühne damals dem Reporter über die sportliche Vergangenheit. Lange besuchte er auch die Heimspiele des VfL, und natürlich war der Schwerter Boxsport auch in der Waage zuhause.

100.000 Pils gezapft

Mehr als 100.000 Pils hat Kühne in seiner Berufszeit gezapft. Auch nach dem Ruhestand hatte er noch so manche Schicht beim Frühschoppen in der Waage übernommen. Die Trauerfeier findet am Samstag (3.6.) um 10 Uhr im Bestattungshaus Kritzler an der Sonnenstraße 65 statt.

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