Hans-Peter Brakes (84) und sein Lincoln von 1979 „Er stand in einer Garage in St. Louis“

Hans-Peter Brakes (84): Sein Lincoln stand in einer Garage in St. Louis
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Eigentlich hat der „Lincoln Continental Mark V“ von Hans-Peter Brakes eine traurige Vorgeschichte. Der 84-Jährige, der mit seinem Wagen am Pfingstmontag (29.5.) zum Oldtimertreffen am Dieckmann’s in Syburg angereist ist, erzählt sie bereitwillig.

„Ich habe den Wagen in St. Louis in Mississippi gekauft“, erzählt Brakes. Der knapp sechs Meter lange Wagen hatte dort in einer Garage gestanden – und zwar 30 Jahre lang. Denn der Besitzer des Oldtimers, der im Jahr 1979 vom Band gelaufen war, war gestorben. „Die Witwe wollte sich von dem Wagen nicht trennen, also kam er in die Garage. Der Sohn hat zwei- bis dreimal im Jahr kurz den Motor angeworfen, das war es auch schon.“

Hans-Peter Brakes und sein Lincoln Continental. Der Wagen ist 5,99 Meter lang und 44 Jahre alt.
Hans-Peter Brakes und sein Lincoln Continental. Der Wagen ist 5,99 Meter lang und 44 Jahre alt. © Martina Niehaus

Dann habe der Sohn seine Mutter überreden können, das Fahrzeug im Internet zum Verkauf anzubieten – und Hans-Peter Brakes, der seit vielen Jahren Oldtimer-Fan ist, sah die Anzeige. Weil die Frau den Käufer unbedingt persönlich kennenlernen wollte, buchte er ohne zu zögern ein Flugticket nach St. Louis. Dann stand er in der Garage. „Der Sohn zog die Plane weg, und der Wagen stand da in dem guten Zustand, in dem er jetzt ist. Die Reifen und die Batterie waren platt, aber das waren Kleinigkeiten.“

Ganz schön luxuriös: Das wunderschöne Wageninnere überrascht mit viel Komfort.
Ganz schön luxuriös: Das wunderschöne Wageninnere überrascht mit viel Komfort. © Martina Niehaus

Hellblaue Ledersitze

Für 16.000 Euro erstand der Oldtimer-Fan aus Wickede-Ruhr den Lincoln. „Als ich vom Hof fuhr, hat die Frau schrecklich geweint“, erinnert er sich. „Ich bin dann nach New Jersey in den Hafen, dort wurde der Wagen verschifft. Acht Tage später kam er in Rotterdam an.“

Seitdem hegt und pflegt der 84-Jährige den Wagen. Allein das Äußere der Limousine ist imposant; wunderschön ist allerdings das Wageninnere. Auf dem Armaturenbrett wacht Elvis. Die hellblauen Ledersitze glänzen, in den Armaturen befindet sich eine Cartier-Uhr. „Der Lincoln war schließlich immer ein Präsidenten-Auto“, erklärt Brakes stolz. „Damals war der das teuerste Auto in Amerika.“

Elvis singt in diesem Auto in Dauerschleife. An diesem Tag tritt der "King" im Dieckmann`s auf. Dort fand das Oldtimer-Treffen statt.
Elvis singt in diesem Auto in Dauerschleife. An diesem Tag tritt der „King“ im Dieckmann’s auf. Dort fand das Oldtimer-Treffen am Pfingstwochenende statt. © Martina Niehaus

Und Präsidenten legen bekanntlich Wert auf Luxus und Bequemlichkeit: Die Fenster heben und senken sich auf Knopfdruck, die Sitze lassen sich elektrisch nach vorn oder hinten verschieben, auch die Lehne fährt auf Knopfdruck zurück. Das Licht geht abends automatisch an und blendet bei Gegenverkehr ab. Der Wagen hat eine funktionierende Klima-Anlage. Der Kofferraum öffnet sich ebenfalls elektrisch.

„Das hatten die Amis alles schon vor 44 Jahren. Die sind einfach zu faul, das Fenster selbst hoch- und runterzukurbeln“, sagt der 84-Jährige und lacht. Ein Radio hat sich Hans-Peter Brakes nachträglich in den Kofferraum eingebaut. Kein Problem: Darin ist so viel Platz, dass drei Personen und zwei Getränkekisten gemütlich hineinpassen würden. „Manchmal fahr ich mit dem Wagen zum Großeinkauf in den Aldi“, sagt er. „Es passt viel rein, und am Aldi gibt es immer die schönsten und größten Parkplätze.“

"Fasten belts - bitte anschnallen". Eine echte Cartier-Uhr zeigt im Lincoln an, wie spät es ist.
„Fasten belts – bitte anschnallen“: Eine echte Cartier-Uhr zeigt im Lincoln an, wie spät es ist. © Martina Niehaus

Der Oldtimer, der mit seinem 7,5-Liter-Ford-Motor gut und gerne 20 Liter Sprit schluckt, ist allerdings nicht auf temporeiche Fahrten angelegt. „Der ist zum Cruisen da, mehr nicht. In Amerika gibt es ja ohnehin überall ein Tempolimit von 60 Meilen“, erzählt der Wagenbesitzer.

Das hat Hans-Peter Brakes bereits am eigenen Leibe erfahren müssen: Mit dem Vorgänger seines Lincoln, einem Cadillac El Dorado, war er im Jahr 2007 in den USA zu schnell „gecruist“ und von einem Polizisten angehalten worden. „Der Typ ging mir total auf den Wecker, und ich fürchte, da bin ich etwas zu frech geworden“, grinst er. Das Fazit: Hans-Peter Brakes fand sich in Handschellen wieder und verbrachte die Nacht in einer Polizeizelle. „Meine Frau durfte mich dann am nächsten Tag auslösen. Das gab schon etwas Ärger.“

Anrufe bei der Witwe

Brakes, der Mitglied im „US-Car-Club NRW“ ist, freut sich an diesem Pfingstmontag trotzdem auf ein Wiedersehen mit seinem alten Cadillac. „Ein Kumpel aus dem Club hat den gekauft, der kommt auch heute.“ Und wenn das Treffen, zu dem Hunderte Oldtimer gekommen waren, schließlich vorbei ist, fährt Hans-Peter Brakes wieder nach Hause. Dort steht sein Lincoln in einem abgeschlossenen Carport, der elf Meter lang ist.

Wer braucht schon einen Mercedes-Stern? So ein Lincoln-Emblem ist doch viel besser.
Wer braucht schon einen Mercedes-Stern? So ein Lincoln-Emblem ist doch viel besser. © Martina Niehaus

Ein Versprechen hat Hans-Peter Brakes übrigens gehalten: „Sechs Jahre lang habe ich regelmäßig in Amerika angerufen und der Witwe erzählt, wie es dem Auto geht.“ Vor einiger Zeit habe sich dann der Sohn gemeldet; seine Mutter habe Demenz bekommen. „Seitdem rufe ich nicht mehr an.“ Aber der Wagen, der 30 Jahre im Dunkeln stand, strahlt heute wieder im Sonnenlicht.

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