Trude, Dackelhündin, und Dirk Halberscheidt vom Teckelklub

Auch Trude, die acht Jahre alte Dackelhündin von Vereinsvorsitzendem Dirk Halberscheidt, durfte nicht zur Zuchtschau des Deutschen Teckelklubs. © Reinhard Schmitz

Dackel als „Quäl-Zucht“: Schau beim Bauernmarkt kurzfristig abgesagt

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30 Dackel wollten sich bei einer Zuchtschau beim Herbst-Bauernmarkt auf dem Hof Emde in Kalthof präsentieren. Bürokratisches Wirrwarr verhinderte das. Davon profitierte jetzt das Tierheim.

Schwerte

, 11.09.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Slalom mussten sich die Tierheim-Mitarbeiter um die großen Pappkartons herumwinden, die sich auf der Eingangstreppe stapelten. Fast 50 Kilogramm hochwertiges Hundefutter hatte der Teckelzucht-Verein am Donnerstag (8.9.) der Einrichtung hinter dem Gartenbad in Westhofen überlassen.

Eigentlich sollte es bei der traditionellen Zuchtschau auf dem Hof Emde in Kalthof für die 30 Teilnehmer verbraucht werden. Doch die war wegen bürokratischen Wirrwarrs ganz kurzfristig abgesagt worden.

Dackel sind neuerdings als „Qual-Zucht“ eingestuft

Das Problem war die Neufassung der bundesweiten Tierschutz-Hundeverordnung, die seit Jahresbeginn gültig sei, erläuterte Zuchtwartin und Schriftführerin Silvia Klose. Darin seien Dackel auf der Liste als sogenannte Qual-Zucht eingestuft worden.

„Vor 20 Jahren gab es Bandscheibenvorfälle, weil so niedrig und lang gezüchtet wurde“, wusste Vereinsvorsitzender Dirk Halberscheidt. Wenn solche Tiere dann zusätzlich noch häufig Treppen rauf und runter laufen mussten, konnte die sogenannte Teckellähme auftreten: „Seit 20 Jahren sind aber keine Fälle mehr bekannt.“ Bei der Zucht werde darauf verstärkt geachtet.

Fast 50 kg gespendetes Hundefutter, das wegen der Absage der Zuchtschau auf Hof Emde übrig geblieben war, verschenkte der Deutsche Teckel-Club Schwerte-Westhofen an das Tierheim. Bei der Übergabe (v.l.) Teckelclub-Mitglied Wolfgang Klose, Zuchtwartin Silvia Klose, Tierheimleiterin Catharina Seelig und Vereinsvorsitzender Dirk Halberscheidt.

Fast 50 Kilogramm gespendetes Hundefutter, das wegen der Absage der Zuchtschau auf Hof Emde übrig geblieben war, verschenkte der Deutsche Teckelklub Schwerte-Westhofen an das Tierheim. Bei der Übergabe (v.l.): Teckelklub-Mitglied Wolfgang Klose, Zuchtwartin Silvia Klose, Tierheimleiterin Catharina Seelig und Vereinsvorsitzender Dirk Halberscheidt. © Reinhard Schmitz

Selbst Tierheimleiterin Catharina Seelig zeigte sich überrascht, dass Dackel nunmehr zu den Qual-Zuchten gezählt würden. „Bei Französischen Bulldoggen oder Möpsen war das klar“, sagte sie. Aber bei dieser Rasse? Die Verantwortlichen bei der Ortsgruppe Schwerte-Westhofen des Deutschen Teckelklubs (DTK) von 1888, wie der Verein offiziell heißt, hatten auf diese Neuerung reagiert.

Im Vorfeld der Zuchtschau hatte Silvia Klose eigenen Angaben zufolge schon Mitte Juni das zuständige Veterinäramt angeschrieben und gefragt, was zu beachten sei. Die Auflagen seien aber erst am Montag vor dem geplanten Veranstaltungstermin als vorläufige Information gekommen. Das offizielle Schreiben habe sie gar erst danach am 8. September erhalten.

Teckelklub fordert einheitliche Vorschriften für Veterinärämter

Doch so schnell ließen sich die Anforderungen nicht mehr sicher erfüllen, sagte Silvia Klose. Nötig gewesen wären unter anderem eine orthopädisch-neurologische Untersuchung sowie ein Abhören des Körpers (sog. Auskultation) – und wenn dabei ein Herzgeräusch vorliege, sogar ein Herz-Ultraschall.

Da alle diese tierärztlichen Nachweise in der Kürze der Zeit nicht zu beschaffen waren und man sich bei einer möglichen Kontrolle keines Vergehens strafbar machen wollte, musste die Zuchtschau ausfallen.

Ähnliches sei – so Dirk Halberscheidt – in Neumünster mit 17.000 angemeldeten Hunden passiert, während eine andere Veranstaltung in Dortmund stattfinde: „Es muss einheitliche Vorschriften geben.“ Denn derzeit müsse noch jedes Veterinäramt für sich entscheiden. Im Frühjahr 2023 möchte auch der Schwerter Verein wieder ausstellen können.

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„Wir brauchen Zuchtschauen für die Zuchterlaubnis“, erläuterte Silvia Klose. Denn die Vorschriften des Verbands streng seien: „Ohne die Kontrollen darf man nicht züchten.“ Mit Herzuntersuchungen und einem Rückenscreening-Programm werde bereits im Vorfeld untersucht, ob Hunde überhaupt geeignet sind für eine Zucht.

Außerdem obligatorisch seien Untersuchungen der Augen und gentechnische Untersuchungen. So dürften beispielsweise Dackel mit geflecktem Fell, die das sogenannte Merle-Gen in sich tragen, nicht miteinander gepaart werden.

Hunde aus Schwarzzuchten sind nicht einmal billiger

„Probleme wären möglich von Schwarzzuchten“, sagt Silvia Klose. Tierheimleiterin Catharina Seelig weiß, dass in vergangenen Jahren von nicht seriösen Hundehaltern „auf Masse gezüchtet wurde, um Geld zu verdienen“. Die Tiere seien dann aber oft nicht einmal billiger verkauft worden als aus einer anerkannten Zucht.

Dort kostet – so berichtet Silvia Klose – ein normaler Welpe zwischen 1.300 und 1.500 Euro. Ihre „Allrounder“, die sowohl für die Jagd als auch für die Familie geeignet seien, werden nur in gute Hände abgegeben: „Wir suchen die neuen Besitzer aus und halten Kontakt.“

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