
Der „Herabschauende Hund“ mit im Wechsel gebeugten Beinen tut insbesondere den Beinrückseiten und dem Rücken gut. © Carolin West
Yogalehrerin erklärt: Diese Vorteile hat Yoga für Hobby- und Leistungssportler
Yoga
Sportler haben oft eines gemeinsam: verkürzte und unflexible Faszien. Wie Yoga dem entgegenwirken und sogar den Muskelaufbau verbessern kann, erklärt Yogalehrerin Laura Goetze.
Jahrelang habe ich nur meine Muskulatur und Ausdauer trainiert – im Fitnessstudio, mit Home-Workouts oder in meinen eigenen Kursen. Das Ergebnis: Ich konnte bis zu meinem 26. Lebensjahr meine Zehen nicht aus dem Stand mit den Händen berühren. Dann habe ich mit Yoga angefangen.
„Die Kombination aus Sport oder sogar Leistungssport und Yoga ist absolut sinnvoll“, sagt Yogalehrerin Laura Goetze. Seit Juni 2021 betreibt sie ihr eigenes Studio Hobo Yoga in der Schwerter Innenstadt, Nordwall 2a.
Laura Goetze hat Erfahrung mit Sportlerinnen und Sportlern, die ihren regulären Trainingsplan durch Yoga ergänzen; betreut sogar einen Triathleten. „Es geht dabei vor allem darum, die Faszien aufzudehnen und ihre Flexibilität zu verbessern“, erklärt die Yogalehrerin.
Muskelaufbau wird durch Yoga verbessert
Denn Faszien (per Definition „weißliche, netzartig ineinander verwobene Kollagenfaserstränge, die Unterhaut, Muskeln, Gelenke und Knochen umhüllen“) können verkleben beziehungsweise verhärten und sich verkürzen, wenn das Training nur auf Muskelaufbau und Ausdauer fokussiert ist.
Aber auch überwiegend sitzende und somit starre Tätigkeiten schaden der Flexibilität der Faszien. Eine eingeschränkte Beweglichkeit, eine verminderte Leistungsfähigkeit der Muskulatur und sogar Schmerzen können die Folge sein.

Laura Goetze ist Yogalehrerin und -therapeutin sowie Massagetherapeutin. Mit ihrem Studio Hobo Yoga ist sie seit Juni 2021 in Schwerte. © Carolin West
„Wer regelmäßig Yoga praktiziert, wird spüren, dass sich Faszien aufdehnen und das Gewebe wieder viel weicher wird“, erklärt Laura Goetze. „Dadurch baut sich dann auch beim Training die Muskulatur ganz anders auf und man wird leistungsfähiger.“ Und das sei nicht der einzige Vorteil.
Auch Körperflüssigkeiten geraten bei verhärteten Faszien ins Stocken und können nicht mehr ungehindert fließen. Wer mit Yoga die Faszien aufdehne, bringe damit auch den Stoffwechsel, die Entgiftung und Verdauung in Schwung, so die Yogalehrerin.
Yoga hat Auswirkungen auf das Lungenvolumen
Die Atmung, die beim Yoga eine zentrale Rolle spielt, wirkt sich zudem positiv auf das Lungenvolumen aus, was unter anderem Ausdauersportlern zugutekommt. „Die Verbindung von Atmung und Bewegung ist sozusagen das Yoga-Geheimrezept“, sagt Laura Goetze.
Das bewusste Atmen aktiviere das parasympathische System, das beispielsweise für Erholung und Entspannung sorge. Und das sei nicht nur auf den Körper oder die Faszien bezogen, so die Yogalehrerin. „Es tritt auch ein Wohlfühleffekt ein“, erklärt sie. „Man bringt Körper und Geist sanft herunter.“
Für Sportler und Leistungssportler bedeute das oft einen besseren Umgang mit Leistungsdruck. „Es ist eine krasse Herausforderung – gerade bei Wettkämpfen – den Geist zu ‚überreden‘, mitzuspielen. Der Körper ist trainiert und schafft den Marathon schon irgendwie, aber die innere Überzeugung muss auch da sein.“
Yoga wirke ausgleichend auf den gesamten Organismus und den Alltag. „Man kann den Sport dann ganz anders genießen, weil der Fokus darauf liegt – und nicht darauf, Druck abzubauen“, sagt Laura Goetze. „Das senkt auch das Verletzungsrisiko, wenn beispielsweise Fußballer auf dem Platz nicht einfach aus Frust herumtreten, sondern sich auf das Spiel und die eigene Leistung konzentrieren können.“
Diese Yoga-Stile sind empfehlenswert
Obwohl kraftvolle Yoga-Stile wie Vinyasa für Sportlerinnen und Sportler naheliegender erscheinen, empfiehlt sie deshalb eher das Gegenteil. Yin Yoga, Yoga sanft oder Stretch and Relax seien mehr darauf ausgelegt, Verhärtungen zu lösen und Entspannung zu bringen.
„Eine gute Mischung ist aber sicherlich sinnvoll, um auch nach den eigenen Bedürfnissen zu gehen. Manchmal braucht man etwas Ruhiges und ein anderes Mal eben etwas Kraftvolleres“, sagt Laura Goetze. „Zumal Vinyasa Yoga kräftigende Übungen mit der Atmung verbindet, was unter anderem das Lungenvolumen verbessert und damit gut für Ausdauersportler ist.“
Was mich betrifft: Ich kann inzwischen meine Zehen aus dem Stand berühren – und darauf bin ich ganz schön stolz.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
