Windrad-Flächen in Schwerte sollen kleiner werden „Zerstückelung des Stadtgebiets verhindern“

Windrad-Flächen sollen kleiner werden: „Zerstückelung verhindern“
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Auf der Schälker Heide in Iserlohn, an der Grenze zu Schwerte, wurden bereits zwei Windräder gebaut. Zwei weitere, rund 150 Meter hohe Windenergieanlagen (WEA) sollen zudem schon bald in Ergste in den Himmel ragen. Wie viele folgen noch? Aktuell ist das noch nicht ganz klar.

In der Schwerter Lokalpolitik stand das Thema Windenergie jedenfalls jüngst wieder im Fokus: Als eines der zentralen Themen im Ausschuss für Planen, Bauen und Wohnen am Mittwoch (12.2.) diskutierten die Lokalpolitiker die Änderung des Regionalplans Ruhr zur Windenergie in Schwerte.

Dabei geht es um ausgewiesene Windenergiebereiche im Stadtgebiet. Die Fraktionen SPD, CDU und FDP beantragten, die ausgewiesenen Flächen für den Bau von Windkraftanlagen zu verkleinern. Von einer möglichen „Zerstückelung des Stadtgebiets“ und von einem „Wildwuchs an Windkraftanlagen“ war in einer angeregten Debatte die Rede – die Grünen kritisierten die geplanten Flächenverkleinerungen sowie ein Übermaß an „Schwarz-Weiß-Formulierungen“.

Festlegung von Flächen

Um was es dabei konkret geht: Mit dem 2023 in Kraft getretenen Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) hat die Bundesregierung den Ländern verbindliche Flächenziele vorgegeben, die für den Ausbau der Windenergie an Land zur Verfügung zu stellen sind.

Das Land Nordrhein-Westfalen muss bis zum Jahr 2027 1,1 Prozent und bis zum Jahr 2032 1,8 Prozent seiner Landesfläche für die Windenergie ausweisen. Vor dem Hintergrund dieses Ziels wurde bereits der Landesentwicklungsplan (LEP) geändert und nun wird auf Regionalplanungsebene (Regionalplan Ruhr) die Festlegung von Flächen (Windenergiebereiche) vorgenommen.

Windrad auf der Schälker Heide in Iserlohn, an der Stadtgrenze zu Schwerte
Die Windräder auf der Schälker Heide in Iserlohn, an der Stadtgrenze zu Schwerte, stehen schon. Hier ein Bild von Dezember 2024. © Johannes Staab

Insgesamt werden durch die 1. Änderung des Regionalplans Ruhr sechs Vorranggebiete auf Schwerter Stadtgebiet mit einer Größe von insgesamt circa 83,2 Hektar ausgewiesen. Alle sechs Standorte sind zugleich auch als Beschleunigungsgebiete ausgewiesen. Um folgende Flächen geht es:

  • I. nördlich von Gut Böckelühr, Stadtgrenze Iserlohn (Gesamtgröße circa 15 Hektar)
  • II. Schälker Heide, Stadtgrenze Iserlohn (Gesamtgröße circa 20,7 Hektar)
  • III. Berchumer Heide, Stadtgrenze Hagen und Iserlohn (Gesamtgröße circa 27,5 Hektar)
  • IV-VI. drei Flächen nordöstlich von Gut Halstenberg, Stadtgrenze Iserlohn (Gesamtgröße circa 20 Hektar)

Vorschlag der Verwaltung

Schwertes Baudezernent Christian Vöcks erklärte am Mittwoch im Ausschuss, dass die Stadt grundsätzlich den Ausbau von Windenergieanlagen als wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und dezentralen Energieversorgung begrüße und befürworte. Entsprechend wurde dies in einer Stellungnahme der Stadt an den RVR (Regionalverband Ruhr) verschriftlicht.

„Wir als Verwaltung schlagen vor, für die Fläche nördlich von Gut Halstenberg eine negative Stellungnahme abzugeben, insbesondere aufgrund der hochwertigen ökologischen Funktion dieser Flächen dort“, erklärte Vöcks weiter. Die südlichen Flächen, auf denen es teils schon Bauaktivitäten gibt, befürworte die Stadt indes.

Gemeinsamer Antrag

Die Fraktionen der SPD, CDU und FDP beantragten jedoch in einem gemeinsamen Antrag, noch weitergehende Änderungen an der Stellungnahme der Stadt vorzunehmen, um eine angestrebte Verkleinerung der Flächen zu untermauern. Die Ausweisung der drei Flächen nordöstlich des Gut Halstenbergs als Windenergievorrangzonen sollte „unbedingt unterbunden werden“, heißt es in dem Antrag. Dies sollte laut den Fraktionen in der Stellungnahme der Stadt „unmissverständlich deutlich“ werden.

Außerdem sollte zum Schutz der Ergster Bevölkerung die Ausweisung des Gebietes Berchumer Heide auf 20 Hektar begrenzt werden. Damit verblieben drei Gebiete zur Nutzung von Windkraftenergie auf dem Schwerter Stadtgebiet: „Die Stadt käme sowohl ihrer Verantwortung gegenüber dem Ausbau erneuerbarer Energien nach, als auch dem Schutz der Bevölkerung und der schützenswerten Naturbiotope.“

„Vor Augen führen, was das bedeutet“

Claudia Belemann-Hülsmeyer (SPD) äußerte sich hinsichtlich des gemeinsamen Antrags in einem längeren Redebeitrag. Sie sprach davon, dass eine „Not-In-My-Backyard“-Mentalität (Windräder grundsätzlich befürworten, aber nicht in der eigenen Nachbarschaft; Anm. d. Red.) nicht zielführend sei.

„Wir brauchen Windenergieanlagen, das ist überhaupt keine Frage. Wir müssen die Energiewende vorantreiben“, betonte sie. „Dennoch müssen wir uns vor Augen führen, was dieser Regionalplan für unsere Stadt bedeutet.“ Das Gebiet am Bürenbruch und der Schälker Heide sei bisher ein hochwertiges Waldgebiet gewesen. „Es wird zu einem Industriegebiet für Windenergie.“

Laut Claudia Belemann-Hülsmeyer herrsche „Goldgräberstimmung“ beim Thema Windrad. Wer Land oder verhältnismäßig wertlose Wälder hätte, könne sich diese vergolden lassen. „An dieser Stelle ist Politik gefragt. Wir müssen eine Zerstückelung des Stadtgebiets verhindern.“ Sie warb für den gemeinsamen Antrag der Fraktionen, um ein „wichtiges Signal“ an den RVR zu senden. „Halstenberg als Vorrangzone verhindern, Abstand zu Ergste vergrößern“, lautete ihr eindringliches Schlusswort.

Grüne kritisieren Flächenverkleinerungen

Zustimmung erhielt sie von Sascha Enders (CDU). Eine regelrechte Schneise sei bereits in den Wald geschnitten worden. „Wenn wir als Stadt und Politik nicht massiv dagegen vorgehen, dann haben wir hier einen Wildwuchs von Windkraftanlagen. Es reicht!“, sagte Enders deutlich.

Bruno Heinz-Fischer (Grüne) redet in ein Mikrofon.
Die Grünen kritisierten die geplanten Flächenverkleinerungen. Im Ausschuss für Planen, Bauen und Wohnen äußerte sich Bruno Heinz-Fischer dazu. © Bernd Paulitschke

Die Grünen in Person von Bruno Heinz-Fischer kritisierten die geplanten Flächenverkleinerungen, da der Regionalverband Ruhr diese bereits bewertet hatte. Zuspitzungen und Schwarz-Weiß-Formulierungen, wie „aus Wäldern werden Industriegebiete“, seien wenig hilfreich.

Es müsse die Windhäufigkeit der betroffenen Gebiete geprüft werden, um die Energieziele realistisch und nachhaltig zu erreichen. Dennoch wurde der Änderungsantrag von SPD, CDU und FDP mehrheitlich angenommen – auch im Rat am Mittwoch (19.2.).

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 19. Februar 2025.