Welche Folgen hat Zerstörung des Rotmilan-Nestes?

Beim Baumfällen

Weil ein geschütztes Rotmilan-Paar auf der Schälker Heide in Schwerte-Ergste ein Nest hatte, konnte dort kein Windpark gebaut werden. Bei Baumfällarbeiten wurde es nun zerstört. Naturschützer waren empört, der Kreis spricht von einem Unfall. Gibt es Konsequenzen für die Holzfäller? Und was bedeutet das für die Windpark-Pläne?

ERGSTE

, 22.06.2017, 17:56 Uhr / Lesedauer: 2 min
Auf dieser Krone nistete vorher ein Rotmilan-Pärchen. Forstarbeiten zerstörten den Horst

Auf dieser Krone nistete vorher ein Rotmilan-Pärchen. Forstarbeiten zerstörten den Horst

Der Fall um das zerstörte Nest eines Rotmilan-Pärchens auf der Schälker Heide bekommt eine neue Wendung. Nach einer Begutachtung vor Ort geht die untere Landschaftsbehörde des Kreises Unna erst einmal nicht davon aus, dass eine Absicht hinter dem Unglück steckt.

"Wahrscheinlich ein Unfall"

„Das Ganze war wahrscheinlich ein Unfall. Der darf sich aber nicht wiederholen“, sagte am Mittwoch Peter Driesch von der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Unna. Durch die Ortsbesichtigung sei Driesch zu dieser Ansicht gekommen. Dort traf er sich am Mittwoch mit den Verantwortlichen des Forstkontors Sommer, die das Waldgebiet des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg bewirtschaften.

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Laut den Schilderungen des Forstbetriebs habe die Firma nichts von dem Rotmilan-Pärchen gewusst. „Die wollten eine Rückegasse freimachen, um an den Buchenbestand zu kommen“, so Driesch. Als ein Harvester dann eine Buche beschnitten habe, sei diese in die Kiefer mit dem Rotmilan-Nest gefallen. Darauf brach die Krone des Baumes ab – Das Nest lag zerstört auf dem Boden. „Bei so dichten Beständen kann so ein Unglück leider leicht passieren“, sagt Peter Driesch.

Grünes Licht für Windpark?

Der zerstörte Horst auf der Schälker Heide war deswegen auch problematisch, weil das Rotmilan-Pärchen seit Jahren dem Bau eines Windparks im Wege stand. „Dass das Nest jetzt zerstört ist, hat keinen Einfluss auf das Genehmigungsverfahren“, sagt Peter Driesch, „Rotmilane sind sehr ortstreue Tiere.“

Hätte der Forstbetrieb aber von dem Rotmilan-Pärchen gewusst, wären Baumarbeiten hier verboten gewesen, heißt es von Peter Driesch. Gegenüber der unteren Landschaftsbehörde erklärte der Forstbetrieb, dass dies nicht der Fall gewesen sei. Michael Sommer vom Forstkontor Sommer in Wenden gab auf Anfrage dieser Redaktion keine Stellungnahme zu dem Thema.

Die Pflicht des Försters

„Es ist schlicht und einfach die Pflicht des Försters, zu wissen, wo er fällen darf und wo nicht“, sagt dagegen Umweltschützer Oliver Herrmann von der Initiative Schälker Heide Ergste. Es gehöre zur handwerklichen Praxis, sich Kenntnis über Nistplätze zu verschaffen. Und zumindest dem Fürsten von Bentheim Tecklenburg sei der Standort des Rotmilan-Pärchens bekannt gewesen.

Auch den Projektentwicklern von Abo-Wind war der Standort des Rotmilan-Pärchens bekannt. „Es ist nicht unsere primäre Aufgabe, die Forstbehörden zu informieren“, sagte am Mittwoch auf Anfrage Alexander Koffka, Pressesprecher von Abo-Wind. Wäre an dem Ort keine Windkraftanlage geplant gewesen, hätte sich, so Koffka, der Vorfall ähnlich entwickelt. „Soweit hat niemand gedacht. Es war leider ein dummer Zufall“, so der Abo-Wind-Sprecher.

Das ist der rote Milan
Über 50 Prozent des europäischen Rotmilanbestands befindet sich in Deutschland.
Der Vogel gilt wie alle Greifvögel als streng geschützte Vogelart. Auf der Roten Liste ist er aber nicht mehr.
Eine Windkraftanlage bedeutet für den Vogel eine Gefahr. „Als Raubvogel konzentriert sich der Rotmilan auf den Boden, weswegen die Art öfter gegen die Rotoren fliegt“, sagt Vogelkundler Dieter Ackermann.

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