Was Sie zum verseuchten Schulhof wissen müssen

Realschule am Stadtpark Schwerte

Wie geht es mit der Albert-Schweitzer-Schule weiter? Die Stadt favorisiert einen Umzug ins Gebäude der Realschule. Dort liegt krebserregendes Material unter dem Schulhof. Die Stadt sieht kein Problem, viele Eltern schon. Am Donnerstag treffen sich Schulpflegschaft und Stadt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

von Michael Nickel

SCHWERTE

, 21.10.2015, 19:07 Uhr / Lesedauer: 2 min
Unter dem Schulhof der Realschule am Stadtpark in Schwerte sind krebserregende Stoffe verbaut. Laut Stadt besteht keine Gefahr, Eltern sind jedoch besorgt.

Unter dem Schulhof der Realschule am Stadtpark in Schwerte sind krebserregende Stoffe verbaut. Laut Stadt besteht keine Gefahr, Eltern sind jedoch besorgt.

Was hat es mit dem krebserregenden Material auf sich? Unter der Asphaltdecke auf dem Schulhof der Realschule am Stadtpark ist Material verbaut, das krebserregend ist. Es handelt sich dabei um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Laut der Stadt Schwerte befindet sich das Material 30 bis 60 Zentimeter unter der Oberfläche und stellt keine Gefahr für die Kinder dar. Daher wollte die hochverschuldete Stadt aus Kostengründen zunächst lediglich die Asphaltdecke erneuern, ohne die Altlasten zu entsorgen. Auf Anfrage erklärte die Stadt jetzt, dass zwei Möglichkeiten - der Asphaltaustausch oder die zusätzlich Entsorgung des belasteten Materials - geprüft werden. Eine Entscheidung gebe es noch nicht.  Warum soll die Schweitzer-Schule überhaupt umziehen? Schwerte verfügt über zu viel Schulfläche für zu wenige Kinder. Der Abbau von Schulraum gehört zum Haushaltssanierungskonzept der Ruhrstadt. Die Realschule am Stadtpark wird 2017 geschlossen, das steht fest. Die Politik sieht nun vor, dass die Grundschüler der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) 2018 in das Gebäude der Realschule umziehen und begründet das mit den finanziellen Aufwendungen für geplante Sanierungen. Laut Stadt solle ein Umbau der ASS 1,1 Millionen Euro kosten, ein Umbau der Realschule etwa 0,6 Millionen Euro.  Was sagen Eltern zu den Plänen? „Unser Ziel ist es, dass die Schüler nicht umziehen und das Gebäude der ASS saniert wird. Dazwischen gibt es nichts“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Annette Schäfer. Die Elternvertretung kritisiert zum einen das Sanierungskonzept der Stadt und kalkuliert nach ersten eigenen Berechnungen damit, dass ein Umbau der ASS eine Million Euro kostet, eine Sanierung der Realschule hingegen 1,1 Millionen. Zudem sorgen sich  die Eltern um die Gesundheit ihrer Kinder, die womöglich ab 2018 auf einem mit PAK belasteten Schulhof spielen sollen. Außerdem würde ein Umzug den Eltern zufolge einen weiteren Schulweg für die Kinder bedeuten.

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Wie gefährlich sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)? „PAK treten bei unvollständigen Verbrennungsprozessen fossiler Brennstoffe auf und sind in geringen Mengen in vielen Bauprodukten und Produkten des täglichen Bedarfs enthalten. Ein generelles Verwendungsverbot PAK-haltiger Substanzen gibt es nicht“, erklärt das Landesministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr auf Anfrage. Krebserregende PAK gibt es unter anderem in Zigarettenqualm und Kinderspielzeug.

Als Bausubstanz verwendet und unter einer Asphaltdecke verbaut besteht im Falle der Realschule am Stadtpark keine Gefahr, sagt die Stadt Schwerte. Das gehe aus einem Gutachten von 2009 hervor. Frank Weißenberg vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland sieht die Situation nicht unproblematisch. „Das ist eine schlafende, gefährliche Sache.“ PAK könne ausdünsten und über Haut und Lungen aufgenommen werden, was bei Kindern noch schneller gehe als bei Erwachsenen. Zudem könne das belastete Material zum Beispiel durch Regen in die Randzonen der Schulhoffläche gespült werden.

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Wie geht es weiter? Vertreter der Schulpflegschaft und der Stadt Schwerte treffen sich am Donnerstag (22.10.) zu einem Gespräch, um über den geplanten Umzug und den Schulhof zu sprechen. Am 2. Dezember entscheidet der Rat der Stadt, ob die Albert-Schweitzer-Schüler ab 2018 am Stadtpark beheimatet sind. Die Entscheidung kann auch bei anhaltendem Protest der Eltern nicht von der Bezirksregierung Arnsberg rückgängig gemacht werden. „Wir sind da außen vor“, so ein Sprecher. Da keine neue Schule gegründet werde, stehe die Stadt als Schulträger in der alleinigen Verantwortung.