Verloren in der Stadt: Zwei Uraufführungen in St. Viktor
Ruhrstadtorchester Schwerte
Zwei Uraufführungen in St. Viktor standen am Sonntagabend im Zeichen junger Künstler. Unter anderem ging es auch um die Flüchtlingsbewegung und einen alten Filmklassiker.

Das Ruhrstadt Orchester spielte in St. Viktor. © Bernd Paulitschke
Ein abwechslungsreiches Programm lockte viele Besucher in die Marktkirche zum Konzert des Ruhrstadtorchesters unter dem Schutz der Stadtwache. Eingebettet in barocke und klassische Meisterwerke präsentierten Claus Eickhoff und das Orchester neue Kompositionen und junge Künstler.
Wie ein Glockenspiel stimmten die Geigen ein Konzert Vivaldis an, setzten die Celli sich bald Tonangebend durch. Sabine Thielmann steuerte an der Gitarre den Part der damals üblichen Laute bei. Zusätzliche Klangfarben brachten die Flöten, traten solistisch im sehr gefassten Largo hervor. Mit der typischen Nachdrücklichkeit des Venezianers ging es ins abschließende Allegro.
Zwischen Kammermusik und Orchester mit „Schindlers Liste“
G.H.E.T.T.O. hatte der Kärntner Komponist Jovan Pesec seine Version von „Schindlers Liste“ genannt, eine Grenzwanderung zwischen Kammermusik und vollem Orchester. Eigens zur Uraufführung in Schwerte entstand dieses ausgeprägt sangliche Lamento mit Gitarristin Thielmann, Konzertmeisterin Joulia Vasilevskaja und dem ersten Cellisten Rolf Petrich. Luis Benedict Alfsmanns Mahler-Interpretation am Klavier wurde bestimmt von tiefer Traurigkeit.
Ihn begleiteten im Wechsel das Quartett der Streicher-Stimmführer und das Orchester. Erst aus den letzten Takten keimte ein Hoffnungsschimmer. Thielmann brachte mit „No Passage“ ein eigenes Werk, begleitet nur vom von Perkussionisten Carsten Langer, eine geheimnisvoll getragene orientalische Weise.
Flüchtlingsbewegung in der Musik
Für eine weitere Uraufführung Pesecs titelgebend war das Gedicht „Lost in the city“. Über das Internet, die seinerzeit akuten-Flüchtlingsströme auf der Balkanroute, bekam er Kontakt zu dem aus Jamaika stammenden Dichter Guenael Roodjerry Oristel, selbst als Flüchtling in die USA gelangt. Der schrieb für ihn das gleichnamige Gedicht, hier vorgetragen von Maria Dartmann.
Mit den Gitarren von Miriam Scharie und Thielmann, Perkussion, Einspielungen und Soli aus dem Orchester erklang symphonische Weltmusik. Fandango und irische Weisen verarbeitete Pesec, Einflüsse von Filmmusik, mit der er während seiner Ausbildung in Berührung kam. Schwungvoll dirigierte Eickhoff Bachs Drittes Brandenburgisches Konzert.
Bravo-Rufe quittierten Mozarts für den Karneval geschriebene und mit Paukenhall Fröhlichkeit verbreitende „Serenata notturna“ für zwei Solo-Geigen und Orchester.