
© Reinhard Schmitz
Nach Krippenweg-Zerstörung: Schwerterin lässt neues Kunstwerk entstehen
Passionszeit-Ausstellung
Die Vandalen am Krippenweg zerstörten im Winter auch ein Bild der Künstlerin Uschi Vielhauer. Aus den Überbleibseln schuf sie ein neues Kunstwerk, das nun in St. Viktor ausgestellt wird.
Zum siebten Mal fand zum Jahreswechsel der Schwerter Krippenweg statt, bei dem Künstlerinnen und Künstler aus der Ruhrstadt die Altstadt kreativ auf Weihnachten einstimmten.
Bei der letzten Ausgabe 2021 stand allerdings neben der Kunst auch der Vandalismus gegen die Ausstellungsstücke des Krippenwegs im Fokus. Am Verbindungsweg von der Mühle zur Rohrmeisterei wurden mehrere Werke mutwillig zerstört oder entwendet.
Ein neu entstandenes Kunstwerk
Auch eine Collage der Schwerterin Uschi Vielhauer wurde zum Opfer der Zerstörung. „Jemand hat in das Bild getreten und sogar die Leisten wurden zerstört“, berichtet sie. „Um das Bild herum war eine Lichterkette, die die Vandalen wahrscheinlich abreißen wollten.“
Dabei sei wohl auch das Bild selbst zerstört worden. Von der weihnachtlichen Collage sind nach der Aktion nur noch eine Figur und ein Karren übrig geblieben.
Besonders schmerzhaft war für Uschi Vielhauer der Verlust einer Dornenkrone, die ihre Collage geziert hatte. „Die Dornenkrone habe ich aus einer russischen Besatzungszone auf Rügen. Ich habe den Stacheldraht dort gefunden und weiter verarbeitet.“
Dennoch hat sich die Künstlerin nicht unterkriegen lassen und aus den Überbleibseln ihrer Krippenweg-Collage ein neues Kunstwerk geschaffen, das die aktuellen Geschehnisse aufgreift.
Politische und religiöse Bedeutung
„Ich habe das Bild umgeklappt und erst einmal total schwarz gemalt – eine sehr unzugängliche und traurige Farbe“, erklärt Uschi Vielhauer. „Der Rest des Bildes ist nach wie vor rot und die verschonten Collagen-Teile sehen nun aus als würde eine Figur einen schweren Karren ziehen.“
Sie habe die Zerstörung des alten Bildes mit der heutigen Zeit verbunden. Das Schwarz stehe für die Bedrohung und den derzeitigen Krieg. Das Rot soll nicht nur Blut darstellen, sondern auch die Liebe, die dahintersteht. Der Name von Uschi Vielhauers neuem Werk lautet „Schuld“. Die Schwerter Künstlerin fügt hinzu: „Wir wissen alle, wer an diesem Krieg Schuld hat.“
Das neu entstandene Werk können Besucher der Passionszeit-Ausstellung „Von Bethlehem nach Golgotha“ in der St. Viktor-Kirche betrachten, die noch bis zum 15. April stattfindet. Neben der politischen Dimension hat das Bild auch eine religiöse Bedeutung: Es zeigt den biblischen Verräter Judas, der die Schuld auf sich geladen hat.
Student für Sozialwissenschaft und Philosophie – gebürtiger Schwerter und Wahl-Dortmunder. Immer interessiert an Menschen aus dem Ruhrgebiet und ihren Geschichten.
