Die Tonfiguren sind in Stücke geschlagen, Josef ist kopflos: Organisatorin Elvira Sürig kann den Vandalismus am liebevoll aufgebauten Krippenweg in der Altstadt nicht fassen.

© Reinhard Schmitz

Zerstörungs-Orgie in der Schwerter Altstadt: Jetzt traf es den Krippenweg

rnVandalismus in Schwerte

Die Altstadt ist nicht nur idyllisch. Sie hat auch ihre dunklen Seiten. Im Oktober quälten Kinder Hühner in einem Garten. Jetzt zerstörten Vandalen viele Ausstellungsstücke des Krippenwegs.

Schwerte

, 01.01.2022, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es könnte ein Bruchstück von einem Kopf sein. Rätselnd dreht Elvira Sürig das eiförmige Etwas aus Holz in ihrer Hand. Es ist das Einzige, was von der schönen kleinen Weihnachtskrippe geblieben ist, die neben der Strangbrücke bei der alten Mühle ein Stück Bruchsteinmauer schmückte.

„Die hing da schon drei Jahre, und nichts ist passiert“, sagt die Mitorganisatorin des Schwerter Krippenwegs. Doch in der Nacht zu Donnerstag (30.12.) geschah es. Vandalen verwüsteten das Werk, das ein 83-Jähriger so liebevoll für seine Mitbürger gebastelt habe.

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Spur einer Verwüstungs-Orgie zog sich von der Rohrmeisterei her

Es war beileibe nicht der einzige Schaden einer wahren Zerstörungs-Orgie, die sich im Schutz der Dunkelheit entlang des Krippenwegs abgespielt haben muss. Aus Richtung der Rohrmeisterei kommend, zog sich die Spur der Verwüstung bis durch die Mühlenstraße. „Das kann nur Alkoholismus sein“, ist sich Elvira Sürig sicher. Das Gelände rund um die Veranstaltungshalle sei abends und nachts zu einem Treffpunkt geworden.

Mutwillig heruntergerissen und zerstört wurde das Bild von Uschi Vielhauer an dem Verbindungsweg von der Mühle zur Rohrmeisterei.

Mutwillig heruntergerissen und zerstört wurde das Bild von Uschi Vielhauer an dem Verbindungsweg von der Mühle zur Rohrmeisterei. © Reinhard Schmitz

Der Weg von dort bis zur Mühle ist einsam und dunkel. Ungehemmt konnten die Täter dort ihre Wut an den Kunstwerken auslassen. Ein großes Bild von Uschi Vielhauer wurde vom Zaun heruntergerissen und beschädigt. Ein paar Schritte weiter liegen die Tonfiguren einer kleinen Krippe in Scherben. Der heilige Josef, der Vater des Jesuskindes, ist regelrecht geköpft worden. An einer anderen Stelle ist das Jesuskind selbst gestohlen worden.

„Das haben wir nicht wiedergefunden“, berichtet Elvira Sürig von der vergeblichen Suche. Entdeckt wurde dabei nur ein Schaf, das wieder zu seiner hölzernen Herde zurückgebracht wurde.

Jesus, Maria und Josef hinter Gittern: Im Hof der Mühle in Sicherheit gebracht wurde diese Weihnachtskrippe nach der Zerstörungsorgie.

Jesus, Maria und Josef hinter Gittern: Im Hof der Mühle in Sicherheit gebracht wurde diese Weihnachtskrippe nach der Zerstörungsorgie. © Reinhard Schmitz

Eine besonders schöne Darstellung der Heiligen Nacht ist jetzt sicherheitshalber hinter Gitter gebracht worden – auf den umzäunten Hinterhof der alten Mühle. Denn der Krippenweg, der in diesem Jahr zum 7. Mal von einer Gruppe Ehrenamtlicher aufgebaut worden ist, soll noch bis zum 6. Januar (Donnerstag) seine Besucher erfreuen. Immer wieder sind vor allem Familien zu beobachten, wie sie an den Stationen vorbeiziehen.

Diese Krippe an einem Baum hat die Zerstörungen überstanden.

Diese Krippe an einem Baum hat die Zerstörungen überstanden. © Reinhard Schmitz

„Die Resonanz ist wieder gut“, berichtet Elvira Sürig. Das beweist auch der am Markt aufgestellte Glücksautomat, aus dem schon mehr als 100 Plastikeier mit Sinnsprüchen gezogen worden sind. Irgendwie hoffen die Organisatoren immer noch, dass zumindest die gestohlenen Stücke zurückgebracht werden, wie es im Vorjahr schon einmal mit einem Bild geschah.

Am 7. Januar kommen dann Helfer des städtischen Bauhofs, um das ganze Material wieder einzulagern. Bis zum nächsten Krippenweg können die Ehrenamtlichen es dort auch in einer Kellerwerkstatt wieder reparieren. Sie geben trotz aller Rückschläge nicht auf.

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