Seit die Fenster der alten Marktschänke mit Tafeln zum Thema Heimat versehen wurden, ist es im Inneren stockdunkel. Denn der Strom ist schon lange abgestellt. Und es hat sich noch mehr getan: Bauarbeiter haben schon Etliches entfernt, man sieht die Holzbalken des Fachwerks.
Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei der Marktschänke um das älteste Fachwerkhaus der Stadt handelt, erklärt Thomas Buhl. Der Architekt gehört zum Stiftungsvorstand der Bürgerstiftung „Neue Schwerter Mitte“.
Ein Ensemble soll aus dem ehemaligen Ruhrtal-Museum, der Marktschänke und der Viktorkirche mit ihrem neuen Gemeindehaus werden. Doch während man an Kirche und Gemeindehaus bereits fertig ist, sind das Museum und die ehemalige Wirtschaft äußerlich noch unverändert.
Seit März 2020 ruht der Umbau
Im März 2020 wurde der Umbau des Ruhrtal-Museums gestoppt. Ein Gutachten hatte ergeben, dass das Alte Rathaus, wie das Museum eigentlich heißt, vor allem im Inneren erhebliche statische Mängel aufwies – und zwar bereits seit vielen Jahrzehnten. Auch an der benachbarten Marktschänke hatten Gutachten einen erheblichen Sanierungsbedarf ergeben.
Damit war die damals angepeilte Finanzierung so nicht mehr haltbar. Das Projekt, das die Bürgerstiftung Schwerter Mitte mit eigenem Geld und Fördermitteln schultert, musste auf neue Beine gestellt werden. Man einigte sich mit den Fördergebern auf eine neue Variante der Finanzierung. Jetzt soll der Umbau endlich weitergehen.

Die teuren Überraschungen erwarteten die Bauherren indes nicht in der Marktschänke, sondern im Ruhrtal-Museum. Und es waren auch keine Schäden, die den Jahrhunderten geschuldet sind, sondern eine nicht sachgemäße Sanierung aus den 80er-Jahren.
Damals hatte man mit Metallstützen am Dach und Stahlbeton unter den Holztüren in der Museumshalle das Gebäude stabilisieren wollen. Doch der Effekt verkehrte sich ins Gegenteil. Unter den Stahlstützen faulte das Holz noch schneller und die Betonfundamente sanken auf dem weichen Untergrund ein. Die Deckenbalken biegen sich schon bedenklich. Eigentlich hätte man das Gebäude in den vergangenen Jahren gar nicht mehr nutzen dürfen, befand der Gutachter.
Wie von Christo verpackt
Bei der Marktschänke handelt es sich dagegen um Schäden, die man angesichts des Alters erwarten konnte. Das Haus wurde immer wieder renoviert, sodass man an ihm auch verschiedene Epochen des Fachwerkbaus in Schwerte sehen kann. So gibt es Fachen, die mit Lehm und Stroh gefüllt wurden. Später nahm man auch Ziegel und füllte so die Fläche zwischen den Holzbalken.
Diesen Charakter des Baus möchte man auch so erhalten. „Im Prinzip ist das schon ein Teil der Heimatausstellung“, erklärt Thomas Buhl. Die Marktschänke wird im Übrigen der spektakulärere Teil des Umbaus – zumindest von außen. Denn das Gebäude muss zunächst komplett eingehaust werden. „Das sieht dann aus, wie von Christo verpackt“, sagt Thomas Buhl. Damit wird das empfindliche Innenleben des Gebäudes während der Bauphase geschützt. Da die Marktschänke insgesamt weniger Probleme aufwirft, soll hier auch begonnen werden.

Entstehen soll dann zum einen eine Heimatausstellung, die das alte Museum ersetzt. Zum anderen wird Platz geschaffen für Sonderausstellungen, eine kleine Gastronomie mit Außenbereich und zwei Versammlungsräume, die auch von Vereinen und anderen Externen genutzt werden können.
Sechs Millionen Euro
Rund 6 Millionen Euro wird der erste Bauabschnitt wohl kosten. Damit ist er etwa zwei Millionen Euro teurer, als man zunächst geplant hatte. Das Geld für den Innenausbau möchte man aber über neue Förderanträge erhalten. Dennoch sei das Ganze zumindest für die Stadt oder besser ihren Kulturbetrieb (KuWeBe) ein Gewinn.
Denn während die Finanzierung nicht aus den Mitteln des KuWeBe stammt, könne der sich das sanierte Museum am Ende mit größerem Wert in die Bücher schreiben. Mit dem Geld der Stiftung werde somit das städtische Vermögen vergrößert.
Ein konkreter Termin für den Baustart steht allerdings noch nicht fest. Im Moment ist man in der Vergabephase für die einzelnen Gewerke.
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