Reportage

Treffpunkt Stadtpark: Beschwerden häufen sich

Sie treffen sich im Stadtpark, unterhalten sich und trinken Bier. Manchmal bis zu 20 Leute, doch die Gruppe wird immer größer. Auch die Beschwerden, die bei der Stadt Schwerte eingehen, steigen. Doch wer sind die Leute, die zum Schwerter Stadtbild gehören?

SCHWERTE

, 10.06.2016 / Lesedauer: 3 min

Im Stadtpark treffen sich schon lange verschiedene Menschen. Von Obdachlosen bis zu Patienten des Metadonprogramms reicht die Szene.

Ein Juni-Vormittag: Etwa 15 Leute drängen sich rund um die mittlere Bank. Eine Gruppe Schüler aus der benachbarten Grundschule kommt vorbei. Ein etwas älterer Mann räumt schnell die Flaschen weg. Die Schüler gehen weiter, nichts Besonderes. Weniger ruhig ist es, als ich erkläre, wer ich bin und worum es geht. Manche wollen reden, andere misstrauen der Presse.

„Wir tun niemandem etwas“, betont ein junger Mann mit leichtem osteuropäischen Akzent. Man sitze hier, trinke Bier und warte auf den Zug. Er ist genau wie viele andere hier Patient im Methadonprojekt und muss täglich nach Schwerte reisen. „Wir räumen unseren Abfall weg und hören nur leise Musik“, betont er.

Gruppe sucht nach einem Treffpunkt

Das bestätigt auch Jutta Pentling vom Beschwerdemanagement der Stadt. Anzeigen wegen Ruhestörung habe es weder hier, noch an anderen Treffpunkten gegeben. Fast alle aus der Gruppe haben einen festen Wohnsitz. Nachts sei niemand von ihnen im Park, erklärt die einzige Frau, die heute dabei ist. 

Die Schwerterin erklärt die Probleme ihrer Gruppe: Der Keller im Rathaus sei nicht mehr geöffnet. Und auch die Bänke, die einst im Nowy-Sacz-Park standen, gebe es nicht mehr. „Wir werden überall vertrieben“, ergänzt ein junger Mann mit erschreckend schlechten Zähnen. „Schreib doch mal, dass wir einen Treffpunkt brauchen. Einen, wo wir niemanden stören.“

Keller wegen Brandschutz geschlossen

Der Rathaus-Keller an der Hastingsallee war eigentlich die Übernachtungsstelle für Obdachlose. Doch weil die Stadt auch tagsüber die Toiletten dort geöffnet ließ, trafen sich viele der Menschen mit Drogen- und Alkoholproblemen im Umfeld des Kellers, bis der im vergangenen Jahr geschlossen wurde. Eine Brandschau hatte ergeben, dass ein zweiter Fluchtweg fehlt. Geld für einen Umbau fehlt der Stadt.

„Wir überlegen, ob das zusammen mit der geplanten Rathaussanierung gemacht werden kann“, sagt Stadtsprecher Carsten Morgenthal. Während manche in der Gruppe um die Bank sich über die Beschwerden der Nachbarn ärgern, gibt es andere, die das verstehen können. „Hier versammeln sich manchmal 20 Leute, da kann ich verstehen, dass manche das unangenehm finden.“

In Sachen Müll sehen sich die Leute aus dem Stadtpark hingegen zu Unrecht beschuldigt. „Wenn wir morgens kommen, liegen hier oft Pizzakartons und Dosen rum, die räumen wir dann erst weg.“ Und die dicke Schicht Kronkorken, die im Boden rund um die Bank festgetreten ist? „Die sind doch schon uralt.“

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Förderprogramme ausgelaufen

Warum tut die Stadt so wenig für diese Klientel? So einfach sei das nicht, meint Jutta Pentling. Es sei vor allem ein Problem der Akzeptanz, glaubt Jutta Pentling. Denn fast überall, wo diese Menschen in größerer Zahl im Stadtbild auftauchen, gebe es Beschwerden. Die Polizei reagiere oft mit Platzverboten, das verlagere das Problem nur.

Man könne die Uhr danach stellen, sobald das Wetter besser werde, trudelten bei der Stadt wieder die Beschwerden ein. Vor allem, weil einige aus der Gruppe das Gebüsch zur Schule als Toilette nutzen. Früher gab es einen Sozialarbeiter. Doch als die Förderprogramme ausliefen, habe die Stadt den nicht mehr finanzieren können. Die Gruppe im Stadtpark hält ohnehin wenig von Sozialarbeit. „Was wir brauchen, ist ein Treffpunkt“, betonen sie.