Schwertes letzter Modellbahnladen muss schließen

Schwerer Abschied

"Es macht keinen Spaß mehr." Schwertes letzter Modellbauladen schließt. Zwölf Jahre hat Jürgen Schwarze den das Geschäft geführt, ist selbst leidenschaftlicher Sammler. Doch der Modellbaunachwuchs fehle - und im Image-Problem der Bahn sieht er auch einen Grund für die schwindende Faszination der Modellbahn.

SCHWERTE

, 20.09.2016, 14:51 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Pressspanregale in seinem Modellbahnladen sind wie leergefegt. Ein paar Wägelchen liegen noch eingepackt in den Schränken, einzelne Schienen, Bäumchen und Figürchen sind ebenfalls noch da. Viel ist es jedoch nicht. Am Samstag macht Jürgen Schwarze den einzigen Modellbauladen, den es noch in Schwerte gibt, endgültig zu.

„Es macht keinen Spaß mehr“, sagt Jürgen Schwarze. Am Samstag ist es auf den Tag zwölf Jahre her, dass der 63-Jährige den Laden gründete. Sein Hauptproblem: „Die Hersteller liefern die angekündigten Neuheiten zu spät“, sagt er. Das würde teilweise Jahre dauern. Und von von Kunden würde dann er immer den Ärger bekommen.

"Es kommt nichts nach"

An vergangene Zeiten erinnert auch die Musik, die im Hintergrund gespielt wird. Rock'n'Roll aus den 50er- und 60er-Jahren; von der eigenen Band, in der er bis 2006 die Gitarre spielte. Seit 2012 sind die Verkaufszahlen bei Jürgen Schwarze rückläufig. „Die alten Modellbahner sterben weg und es kommt nichts nach“, sagt er. In seiner Kindheit habe nahezu jeder mit einer Modelleisenbahn gespielt, jetzt gäbe es andere Angebote.

„Die Hersteller haben darauf nicht reagiert“, sagt Schwarze. Allerdings sei auch der Reiz der Eisenbahn nicht mehr derselbe wie früher. „Mit der deutschen Bahn verbindet man heute ja nur noch Verspätungen, und die Bahnhöfe sind auch nicht mehr schön“, sagt er. Der Zauber der Dampflokomotiven gehöre der Vergangenheit an.

Auch die Modellbauer haben es schwer mit ihrem Hobby

Auch die Kunden von Jürgen Schwarze haben es nach dem Wegfall ihres Modellbahngeschäftes nicht leicht. In der Region sieht es nicht gut aus. Zwei Läden kennt Schwarze in Dortmund, einen in Hagen. Ansonsten aber weit und breit nichts. „Viele von meinen Kunden hören deswegen auch mit dem Modellbau auf“, sagt er. Aufgrund ihres Alters kämen viele Modellbauer nicht mit dem Internet zurecht. Und wegen einem Teil nach Dortmund oder Hagen zu fahren, das würden viele nicht wollen.

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Dieter Hering, einem langjährigen Kunden von Jürgen Schwarze, geht es ähnlich. „Ich werde mir dann wohl ein anderes Hobby suchen müssen“, sagt er. An seiner Jacke trägt er eine metallene Lok als Anstecker. In bestimmten Fällen half er sogar im Laden aus und vertrat Jürgen Schwarze in Krankheitsfällen.

Jürgen Schwarze kann sich nun auf seine Rente freuen. Neben seinen beiden Hunden hat der ehemalige Maschinenbauingenieur bei den Nickelwerken noch eine ganze Sammlung an Modellbauten. Seit den 60er-Jahren ist Schwarze Sammler. „400 bis 500 Fahrzeuge habe ich bestimmt. Ich muss aber erst einmal Inventur machen“, sagt er. Und vielleicht spielt er dann mit seinen ehemaligen Bandkollegen wieder Musik - und erinnert sich an Rockmusik und die alten, dampfenden Lokomotiven.

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