Kultur als Betrieb: Schwertes Sparmodell KuWeBe kurz vor der Überschuldung

© Bernd Paulitschke

Kultur als Betrieb: Schwertes Sparmodell KuWeBe kurz vor der Überschuldung

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Kultur als eigenständiger Betrieb: 2003 wollte die Stadt damit sparen. Doch das System KuWeBe ist finanziell kurz vorm Kollaps. Jetzt rechnet man was es kostet, die Kultur zurückzuholen.

Schwerte

, 15.03.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Jahr 2003 gründete die Stadt Schwerte eine Anstalt öffentlichen Rechts, in die man Kulturamt, Volkshochschule, Stadtbücherei, Museum und Musikschule eingliederte und damit vor allem die Kosten für Kultur und Bildung ausgliederte.

Noch heute wird auf der Hompage des KuWeBe (Kultur und Weiterbildungsbetrieb) benannten Gebildes das hohe Lied der AÖR gesungen: Die Bündelung von Einrichtungen im Kultur- und Weiterbildungsbereich kann deutliche Qualitätsgewinne und Einsparpotenziale bewirken. Neue Leistungspakete können geschnürt, Ressourcen besser ausgelastet und Gestaltungsspielräume vergrößert werden.“

Immobilien sollten Kultur finanzieren

Doch die Wirklichkeit hat das Konstrukt bereits seit Jahren eingeholt. Bei der Gründung wurden dem KuWeBe einige Immobilien wie Wuckenhof, Museum und vor allem große Teile des City-Centers vermacht. Die konnte man mit den Verlusten gegenrechnen. Denn schon bei der Gründung war klar: Mit Bildung und Kultur kann man nichts verdienen. Deshalb gab es jährlich einen städtischen Zuschuss, der aber schon lange nicht mehr ausreichte, um die Schulden zu decken. Spätestens in fünf Jahren ist der Weiterbildungsbetrieb überschuldet. Dann müsste die Stadt ohnehin für die Schulden aufkommen, denn eine AÖR kann keine Insolvenz anmelden.

Was kostet es, wenn die Stadt die Kultur übernimmt?

Deshalb soll im Rat jetzt beschlossen werden, was mit Kultur und Bildung passieren soll. Die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Dr. Bergmann, Kauffmann und Partner hat für die Stadt vier Varianten überprüft. Darunter auch die Frage, was es kosten würde, wenn die Stadt ihre Kultur-und Bildungsaktivitäten wieder selbst übernimmt.

Alle Möglichkeiten sind vor allem nicht günstig. So muss man die Darlehen des KuWeBe von rund 2,1 Millionen Euro übernahmen. Auch der Buchungstrick, der der Stadt erlaubte die Kosten für Kultur nicht im eigenen Haushalt auftauchen zu lassen, wären künftig nicht mehr machbar. 614.000 Euro jährlich müsste der städtische Haushalt dann zusätzlich verkraften. Hinzu kämen einmalig rund 556.000 Euro Steuern.

Auch andere Varianten sind teuer

Aber auch alle anderen Varianten bedeuten, dass auf die Stadt hohe Kosten zukommen. Denn das Defizit des KuWeBe muss ausgeglichen werden. Lediglich bei der Frage, welche Synergieeffekte entstehen, wenn man die Verwaltungsaufgaben des KuWeBe auf andere städtischen Mitarbeiter umlegt und so auf Dauer Stellen einspart, unterscheiden sich die Varianten deutlich. Doch egal wie sich die Ratsmitglieder entscheiden, steht fest, das Jahr 2022 wird für die Stadt finanziell schwierig. Denn auch der städtische Haushalt muss ausgeglichen werden.