Der Pressesprecher der Schwerter Zahnärzte rät trotz und gerade wegen der Corona-Pandemie „konsequent Termine beim Zahnarzt“ wahrzunehmen.

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Schwerter Zahnarzt: Schlechte Mundhygiene fördert schweren Corona-Verlauf

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Gehen während der Corona-Pandemie weniger Leute zum Zahnarzt? Der Schwerter Zahnarzt Tim Becker erzählt von seinen Eindrücken und davon, was ausgefallene Kontrollen bedeuten können.

Schwerte

, 23.01.2021, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Corona-Zeiten zum Zahnarzt? Wer Schmerzen hat, der wird es sich nicht lange überlegen. Aber was ist mit den Routinekontrollen?

„Wir haben festgestellt, dass zur Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 die Patientenzahlen in den Schwerter Zahnarztpraxen um ein Fünftel gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen sind“, erklärt eine Sprecherin der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe auf Anfrage. In ganz Westfalen-Lippe seien es sogar ein Drittel weniger.

In der ersten Welle vermehrt Schmerzbehandlungen

Dass während der ersten Corona-Welle weniger Patienten zu versorgen waren, konnte Tim Becker, Zahnarzt und Pressesprecher der Schwerter Zahnärzte so nicht direkt bestätigen. „Es gab allerdings weniger Routinekontrollen. Und auch größere Behandlungen wie Brücken haben wir seltener durchgeführt“, so Becker. „Dafür gab es deutlich mehr Schmerzbehandlungen.“

Besonders die älteren Patienten seien während der ersten Welle eher zurückhaltend gewesen. „Jetzt in der zweiten Welle sehen wir das nicht mehr“, sagt Tim Becker.

Konsequent Termine wahrnehmen

„Ich kann nur raten, konsequent die Termine wahrzunehmen“, sagt Becker, der eine Praxis zusammen mit Rüdiger Heß betreibt. Denn: „Aus kleinem Karies wird großer Karies. Aus großem Karies wird eine Nervenentzündung und daraus wiederum eine dicke Backe.“

Zudem beruft sich Becker auf eine britische Studie, die belegt, dass „Menschen mit schlechter Mundhygiene ein viel höheres Risiko haben, an einer COVID-19 Infektion zu versterben“. Er betont aber, dass es sich nur um die Auswirkungen auf die Sterblichkeit handelt und nicht darauf, sich überhaupt mit Corona anzustecken.

Das Risiko sei sogar um 70 Prozent erhöht, teilt die Mundgesundheits-Stiftung (DMS) mit. Sie schreibt dazu: „Es ist bekannt, dass das Corona-Virus hauptsächlich über Rezeptoren in Mund und Rachen in den Körper eindringt. Daher sind eine starke Immunabwehr der Mundhöhle und eine gesunde Mundschleimhaut die erste Hürde für die Viren.“

Bonus nicht verlieren

Neben den medizinischen Gründen für die jährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt gibt es auch noch einen finanziellen. Wer in den letzten Jahren immer zu den Kontrollen gegangen ist und so auf einen möglichen Bonus der Krankenkassen zu größeren Behandlungen hingearbeitet hat, der sollte jetzt nicht damit aufhören.

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„Die Krankenkassen zahlen im Jahr zwei Kontrollen. Diese sollten auch vorgenommen werden, damit der Zahnarzt Dinge frühzeitig erkennen kann, die behoben werden können. Wer mindestens einmal jährlich fünf Jahre hintereinander zur Kontrolle kommt, der erhält einen Bonus, wenn zum Beispiel mal ein Zahnersatz fällig ist. Bei zehn Jahren wird der Bonus noch größer“, erklärt Becker.

Und wenn man ein Jahr nicht zur Kontrolle kommt, „fängt man wieder bei Null an". Deshalb waren die Zahnarztpraxen auch zum Ende des vergangenen Jahres entsprechend ausgelastet: „Wir hatten einen Samstag, wo wir nur Routinekontrollen durchgeführt haben.“

Hygiene immer schon ein „riesen Thema“

Becker, Heß und ihr Team achten genauso wie die anderen Zahnärzte in Schwerte besonders auf die Hygiene in den Praxen. Aber nicht erst seit Corona. „Das war immer schon ein riesen Thema und es gab vorher schon ausgeklügelte Hygienekonzepte bei den Zahnärzten“, so der Pressesprecher. „Wir setzen den Mundschutz morgens auf und tragen ihn dann durchgehend.“

Ebenfalls zu den Hygienekonzepten gehöre die Desinfektion von Kontaktflächen. „Es wird Flächendesinfektion im Exzess betrieben.“

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Um den Abstand zwischen den Patienten zu gewährleisten und ein volles Wartezimmer zu vermeiden, hat man sich in den Schwerter Zahnarztpraxen einiges überlegt. „Wir haben zum Beispiel die Stühle im Wartezimmer drastisch reduziert. Dafür gibt es jetzt auch Stühle im Treppenhaus. In anderen Fällen lassen wir die Patienten im Auto warten und rufen sie an, wenn sie rein dürfen“, erklärt Tim Becker.

Bei Hochrisiko-Patienten verabrede man auf die Minute genau den Termin, damit die Leute direkt durch ins Sprechzimmer gehen können. Außerdem betont der Pressesprecher der Schwerter Zahnärzte: „Bis Dezember 2020 gab es nachweislich noch keine Corona-Übertragung in den Zahnarztpraxen.“