IHK-Wirtschaftsgespräch
Schwerter Unternehmer Philipp Halbach: Staat muss Energiepreise regeln
Die Forderung nach staatlich regulierten Energiepreisen kommt ausgerechnet von der IHK, die sonst den freien Markt fordert und feiert. Die Energiekrise hat die heimische Wirtschaft erreicht.
Wenn man auf das Konjunkturbarometer für den August schaut, sieht bei der Wirtschaft im heimischen IHK-Bezirk eigentlich einiges positiv aus. Steigende Auslandsumsätze, steigende Gesamtumsätze. Im Kreis Unna stieg der Gesamtumsatz der Unternehmen um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Von der Krise in die größere Krise
Und genau hier liegt das Problem. „Wir kamen aus der Corona-Krise“, betont Philipp Halbach. Und so gibt es rein statistisch im Moment einen Aufschwung. Wer wirklich wissen will, wie es um die heimische Wirtschaft bestellt ist, der müsse den Blick nach vorn betrachten. Und da schätzen fast alle Unternehmen die Aussichten als schlecht ein. Es sei vermutlich die größte Krise, die alle, die hier am Tisch sitzen, erlebt hätten.
Vor dem IHK-Wirtschaftsgespräch in der Rohrmeisterei: Philipp Halbach, Stefan Schreiber, Gudrun Engelhardt, Tina Risse-Stock, Antje Boldt, Michael Adel, Stefan Peltzer, Dimitrios Axourgos, Egon Schrezenmaier und Sebastian Kirchmann. © Heiko Mühlbauer
Einmal im Jahr lädt die Industrie- und Handelskammer ihre Schwerter Mitglieder zum Wirtschaftsgespräch ein. Am Donnerstagnachmittag (22.9.) traf man sich in der Rohrmeisterei. Eigentlich stand das Thema Nachhaltigkeit auf der Tagesordnung. Aber die aktuelle Situation schwebte dann doch über allem.
15,5 Prozent fuhren Produktion zurück
Vor allem die Explosion der Energiepreise bedroht viele Unternehmen. „15,6 Prozent der Industrieunternehmen hätten bereits die Produktion zurückgefahren, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. Bei den energieintensiven Betrieben sei es bereits über ein Drittel. Er hofft auf einen Waffenstillstand.
„Politik hat schließlich die Abhängigkeiten verschuldet“
Halbach, der Mitglied der Vollversammlung der IHK ist, erklärte: „Die Maßnahmen der Politik sind meiner Einschätzung nach halbherzig.“ Er forderte einen Eingriff des Staates bei der Bildung der Gas- und Strompreise. „Als Unternehmer tut man sich schwer, wenn staatliche Eingriffe verlangt werden“, so Halbach. Aber schließlich sei die Politik auch der Hauptverursacher der Abhängigkeitslage.
Der Stadt gehe es nicht viel anders als den Unternehmen, ergänzte Bürgermeister Dimitrios Axourgos. Er bekräftigte sein Versprechen, die Gewerbesteuer nicht zu erhöhen. Doch dann folgte ein großes Aber. „Wenn uns Bund und Land nicht im Stich lassen.“
Nachhaltiges Wirtschaften zahlt sich aus
Doch die Energiekrise zeige beispielhaft, wie wichtig nachhaltiges Wirtschaften ist. Denn wer nachhaltige Entscheidungen treffe, profitiere davon, erklärte Gudrun Engelhardt von der B.A.U.M. Consult GmbH. Das reiche von der leichteren Personalfindung über das bessere Image, wenn man sich als nachhaltiger Betrieb profiliere, bis zum Kosten-Vorteil, zum Beispiel, wenn man jetzt bereits über regenerative Energie verfüge.
Komplizierte Gesetze erschweren den Wandel
Doch das alles ist auch nicht so einfach. Denn oft sind es gesetzliche Vorgaben, die den Unternehmern hier einen Stein in den Weg legen. Wer als Unternehmen, das nach dem Bundes Immissionsschutz Gesetz (BImsch) beurteilt wird, von Gas auf eine andere Energie umstellen wolle (ein sogenannter Fuel-Switch), müsse das erst beantragen, erklärte IHK-Referent Stefan Peltzer. Bis so ein Antrag aber bearbeitet ist, sei der Winter längst vorbei.
Und wer zum Beispiel eine große Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach errichte und überschüssigen Strom oder Prozesswärme abgeben wolle, müsse dafür extra eine Firma gründen und trete plötzlich als Energieerzeuger und -händler auf.
„Es müsste mal jemand kontrollieren“
Anstelle immer neue Regelungen und Gesetze zu beschließen, solle man die bereits bestehenden lieber kontrollieren, forderte Unternehmer Egon Schrezenmaier. Denn es gebe schon einige Vorgaben in Sachen Umweltschutz, doch ob die eingehalten würden, überprüfe ja niemand.
Insgesamt 60 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung hatten sich zum IHK-Wirtschaftsgespräch angemeldet. Das waren deutlich weniger als noch vor einem Jahr. Und auch da hatte man schon mehr als ein Jahr Corona-Krise hinter sich.
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