
Das Feuerwehrschiff „Branddirektor Dr.-Ing. Sander“ im Trockendock. Bernd Schierferstein hat es nach Originalplänen im Maßstab 1:18 erstellt. © Hilmar Schmitt
Schiffsmodellbau: Bei Sommerausstellung sind Präzision und Geschicklichkeit gefragt
Schiffsmodellbau
Zu Lande, zu Wasser und auf der Schiene: Mehr als 150 Modelle präsentierten die Schwerter Schiffsmodellbaufreunde – und sind in Sachen Klimaschutz um mehr als eine Nasenlänge im Voraus.
Schick und absolut gepflegt herausgeputzt waren Vereinsgelände und Vereinshaus am Grüntaler Teich: Die Schwerter Schiffsmodellbaufreunde hatten nach zweijähriger Corona-Pause zu ihrer Sommerausstellung eingeladen. Das alles bei kostenfreiem Zutritt und auch für Essen und Getränke war reichlich und gut gesorgt.
Sogar das Wetter hatte es gut gemeint: Viele, vor allem auch junge Besucher und befreundete Mitglieder anderer Modellbauvereine kamen am vergangenen Samstag (11.6.) bei strahlendem Sonnenschein zur Ausstellung – sogar aus Peine wurde angereist.
Endlich wieder „Schiff ahoi!“
Stars und Protagonisten des Tages waren die großen und kleinen Modelle. Manche tummelten sich in dem 150 Quadratmeter großen Wasserbecken, einige ruhten sich im Trockendock aus oder zogen auf den Schienen- und Fahrwegen sowie auf holprigen und herausfordernden Geländepfaden ihre Runden. Die zumeist nach eigenen oder auch Original-Bauplänen selbst gebauten oder angepassten Modelle standen im Mittelpunkt.

Die „Graue Flotte“ in der Ruhephase – ein Zustand, den man sich auch für die Realität wünscht. © Hilmar Schmitt
„Das Tüfteln und Basteln steht bei uns an erster Stelle – eben die planerische und handwerkliche Herausforderung“, erklärt Hans-Jürgen Ehrhard, Erster Vorsitzender des Vereins der Schiffsmodellbaufreunde Schwerte, zur Motivation des Modellbaus.
Das bestätigt auch Bernd Schieferstein, der in aufwändiger Arbeit nach Originalbauplänen das 20 Kilogramm schwere Feuerwehrschiff „Branddirektor Dr.-Ing. Sander“ im Maßstab 1:18 mit über 30 elektrischen Funktionen nachgebaut hat: „Das echte Schiff liegt inzwischen am niederländischen Ijsselmeer“, sagt Bernd Schieferstein zum Verbleib des 1965 erstellten großen Vorbildes.
Und Klaus-Dieter Koch hat seinen Bausatz-Lastkraftwagen der Marke MAN komplett mit einem dreiachsigen Allradantrieb aufgerüstet, die Innenausstattung des Fahrerhauses angepasst und die gesamte Beleuchtung dem Original-Lkw nachgebaut: Bei der Ausstellung am Grüntaler Teich war das Fahrzeug zu Transportarbeiten auf einer Modell-Baustelle „eingeteilt“ – die einzelnen Funktionen wurden von Klaus-Dieter Koch via digitaler Funkfernbedienung durchgeführt.
Auch die Besucher konnten unter fachkundiger Anleitung die Bedienung der Wasser-, Land- und Schienenfahrzeuge selbst ausprobieren – vorsichtiges und gefühlvolles Handling inklusive.
Jugend aktiv dabei
„Der Modellbau ist längst nicht mehr reine Männer- oder Rentnersache“, sagt Uwe Osthoff, Zweiter Vorsitzender der Schwerter Schiffsmodellbaufreunde, zur Weiterentwicklung des Vereinslebens: „Wir freuen uns insbesondere, dass junge Menschen den Zugang zu diesem Hobby finden und Tipps und Anregungen gerne annehmen – auch unsere Ausstellungen und die regelmäßigen Treffen tragen sicherlich dazu bei.“

Die neue Offroad-Bahn wurde von der Jugendgruppe des Vereins geplant und gebaut. Auch die Besucher konnten bei der Sommerausstellung das Handling mit den Fernbedienungen ausprobieren – Geschicklichkeit war gefordert. © Hilmar Schmitt
So plante und erstellte die Jugendgruppe die neu erweiterte, in den Hang des Vereinsgeländes integrierte Offroad-Anlage für geländetaugliche Modellfahrzeuge.
Umweltprojekte im Fokus
Und es gibt noch weitere Neuerungen: So wurde der gesamte mobile „Fuhrpark“ der Schiffsmodellbaufreunde auf reine Elektro-Mobilität umgestellt: „Alle Fahrgeräte, wie Schiffe, Autos, Bagger und Eisenbahnen fahren ausschließlich mit sauberer und preisgünstiger Akku-Technik“, erklärt Hans-Jürgen Ehrhard. Damit ist der Verein in Sachen Klimatechnik der „großen“ Mobilitätswelt um Längen voraus – Verbrenner-Antriebe sind nicht mehr im Einsatz.

Die Planer und Erbauer Uwe Osthoff (links) und Peter Klapper (rechts) an der neu erstellten Filtertreppe für das rund 150 Quadratmeter große Wasserbecken. © Hilmar Schmitt
Auch ein weiteres „Umweltprojekt“ wurde zwischenzeitlich umgesetzt: Peter Klapper und Uwe Osthoff planten und erstellten für das große Wasserbecken eine komplett neue Filteranlage mit Pumpen-, Zwischenspeicher- und Filtertreppenfunktion – eine gute Idee wurde auch optisch prima umgesetzt. Das überzeugte auch Besucher Hans-Georg Rehage: „Ganz toll, was der Verein auf die Beine gestellt hat.“
Für die weitere Planung des Vereinslebens und für die Öffentlichkeitsarbeit gibt es zudem weitere Ideen: „Wenn es Corona zulässt, werden wir in diesem Herbst ein Lichterfest veranstalten und auch im kommenden Jahr eine Sommerausstellung durchführen“, versprach Hans-Jürgen Ehrhard und ergänzte mit Blick in die Zukunft: „In vier Jahren wollen wir unser 50-jähriges Vereinsjubiläum feiern.“
Wasser-, Land- und Schienenfahrzeuge
- Seit 1976 gibt es den Verein der Schiffsmodellbaufreunde in Schwerte.
- Der Modellbau des Vereins umfasst Wasser-, Land- und Schienenfahrzeuge.
- Heimstätte ist das Vereinsheim am Grüntaler Teich an der Ostbergerstraße 71.
- Ein Wasserbecken in der Größe 10 mal 15 Meter steht für Stapel-, Test- und Vorführläufe der Schiffsmodelle zur Verfügung.
- Für die Landfahrzeug-Modelle sind eigens erstellte Wege und eine umfangreiche Offroad-Anlage sowie für Bahnmodelle eine Schienenanlage mit Drehscheibenfunktion errichtet.
- Der Verein trifft sich jeden Mittwoch ab 17 Uhr und sonntags ab 10 Uhr auf dem Vereinsgelände zum Erfahrungsaustausch, zum Fahren der Modelle sowie zur möglichen Modellbauarbeit.
- Interessierte und Gäste können direkt und ohne Voranmeldung zum Vereinstreffen kommen.
- Weitere Informationen unter: www.schiffsmodellbaufreunde-schwerte.de
Lebt seit 1973 in Schwerte, ist Fan der heimischen Kulturszene und verfolgt als ehemals aktiver Handballer das lokal-sportliche Geschehen. Neugier und Interesse wecken bei dem Diplom-Ingenieur, seit 2016 freier Mitarbeiter bei den Ruhrnachrichten, technische Neuheiten und innovativen Ideen.
