
Odysseus landet auf dem Rohrmeisterei-Plateau. © Ingrid Koenen
So wird das Welttheater: Diese Aufführungen muss man gesehen haben
Welttheater der Straße
Am Wochenende startet das Welttheater. Wohin, angesichts der vielen Aufführungen? Wir haben die Highlights mit allen Infos zusammengestellt. Gute Nachrichten gibt es auch für Fans der Auftakt-Gala.
Nach einem Jahr Corona-Pause und einem Jahr mit Corona-gerechter Inszenierung startet des Festival Welttheater der Straße an diesem Wochenende (27. und 28. August) erstmals wieder in der gewohnten Form. Dennoch ist einiges anders.
Zunächst einmal die Wochentage. Während man sich in der Vergangenheit auf Freitag und Samstag beschränkt hatte, ist jetzt wieder der Sonntag mit im Programm. Dafür findet am Freitag (26.8.) aber nur die Auftakt-Gala in der Rohrmeisterei statt. Für die gibt es übrigens noch Karten in der Ruhrtalbuchhandlung oder im Internet unter www.welttheater-der-strasse.de.
Die Karten kosten 25 Euro, die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, um 19 Uhr ist Einlass.
Außerdem sind die Spielorte rund um Budohalle und die Mühle in diesem Jahr nicht nutzbar. Dafür gibt es einen ganz neuen Spielort auf dem Parkplatz der Stadtwerke. Hier zeigt das Theater Fragile seine Akrobatik. Die Highlights des Programms haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Die Große Show am Abend
Wer: Theater Gajes (NL)
Welches Stück: Odyssee
Wo: Rohrmeisterei, Landschaftspark-Plateau
Wann: Samstag: 22.15 Uhr, Sonntag: 21 Uhr
Wie lange: 60 Minuten

Das Stück Odysseus nutzt das Publikum als Meer. © Sigrid Spinnox
Was erwartet mich: Theater Gajes verwandelt die klassische Erzählung „Die Odyssee“ in eine eigenwillige aufwändige Platzinszenierung, ein Theatererlebnis, das alle Sinne anspricht. Das Publikum selbst wird zum Meer, durch das Odysseus auf seinem Schiff zwischen Verführungen und Gefahren navigiert, getrieben von den Intrigen der Götter.
Das sagt Festivalchef Holger Ehrich dazu: Dabei zieht die Crew alle Register und erschafft ein spannendes, rührendes und humorvolles Spektakel, das man nicht so schnell vergisst.
Akrobatik und Humor auf dem Markt
Wer: Compagnie Les P’tits Bras (F)
Welches Stück: Bruits de Coulisse (Hinter den Kulissen)
Wo: Marktplatz
Wann: Samstag: 21 Uhr, Sonntag: 20 Uhr
Wie lange: 60 Minuten

Les P’tits Bras führen uns hinter die Kulissen eines Zirkus. © Kulturbüro
Was erwartet mich: Vor vier Jahren brachte die Compagnie Les P’tits Bras mit Luftartistik und Humor den Schwerter Marktplatz zum Toben. Ihr neues Stück lässt den Mythos des barocken Theaters auferstehen, aus einem neuen Blickwinkel. Das Publikum ist hinter dem Vorhang, wo zwischen Vorbereitung, Pannen und dem Bemühen, die Fassade aufrecht zu halten, das eigentliche Drama entsteht. Hinter den Kulissen offenbaren die Stars des Spektakels zwischen zwei Kostümwechseln ihr wahres Gesicht.
Das sagt Festivalchef Holger Ehrich dazu: Akrobatik auf höchstem Niveau trifft auf schauspielerisches Können und ungebremste Spielfreude.
Masken auf dem Parkplatz
Wer: TheatreFragile (D)
Welches Stück: „Are you ready?“
Wo: Parkplatz der Stadtwerke (geänderter Spielort)
Wann: Samstag 18 Uhr, Sonntag 18 Uhr
Wie lange: 60 Minuten

Maskentheater mit Anspruch bietet das Theater Fragile. © Max Krause
Was erwartet mich: Klimawandel ist jetzt! Zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir tun, klafft ein Abgrund. Und wenn wir handeln, was bewirken wir?
Mit einer rituellen Performance bahnt TheatreFragile einen Weg aus dieser widersprüchlichen Position: Mit Gesang, Tanz, physischem Theater und Maskenspiel laden fünf Darstellerinnen und Darsteller das Publikum ein, Leugnung, Wut, Verhandlung, Trauer und Akzeptanz zu durchleben.
Das sagt der Festivalchef: Are you ready? ist ein freudiger hoffnungsvoller Akt, der das Publikum mitnimmt – von der Verlusterfahrung in ein gemeinschaftliches Aufschwingen.
https://www.theatre-fragile.de/
Ein Flüchtlingscamp neben dem Bolzplatz
Wer: Compagnie Dyptic (F)
Welches Stück: Mirage (un jour de fete)
Wo: Ruhrstraße/Betonfläche
Wann: Samstag 19.30 Uhr, Sonntag: 19 Uhr
Wie lange: 60 Minuten

Ein Flüchtlingscamp eröffnet neben dem Bolzplatz an der Ruhrstraße. © Kulturbüro
Was erwartet mich: Zäune, Stacheldraht und rostige Blechdächer einerseits, bunte Fahnen, erhobene Köpfe und farbenfrohe Kleidung andererseits... eine Momentaufnahme des Flüchtlingscamps Balata im Westjordanland. Dieser unwirkliche Ort ist Inspiration für diese neue Choreografie, in der diverse Emotionen, Rhythmen und Tanzstile ineinanderfließen, vom traditionellen Dabkeh bis HipHop.
Das sagt der Festivalchef: Von kollektiver Kraft getragen, wird die Bewegung zu purer Energie, die Widersprüche offenbart, weil sie gleichzeitig das Leben feiert und die Ungerechtigkeit entlarvt.
Ein Dialog in acht Metern Höhe
Wer: Omnivolant (D)
Welches Stück: Angst verdirbt den Charakter
Wo: Ruhrstraße/Bolzplatz
Wann: Samstag 21.30 Uhr, Sonntag 18.30 Uhr
Wie lange: 30 Minuten

Ein Dialog in acht Metern Höhe bietet Omnivolant. © Kulturbüro
Was erwartet mich: Julia Knaust hat mit der neuen Produktion von Omnivolant ein ganz persönliches Stück geschaffen, zwischen Straßentheater, zeitgenössischem Zirkus und politischem Kabarett. Ein Dialog zwischen der Artistin und dem, was das Publikum sieht, hört und fühlt. In 8 Metern Höhe, kopfüber, nur gehalten von einem flüchtigen Knoten am Fuß, zwischen Himmel und der harten Realität des Bodens, macht sich still und leise die Angst breit.
Das sagt der Festivalchef: Das Stück erforscht die Analogie dieser konkreten Angst zur gesellschaftlich geschürten Unsicherheit, die zu Angst führt, die wiederum zu Ressentiments und offenem Rassismus führt. Die Angst, die diese Gesellschaft manchmal macht.
Heimspiel vor der Theaterhalle
Wer: Theater am Fluss (D)
Welches Stück: Jonathan Swift: „A modest proposal“ (Monologstück im englischen Original)
Wo: Garten vor der TaF-Halle
Wann: Samstag 21.30 Uhr, Sonntag: 20.30 Uhr
Wie lange: 35 Minuten

Michael Rotthowe vom Theater am Fluss (hier ein Archivfoto) spielt vor der Theaterhalle ein Solostück. © Manuela Schwerte (A)
Was erwartet mich: Im Garten des Theaters am Fluss erwartet Sie „open air“ ein Highlight der klassischen Gesellschaftsgroteske aus der britischen schwarzen Romantik – und das als erstes TaF-Stück im englischen Original. Schauspieler Michael Rotthowe (studierte Philosophie und Englisch in Dortmund und arbeitet derzeit freiberuflich als Übersetzer) spricht als Erzähler in der Rolle eines Politikberaters vor einem fiktivem Konvent von Nationalökonomen über das Armutsproblem in Irland und schlägt eine ebenso bizarre wie ungewöhnliche Lösung vor.
Das sagt der Festivalchef: 35 Minuten bitterböser schwarzer Humor warten auf
die Zuschauer. Die Vorstellung ist wetterunabhängig und findet bei Nässe im Theater am Fluss statt.
https://www.theateramfluss.de/
Stummes Theater mit Anspruch
Wer: Theater Studio7 (D)
Welches Stück: CrianÇas – Kinder, die auf der Straße leben: Eine Groteske in acht Bildern
Wann: Samstag: 19.30 Uhr, Sonntag: 19.15 Uhr
Wo: Kleiner Markt
Wie lange: 45 Minuten

Ana Patricia Marioli spielt ganz allein im Stück „Crianças“ von STUDIO 7 Theater. © Simon Bronikowski
Was erwartet mich: Ein Kind lebt mit seiner Puppe auf der Straße. Sein Inneres ist voller Musik. Es hungert. Es spielt und tanzt. Es ernährt sich vom dem, was ihm zugeworfen wird und stolpert durch den grotesken Traum von einer schöneren neuen Welt. In jedem absurden Scheitern findet das Kind einen neuen Anfang.
Das sagt der Festivalleiter: Ana Patricia Marioli führt mit ihrer wortlosen Präsenz durch Bilder vom Rand unserer Gesellschaft. Tanzend und mit grotesker Komik nährt sie den Wunsch nach einer Welt, die frei von Hunger und Gewalt ist.
Darüber hinaus gibt es noch einige andere Aufführungen, wie ein Kindertheaterstück, eine Einmann-Clown-Show, den Circus Minimal oder eine Lesung in den Zwischenraumateliers.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
