Mal eben ein Paket abgeben, Briefmarken kaufen oder eine Überweisung tätigen – das wurde in den vergangenen Monaten für die Schwerterinnen und Schwerter zum Lotteriespiel.
Vor verschlossenen Türen standen sie plötzlich immer häufiger an der früheren Hauptpost am Postplatz, die offiziell ein Finanzcenter der Postbank ist. Wenn dann auch noch mal wieder der Geldautomat streikte, konnten sie nicht einmal mehr ihr Portmonee dort auffüllen.
Briefmarkenautomat abgebaut
Doch mit diesen Unregelmäßigkeiten nicht genug. Auf einmal war dann zusätzlich noch der Briefmarkenautomat an der Fassade neben dem Eingangsportal verschwunden. Nur noch Reste abgeflexter Befestigungsbolzen blieben in der Natursteinfassade von dem Gerät – als wollten sie ein Symbol für den schleichenden Abschied der Postdienstleistungen in der Innenstadt sein.
Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier (Bonn) gibt auf Nachfrage aber Entwarnung „Die Befürchtungen der Bürgerinnen und Bürger in Schwerte sind unbegründet“, sagt er klipp und klar: „Derzeit sind bei unserer Filiale am Postplatz in Schwerte keine Veränderungen an Standort oder Produkt- und Leistungsangebot geplant.“

Der Unternehmenssprecher räumt ein, dass die Filiale „tatsächlich in letzter Zeit immer wieder eingeschränkt oder vorübergehend geschlossen“ gewesen sei. Grund seien krankheitsbedingte Personalausfälle, weil teilweise Mitarbeitende längerfristig erkrankt waren. Trotz des Einsatzes von Vertretungen aus anderen Filialen habe sich diese Lücke nicht vollständig ausgleichen lassen. Wegen des Vier-Augen-Prinzips für Kassengeschäfte und Paketverwahrung seien zur Öffnung immer mehrere Mitarbeiter nötig.
Personalsituation verbessert
Es gibt aber Hoffnung. „Durch rückkehrende Mitarbeitende sollte sich die Personalsituation insgesamt etwas entspannen“, sagt Oliver Rittmaier: „Wir tun alles, um mit den verbleibenden Mitarbeitenden und Vertretungen einen möglichst stabilen Betrieb zu organisieren und die Filiale zu öffnen.“ Eine genaue Prognose sei mit Blick auf kurzfristige Ausfälle aber naturgemäß nicht möglich.

Eine Verbesserung ist auch für die Postbank-Kunden in Sicht, die am SB-Terminal Überweisungen eintippen oder Kontoauszüge ziehen müssen. Seit der Zusammenführung der IT-Systeme mit der Konzernmutter Deutsche Bank konnten viele von ihnen dies nur noch an einem neuen zweiten Automaten erledigen, der vor den Schaltern installiert wurde – und bei deren Schließung hinter der Glastür unerreichbar war.
Das „alte“ Service-Terminal im jederzeit zugänglichen Foyerbereich akzeptierte ihre Bankkarten nicht mehr. Das soll sich ändern. Denn dieses werde „in Kürze technisch umgestellt und steht dann wieder allen Kundinnen und Kunden der Postbank zur Verfügung“, kündigt der Sprecher an. Einen genauen Termin gebe es derzeit noch nicht.
Protest der Briefmarkenfreunde
Keine guten Nachrichten gibt es dagegen für den Briefmarken-Automaten am Postplatz, dessen Abbau der Vorsitzende des Vereins für Briefmarkenkunde, Jürgen Michael Neubauer, schon zu einer Protest-E-Mail an die Deutsche Post angeregt hat. Darin widerspricht er dem Argument der Unwirtschaftlichkeit des Gerätes. Denn vor der Demontage sei es seit ungefähr anderthalb Jahren defekt gewesen, sodass man mit ihm auch gar keinen Umsatz hätte erzielen können, argumentiert er.
Der Postbanksprecher kennt noch andere Hintergründe. Briefmarken-Automaten würden schon seit Jahren nicht mehr hergestellt und seien deshalb nicht mehr zu beschaffen. Darum würden sie nur noch so lange betrieben, bis sie ihr Lebensende erreicht hätten. „Wenn sie kaputt sind, schauen wir, ob eine Reparatur möglich ist“, erklärt er. Sei ein Gerät dann aber irreparabel, werde es ersatzlos abgebaut.
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