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Öl und Mehl fehlen im Regal, auch andere Produkte in Schwerter Supermärkten knapp
Hamsterkäufe
Viele Ölsorten sind in den Schwerter Supermärkten ausverkauft. Und auch Weizenmehl fanden wir nur in einem Geschäft. Dabei ist die Knappheit selbst verschuldet, weiß Edeka-Chef Jörg Patzer.
Ein wenig misstrauisch beäugt der ältere Herr die Flasche mit dem Keimöl. Am Ende wandert sie dann doch in den Einkaufswagen. „Meine Frau hat gesagt, ich soll Öl mitbringen“, sagt er und zieht weiter.
Das Regal mit Öl im Edeka in Holzten ist relativ leer. Zumindest was die günstigen und gängigen Sorten betrifft. Lediglich bei Oliven-, Sesamöl und Spezialprodukten wird man fündig.
Eine Reise durch die Supermärkt in Schwerte
Wie sehr hamstern die Schwerter zurzeit? Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, bin ich verschiedene Supermärkte und Discounter in der Ruhrstadt abgefahren: Das vorhandene Sortiment war allerdings unterschiedlich.
Die Rundreise beginnt bei Kaufland am Dohrbaum. Hier wurde bereits am Donnerstag Weizenmehl im Sonderangebot angepriesen. Und in der Tat: Auf zwei Palletten gibt es am Mittwoch (16.3.) noch ausreichend Weizenmehl aus dem Angebot.
Während die Markenprodukte offensichtlich ausverkauft sind, findet man hinter dem Warnhinweis „Das Weizenmehl wird nur in haushaltsüblichen Mengen verkauft“ noch ausreichend Ware. Sogar Zwei-Kilo-Pakete mit Weizenmehl. Denn die zwei Kilo sind laut Kaufland die haushaltsüblich Menge.

Jörg Patzer hat Edeka-Märkte in Schwerte, Dortmund und Lünen. © Riese
Günstiges Öl ist aus, kaltgepresstes noch erhältlich
Beim Öl sieht das schon anders aus: Die günstigen Sorten sind komplett ausverkauft, auch einige Markenprodukte. Allerdings nur Sonnenblumen und Rapsöl. Und wer über 4 Euro für eine kleine Flasche kaltgepresstes Rapsöl anlegen wollte, wurde noch fündig.
In Holzen bei Edeka ist wie schon in der ersten Corona-Well das Klopapier knapp, und auch bei günstigem Sonnenblumen- und Rapsöl sieht es knapp aus. Auch gegenüber bei Lidl fehlt Klopapier, Mehl und Öl im Regal. Obwohl auch hier eine Mengenbeschränkung am Regal auffordert, nicht mehr als zwei Packungen zu kaufen.
Im Aldi fehlen viele Vorratsprodukte
Am Bahnhof bei Rewe gibt es zumindest noch die höherpreisigen Ölsorten, auch Raps oder Sonnenblumen sind am Mittwochmittag noch im Angebot. Bei Mehl sieht es hingegen mau aus und auch im Nudelregal tun sich Lücken auf. Dafür ist aber reichlich Toilettenpapier in verschiedenen Sorten und Qualitäten vorhanden.
Die Heimat der Hamsterkäufer scheint aber Aldi zu sein. Am Mittag gibt es im Aldi am Bahnhof weder Öl noch Nudeln noch Klopapier. Und auch bei Nudeln sind nur noch Restmengen einiger Sorten vorhanden.
Wenige 100 Meter weiter, bei Netto an der Hagener Straße, sieht das anders aus: Öl und Mehl sind auch hier nicht mehr im Angebot. Aber Klopapier und Nudeln gibt es noch ausreichend.
Lieferkette ist computergesteuert
Dabei liegt es derzeit nicht an der Knappheit der einzelnen Artikel, wie Jörg Patzer vom Edeka in Ergste betont: „Die Leute kaufen gerade manche Dinge mehr als sonst. Warum genau, kann ich auch nicht sagen. Dadurch sind einige Regale leer.“ Denn die Lieferkette ist computergesteuert und getaktet: „Dann braucht es gewisse Zeit, bis alles aufgefüllt ist“, so Patzer. „Auch im Lager stehen ja nicht vier Milliarden Flaschen Sonnenblumenöl rum.“
Das ganze erinnert ihn an die Pandemie-Hochzeit. Wenn alle normal weiter gekauft hätten, wäre es auch da nicht zu Engpässen gekommen. „Es ist genug Ware vorhanden.“
Auch Einzelhandelsverband appelliert
Dass Hamsterkäufe eine Eigendynamik haben, betont auch der Deutsche Lebensmittelverband. Schon zu Beginn der Corona-Krise habe sich gezeigt, dass übermäßiges Einkaufen nur die Lieferketten unter Druck setzt. Die Kunden sollten auch aus Solidarität bei haushaltsüblichen Mengen bleiben.
„Auf diese Größenordnung sind die Produktionsmengen und die Lieferlogistik der gesamten Lebensmittelkette ausgerichtet“, so Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Wenn niemand zu viel kaufe, sollte es eigentlich für alle reichen. Zumal es aktuell für Deutschland gar keine Unterversorgung mit Öl oder Weizen gebe.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
