
© Felix Mühlbauer (A)
Haustiere von Ukraine-Flüchtlingen werden im Schwerter Tierheim vorstellig
Ukraine-Flüchtlinge
Ein Labrador und eine Französische Bulldogge sollen in den nächsten Tagen im Tierheim Schwerte vorstellig werden. Sie kommen aus der Ukraine. Hintergrund ist eine neue Regelung des Veterinäramtes.
Der Krieg in der Ukraine bewegt mehrere Millionen Ukrainer zur Flucht. Oft werden dabei auch die geliebten Haustiere mitgenommen. Doch unter normalen Umständen dürften die Tiere gar nicht unangemeldet die Grenze überqueren, da die Ukraine kein EU-Mitglied ist und die Tiere daher nicht den EU-Standard haben könnten.
Haustiere brauchen Impfungen und Transponder
Aufgrund der Ausnahmesituation wurde diese Regelung bereits gelockert. Die Tiere dürfen zwar ohne die übliche Vorbereitung über die Grenze, müssen nun aber im Nachhinein auf Impfungen und Transponder überprüft werden und auch oftmals in Zwangsquarantäne.
Das Veterinäramt des Kreises Unna hat nun eine Regelung entwickelt, durch die vielen Haustieren eine Quarantäne erspart bleiben könnte. So können Haustiere wie Hunde, Katzen und Frettchen ab sofort auch im Tierheim in Schwerte vorgestellt werden, wo sie erfasst und dem Kreis Unna gemeldet werden.
„Wir gucken das jeweilige Tier erst einmal vor Ort durch“, erklärt Catharina Seelig, Leiterin des Tierheims in Schwerte, das Verfahren. Dazu überprüfe sie zunächst die Papiere des Tieres, wie zum Beispiel den Impfausweis. Außerdem sehe sie nach, ob das Tier gechipt sei. Sollte dies nicht der Fall sein, kann das Tier gleich vor Ort einen Transponder erhalten.
Tollwut-Impfung besonders wichtig
Dann folge die Absprache mit der Tierärztin des Tierheims, erläutert Seelig weiter. Da Tollwut in der Ukraine noch nicht vollständig ausgerottet sei, sei besonders die Tollwut-Impfung wichtig.
Da diese erst nach 30 Tagen ihren vollen Impfschutz entfaltet, müsse die Impfung mindestens so lange zurückliegen. Zusätzlich dazu werde aber noch eine Titer-Bestimmung, also eine Bestimmung der Antikörper, durchgeführt.
Normalerweise sei solch eine Antikörper-Bestimmung Voraussetzung, um ein Tier in die EU mitzubringen. „Welcher Tierbesitzer hat schon so eine aktuelle Titer-Bestimmung zufällig zu Hause rumliegen?“, meint Seelig dazu. Daher müsse nun Nachsorge betrieben werden, aber das sei auch völlig verständlich.
Sollte das Tier nicht gegen Tollwut geimpft sein, so erhalte es vor Ort eine Impfung und werde auf Auffälligkeiten überprüft.
Seelig vermutet jedoch, dass auch die ungeimpften Tiere keine Auffälligkeiten zeigen werden. „Das sind ja auch Haustiere, die, wie bei uns, jahrelang mit im Haus leben und gepflegt werden“, meint sie.
Trotzdem könne es in diesem Fall noch zu einer häuslichen Quarantäne kommen, sollte diese möglich sein. Nur wenn auch eine häusliche Quarantäne nicht durchführbar sei, müsse das Tier im Tierheim in Quarantäne, erklärt Seelig.
Abschließend würden noch eine Formulare ausgefüllt und an das Veterinäramt des Kreises Unna geschickt. So sei das Tier gleich erfasst und gemeldet, ganz egal, wie das weitere Vorgehen aussehe.
„Wir können nicht unbegrenzt viele Tiere aufnehmen“
„Wir können nicht unbegrenzt viele Tiere aufnehmen“, führt Seelig weiter aus. Ihrer Meinung nach, habe das Veterinäramt des Kreises Unna mit diesem Vorgehen eine gute Lösung gefunden, durch die die Tiere bei ihren Besitzern bleiben können und die Tierheime nicht überlastet werden.
Die Kosten übernehme noch dazu der Tierschutzverein Schwerte u. U. e.V., sodass die Tierbesitzer sich nicht auch noch darum sorgen müssen. Die Regelung betreffe jedoch nur private Haustiere, gewerblich eingeführte Heimtiere seien von ihr ausgenommen.
Seit der Einführung der Regelung habe es auch schon zwei Anmeldungen zur Vorstellung gegeben, erzählt . „Ein Labrador und eine Französische Bulldogge“, kündigt Seelig an. Noch seien sie aber nicht zur Vorstellung erschienen.
Das werde aber sicherlich in den nächsten Tagen geschehen, vermutet sie. Erst mal hätten die Flüchtlinge wahrscheinlich andere Dinge und viele Behördengänge im Kopf. Die Anmeldung des Tieres könne in diesem Falle auch ein wenig warten, meint Seelig.