
© Paulitschke (A)
Corona-Ansturm auf Schwertes Wälder – Naturschützer: „Das tötet Tiere“
Naturschutz respektieren
Seit Beginn der Pandemie entdecken immer mehr Menschen die heimische Natur. Das birgt Probleme. Vor einer Woche riss sogar ein Hund am Bürenbruch eine trächtige Hirschkuh.
Im Schwerter Wald ist man selten alleine unterwegs. Auf dem Bürenbruch kam das früher schon einmal vor und wer die Wälder Richtung Letmathe durchstreifte, begegnete noch vor eineinhalb Jahren unter der Woche kaum jemandem.
Das hat sich mit Beginn der Corona-Pandemie radikal geändert. Wer heute an einem Sonntag durch den Schwerter Wald streifen möchte, findet kaum einen Parkplatz und das obwohl der Freischütz nicht geöffnet hat. Auch auf dem Bürenbruch, rund um den Landgasthof Linneweber oder entlang der B 236 auf dem Schälck stehen die Fahrzeuge der Naturliebhaber dicht an dicht. Die Menschen zieht es mangels Alternativen in die Natur.
Naturschützer sehen das mit wachsender Sorge. Denn dort, wo um diese Jahreszeit Vögel am Boden brüten, trifft man nun auf Wanderer, deren Hunde ebenso wie zahlreiche Mountainbiker den Weg querfeldein suchen.
Freilaufender Hund tötete trächtige Hirschkuh
„Wir müssen leider immer wieder feststellen, dass sogar in Naturschutzgebieten Menschen querfeldein wandern, auf geschützten Orchideenwiesen lagern und picknicken“, klagt Dr. Oliver Herrmann vom Nabu Kreisverband (Naturschutzbund). In der vergangenen Woche (10.-16.5.) habe ein freilaufender Hund ein hochtragendes Damtier (weiblicher Damhirsch) so schwer verletzt hat, dass es erschossen werden musste. Das geburtsreife Kalb konnte nicht gerettet werden.
Auch Kotbeutel, die im Gebüsch landen, statt in einem Mülleimer würden zum Problem. „Unser Verhalten hat direkte Folgen auf die Artenvielfalt, ohne dass wir es bemerken“, betont Oliver Herrmann. So führten häufige Störungen unter Nestern bestimmter Vögel zur Aufgabe der Brut, gleiches gilt für Bodenbrüter, die ständig Besuch bekommen von freilaufenden Hunden.
Elsebach steht eigentlich unter Naturschutz
Zu den Problemen der heimischen Natur zählen auch die vielen Besucher an den Wasserläufen. Vielen Menschen, die das Ruhrufer oder das des unter Naturschutz stehenden Elsebaches betreten, sei das nicht bewusst. Doch das Betreten dieser Bereiche führe zum Verlust seltener Pflanzen und Tiere. Der Nabu appelliert deshalb an alle Schwerterinnen und Schwerter, auf den Wegen zu bleiben und Hunde unter Kontrolle zu halten oder am besten anzuleinen.
Gut besucht ist traditionell auch der Schwerter Wald. Das Problem hier: Auf der Seite Richtung Aplerbeck wurde ein 16 Hektar großes Wildnisentwicklungsgebiet angelegt. Und zwar in einem Waldbereich, der auch vor der Corona-Pandemie von Fußgängern, Freizeitsportlern und anderen Interessegruppen intensiv genutzt wurde. Um der Natur hier eine Chance zu geben, wäre aber eine geringere Nutzung notwendig.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
