Preiserhöhungen
Weniger Margarine fürs Geld: „Shrinkflation“ gibt es auch in Schwerte
Lebensmittel werden auch in Schwerte teurer – doch der Preisvergleich am Supermarktregal nutzt nur wenig. Denn viele Hersteller tricksen: Der Preis bleibt gleich, doch man bekommt weniger.
Der Begriff klingt umständlich: „Shrinkflation“ – was soll das sein? Die Übersetzung ist eine Kombination aus dem englischen Wort „(to) shrink“, also „schrumpfen“, verbunden mit dem Begriff der Inflation. Die Bedeutung: Viele Hersteller bieten momentan verstärkt „Mogelpackungen“ an. Es handelt sich um verdeckte Preiserhöhungen, vor denen auch die Schwerter Verbraucherzentrale warnt.
Und selbst Hannah Pick, Leiterin der hiesigen Verbraucherzentrale, ist bereits darauf hereingefallen – deshalb ist sie als Expertin grundsätzlich aufmerksam. „Ich habe ins Regal gegriffen und den großen Becher Joghurt gekauft, den ich immer kaufe. Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass nur 400 statt 500 Gramm darin waren. Beim gleichen Preis.“
Meist kauft man ähnliche Marken und Produkte
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – das wissen auch die Hersteller. „Meist kauft man jedes Mal ähnliche Marken und Produkte“, erklärt Hannah Pick. Als Verbraucher achtet man durchaus auf den Preis. Doch wer achtet denn darauf, ob in der Haribo-Verpackung tatsächlich 200 Gramm Bonbons stecken – oder möglicherweise nur noch 175? Und zwar bei selber Verpackungsgröße und selbem Preis?
„Hier in Schwerte haben wir schon einige Beschwerden von Verbrauchern erhalten, die sich über diese versteckten Preiserhöhungen aufregen“, erzählt Hannah Pick von der lokalen Beratungsstelle.
Erst vor wenigen Tagen hatte sie während eines Rollator-Parcours eine Umfrage gestartet. Schwerterinnen und Schwerter sollten einen bunten Ball in einen von zwei Behältern werfen – und somit abstimmen, ob sie beim Einkauf Beispiele für „Shrinkflation“ bemerkt hätten. „Viele haben festgestellt, dass solche Preiserhöhungen stattfinden.“
„Klassiker“ Margarine: Ein Fingerbreit Luft nach oben
Der Klassiker bei der „Shrinkflation“ ist Margarine. Ein Produkt, das aufgrund der gestiegenen Preise für Speiseöl oft vermehrt zum Backen und Braten verwendet wird. Greift man ins Regal, kauft man den gleichen Topf Margarine, den man immer gewohnt war – und in den exakt 500 Gramm passen.
Öffnet man die Plastikschale zu Hause, stellt man fest, dass man noch „Luft nach oben“ hat. Nur 400 Gramm Margarine befinden sich darin. „Das ist ein Fingerbreit Luft, den man vorher in der Verpackung nicht hatte“, erklärt Hannah Pick.
Natürlich ist die Gramm-Angabe auf der Verpackung ausgezeichnet. Doch beim Kauf fällt die kaum auf – vor allem dann nicht, wenn die Größe der Verpackung dieselbe ist.
In der Sanella-Packung ist noch Luft nach oben. Ähnlich sieht es bei Rama oder Lätta aus. Die Grammzahlen sind weniger geworden, der Preis ist gleich geblieben. © Mühlbauer, Heiko
Ähnlich ist es bei Gummibärchen: In den Süßigkeiten-Regalen der verschiedenen Supermärkte liegen teilweise die Packungen, die 200 Gramm enthalten, exakt neben oder zwischen den Packungen, die nur noch 175 Gramm enthalten. Die Preise sind nur scheinbar dieselben: Eine Packung kostet 99 Cent. Der Unterschied fällt erst auf, wenn man den viel kleiner gedruckten Kilopreis vergleicht. Und das sollte man unbedingt tun, rät Verbraucherberaterin Hannah Pick.
Auch bei der Rinderbrühe von Knorr sind plötzlich ein paar Gramm weniger im Glas, und in so mancher Chips-Verpackung ist der Inhalt um 30 Gramm reduziert. „Die Kollegen von der Verbraucherzentrale Hamburg haben eine ganze Liste mit Mogelverpackungen aufgelistet – und auch die Begründungen der Hersteller sind darin verzeichnet“, sagt Hannah Pick.
Die Erklärungen sind meist die, dass es eben Kostensteigerungen bei den Rohstoffen gegeben hätte. Andere argumentieren, dass es ein neues Design ihrer Produkte gebe, eine teurere Verpackung (Glas statt Plastik) oder neue, wertvollere Inhaltsstoffe. Allen Erklärungen gemeinsam ist das Argument, dass man alles ordentlich und sichtbar auszeichne.
Beutel ist „deutlich kleiner“ – um einen halben Zentimeter
So erklärt die Haribo GmbH & Co. KG auf Anfrage der Verbraucherzentrale, dass die Reduktion der Füllmenge „klar erkennbar“ sei. „Der Beutel ist deutlich verkleinert, damit der Produktinhalt im gleichen Verhältnis zur Verpackung bleibt, es ist also nicht mehr ,Luft‘ im Beutel.“
Das sieht Hannah Pick anders. Die „deutliche Verkleinerung“ des Beutels bemerkt man, wenn man beide Packungen nebeneinanderlegt und langzieht: Der kleinere Beutel mit 175 Gramm ist exakt um einen halben Zentimeter kürzer als der 200-Gramm-Beutel. Hier ist ein scharfes Auge gefragt.
Ihr Tipp für Verbraucherinnen und Verbraucher: „Man sollte seine Gewohnheiten hinterfragen, und immer die Grundpreise mit den Angaben pro Kilo vergleichen“, sagt sie. Durch gezielten Konsumverzicht könne man so ein Signal setzen. „Jeder kann natürlich für sich selbst entscheiden, aber man sollte solche Produkte meiden“, empfiehlt die Expertin.
Und zwei Tipps für den Einkauf gibt sie noch dazu: „Grundsätzlich würde ich immer einen Einkaufszettel schreiben – sonst habe ich auf jeden Fall zu viel im Wagen.“ Und sie fügt hinzu: „Man sollte nie mit leerem Magen einkaufen gehen.“
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.