Der Lehrkräftemangel an Schulen in Nordrhein-Westfalen sei eine große Herausforderung im Bildungssystem. So beschreibt es der Landtag NRW, der zuletzt Daten zur Stellenbesetzung an Schulen veröffentlichte. Auch für die Schulen in Schwerte ist nun bekannt, welche Stellen ausreichend besetzt sind und wo es einen Lehrkräftemangel gibt.
Schulen mit hoher Ausstattung
Die hiesigen Schulen scheinen grundsätzlich gut aufgestellt zu sein. So werden zum Beispiel am Ruhrtal-Gymnasium 46,23 Lehrkräfte gebraucht. Das Gymnasium ist aber sogar mit 47,19 Lehrkräften ausgestattet, was eine Quote von 104,4 Prozent ergibt.
Auch die evangelische Grundschule Ergste (100,4 Prozent), die Albert-Schweitzer-Schule (105,9 Prozent), die Friedrich-Kayser-Schule (113 Prozent) und die Reichshofschule (100,4 Prozent) liegen bei den Quoten gut im Rennen. Die Gesamtschule Gänsewinkel sticht indes mit einer Quote von 105,4 Prozent heraus: 76,41 Stellen sollten insgesamt besetzt sein, 78,22 sind besetzt. Rein zahlenmäßig sollte es an zahlreichen Schwerter Schulen also keine Probleme hinsichtlich des Lehrkräftemangels geben.

Die hohe Ausstattungsquote bedeutet laut Eva Graß-Marx, Schulleiterin der Gesamtschule Gänsewinkel, jedoch nicht, dass der Bedarf an Lehrkräften stets gedeckt ist. Es könne zum Beispiel Lehrpersonal aufgrund von Schwangerschaften oder Langzeiterkrankungen ausfallen. „Wir können unsere Stellen aber dankenswerterweise sehr gut besetzten“, sagt Eva Graß-Marx.
Immer wieder bekomme die Schulleiterin Anfragen, dass sich Lehrkräfte an die Gesamtschule versetzen lassen möchten. Damit das auch zukünftig so bleibt, gebe sie sich Mühe bei Werbung und Stellenausschreibungen. „Ich schreibe nie nur ein einziges Fach aus, sodass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, die Stelle zu besetzen.“ Durch vorausschauende Planung versucht Eva Graß-Marx gar nicht erst in eine Mangelsituation zu kommen.
Unterbesetzte Schulen
Andere Schulen in Schwerte erreichen die 100 Prozent Ausstattungsquote hingegen nicht. So stehen die Gemeinschaftsgrundschulen Lenningskamp und Villigst bei 95,9 und 96,2 Prozent. Die Heideschule hat insgesamt einen Bedarf von 12,39 Lehrkräften, ist aber nur mit 11,4 Personen ausgestattet. Mit 92 Prozent sei die Schule etwas unterbesetzt, so Schulleiterin Julia van Halen.

Unterricht und Stundenumfang können aber dennoch gewährleistet werden. Die Heideschule sei bereits mit der Stadt Schwerte und der zuständigen Schulaufsicht im Austausch. Sie wissen von den großen Klassen und es werde an Lösungen gearbeitet. „So ist zum Beispiel eine sozialpädagogische Fachkraft vorgesehen, um in Zukunft auch in multiprofessionellen Teams arbeiten zu können“, sagt Julia van Halen.
Auch das Friedrich-Bährens Gymnasium erfüllt die Quote nicht ganz. 53,9 Stellen sollten bestenfalls besetzt sein, 50,58 sind laut der Liste des Landtags NRW besetzt. Die Quote liegt hier bei 97,8 Prozent. Den Unterricht könne das Gymnasium aber voll abdecken, erklärt Schulleiter Heiko Klanke. Allerdings sei das nur möglich, weil Kolleginnen und Kollegen mehr arbeiten als vorgesehen. „Dadurch bleibt im Tagesgeschäft der Schule manchmal Arbeit liegen, die wir am Wochenende oder abends erledigen müssen.“
Außerdem bekommen Gymnasien laut Heiko Klanke generell kaum neue Stellen zugewiesen, weil sie bereits deutlich besser besetzt seien als andere Schulformen. Es gebe beispielsweise ausreichend Vertretungskräfte, denen Heiko Klanke gerne eine dauerhafte Perspektive bieten würde. Auf die fehlenden Planstellen habe er als Schulleiter jedoch keinen Einfluss.
Schule mit der geringsten Quote
Mit einer Ausstattung von 87,6 Prozent hat die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule die niedrigste Quote. Insgesamt liegt der Bedarf bei 71,12 Lehrkräften, es sind jedoch nur 60,93 davon vorhanden.

Schulleiterin Eva Brinkhoff konnte in den letzten sechs Jahren 76 neue Lehrerinnen und Lehrer einstellen. Allerdings: „Aktuell gibt es auf dem Lehrerarbeitsmarkt keine Lehrkräfte mehr, sodass es im Moment schwierig ist, Stellen zu besetzen“, erklärt sie.
Trotz der Unterbesetzung finde aber möglichst viel Unterricht statt. Um perspektivisch neue Lehrkräfte zu gewinnen, lege die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule einen großen Fokus auf die Betreuung und Ausbildung von Praktikantinnen und Praktikanten sowie Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern.
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