Küster von St. Viktor geht in den Ruhestand

Abschied nach 13 Jahren

Nach 13 Dienstjahren wird der Küster Alexander Specht verabschiedet. Der 64-Jährige muss aus Gesundheitsgründen sein Amt ablegen und wird sich nun seinen fünf Bienenvölkern und seinen schönen Hühnern widmen. Vermissen wird er seine Arbeit aber dennoch.

SCHWERTE

, 09.12.2016, 17:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Nach 13 Jahren als Küster in St. Viktor geht Alexander Specht (64) aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand.

Nach 13 Jahren als Küster in St. Viktor geht Alexander Specht (64) aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand.

„Sieben Meter vom Boden soll er hängen“, sagt der Küster, der nach 13 Dienstjahren verabschiedet wird. Specht wusste sich immer zu helfen. Sogar als sich einmal eine Fahne, die während einer Ausstellung vor dem Gotteshaus flatterte, in den Zeigern der Kirchturmuhr verhedderte. Von einem Dachdecker besorgte er sich dessen längste Leiter und kletterte mit einem langen Stock hinauf.

Bis zum Bauch im Dielenboden

Seine Schwindelfreiheit stellte Specht immer wieder unter Beweis, wenn das Pendel der Stundenglocke geölt werden musste. Ganz klein wirkt vom Marktplatz aus diese sogenannte Bäckerglocke, die nur ein Stückchen unter der Spitze außen am Turmhelm hängt. Nur über wacklige Leitern ist die Klappe neben dem Bronzestück zu erreichen, aus der sich der Küster nach draußen beugen musste. „Da kann man bis Dortmund-Sommerberg gucken“, berichtet er.

Zum Glück kam Specht immer wieder heil herunter. Auch als in einer Turmkammer unter der Glockenstube ein Dielenbrett unter seinen Füßen wegbrach. Bis zum Bauch steckte er in dem Loch, aus dem er selbst wieder hinausklettern musste: „Ein paar Rippen waren gebrochen.“

Grünpfleger wird Küster

Doch davon ließ sich der Mann, der 1965 aus Kasachstan nach Schwerte gekommen war, nicht unterkriegen. Zuerst in der Grünpflege beim Bauhof beschäftigt, legte er bei der Dekra-Akademie die Prüfung für den Gabelstapler-Schein ab, um bei Blumen Risse und später bei Diagramm Halbach zu arbeiten. Nebenbei half er dem Küster von St. Viktor, dessen Nachfolger er schließlich wurde.

In aller Herrgottsfrühe wird gearbeitet

An seinen ersten Arbeitstag am Markt erinnert er sich noch genau: „Da habe ich rund um die Kirche aufgeräumt.“ Soviel Schnittgut kam von Rasen, Linden und Büschen zusammen, dass es mit dem Anhänger abgefahren werden musste. Mit einer Runde um das Gotteshaus startete Specht auch später seinen Arbeitstag. Um 7 Uhr in aller Herrgottsfrühe: „Sonst kommen später die Leute, sprechen und halten einen von der Arbeit ab.“

Kaum einer kennt St. Viktor besser als der Küster. Seine Warnungen vor einem Hohlraum unter dem Steinfußboden wurden aber bei den jüngsten Umbauarbeiten in den Wind geschlagen. „Geh´ weg“, sei ihm beschieden worden. Dann brach der Radlader in dem Loch ein.

„Es ist langweilig zu Hause“

Die Erfahrungen werden fehlen, wenn der 64-Jährige jetzt in Rente geht. Eigentlich wollte er noch drei Jahre weitermachen, aber die Gesundheit lässt es nicht zu. „Es ist langweilig zu Hause“, sagt Specht. Zum Glück hat er im Sommer wieder seine fünf Bienenvölker und die schönen Hühner. Dass sie von der Vogelgrippe bedroht werden könnten, davor fürchtet er sich nicht. „Ich habe meiner Frau gesagt, sie soll ihnen einen Löffel Schnaps ins Wasser tun“, verrät er: „Alte Medizin aus Kasachstan.“ Da betreute Specht als Tierarzt eine Zuchtstation mit 1800 Kühen. 

Der Nachfolger
Carsten Siegemund wird neuer Küster.
Der 48-Jährige wurde in St. Viktor konfirmiert und getauft.
Als Einzelhandelskaufmann arbeitete er bei der früheren Bastlerzentrale und 28 Jahre lang bei Karstadt in Dortmund.
Als Hausmeister ist er zudem seit 16 Jahren für die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft tätig.
Die Amtsübergabe ist am Sonntag, 11. Dezember, im 9.30-Uhr-Gottesdienst in St. Viktor, Am Markt.

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