
© Reinhard Schmitz
Pionierin der Hospizbewegung: Unternehmer zeichnen Antje Drescher aus
Wirtschaftsempfang im Freischütz
Im Vorjahr musste der Empfang der Schwerter Wirtschaft Corona-bedingt ausfallen. Am Donnerstagabend feierten wieder 100 Gäste im Freischütz. Im Mittelpunkt stand der Karl-Willi-Demgen-Preis.
Mutterseelenallein thronte die Miniaturbrücke auf einem Stehtisch vor der Bühne des Freischützsaals. Draußen vor den Türen wurden gerade die Gäste des 18. Empfangs der Schwerter Wirtschaft, nachdem sie ihre Corona-Impfnachweise vorgezeigt hatten, mit einem frisch gezapften Pils empfangen.
Die filigrane Konstruktion, passend vielleicht für einen kleineren Modelleisenbahnzug, sollte ihnen einen Hinweis geben auf das Ereignis, das im Mittelpunkt der Veranstaltung am Donnerstagabend (11.11.) stehen sollte.
Preisträgerin ist seit 35 Jahren in der Sterbebegleitung aktiv
Wer nah herantrat, konnte die eingravierte Schrift in einem der Metallträger lesen: „Karl-Willi-Demgen-Preis 2021“. Und der wurde, wie das Symbol der Auszeichnung andeutete, an die Sterbe- und Trauerbegleitung „Die Brücke“ verliehen – genauer gesagt, an dessen Gründerin und heutige Ehrenvorsitzende Antje Drescher.

Rund 100 Gäste feierten bei Empfang der Schwerter Wirtschaft 2021 im großen Saal des Freischützes, nachdem die Veranstaltung im Vorjahr wegen der Corona-Krise ausgefallen war. © Reinhard Schmitz
Wie sehr das Leben und Wirken der Ausgezeichneten seit 35 Jahren von diesem Engagement geprägt ist, zeichnete Vereinsmitglied Brigitte Kollodej in ihrer Laudatio nach. Aus Hamburg stammend, war die begeisterte Handballerin der Familie wegen nach Schwerte gekommen und wurde bei den Bundesliga-Damen des BVB als „Tormaschine“ gefeiert. Doch ihr größtes Anliegen war es, dass Tod und Trauer in der Gesellschaft nicht länger unter dem Mantel des Schweigens verdeckt sein sollten.

Der Unternehmer Karl-Willi Demgen (vorn), Namensgeber des Preises für soziales Engagement und Zivilcourage, war bei der Preisverleihung an „Brücke"-Gründerin Antje Drescher selbst zugegen. © Reinhard Schmitz
So war Antje Drescher schon 1986 mit dabei, als sich im Evangelischen Krankenhaus eine Gruppe zusammenfand, die Menschen im Sterben nicht länger allein sehen wollte. Ihr Anspruch sei vor allem gewesen, das Sterben zu Hause zu ermöglichen, berichtete Brigitte Kollodej. Dazu habe sie auch den Angehörigen ihre Hilfe angeboten. Mit Herz und voller Hinwendung bei den Sterbenden zu sein, sei „Pionierarbeit der Hospizbewegung“ gewesen.
Der Ehemann nahm den Preis stellvertretend entgegen
Aus gesundheitlichen Gründen konnte die Preisträgerin leider nicht persönlich an der Preisverleihung teilnehmen. An ihrer Stelle nahm Ehemann Ottomar Drescher, begleitet von Mitgliedern der Familie und des „Brücke“-Vorstands, die Auszeichnung in Empfang. Der Dank sei „an Antje zu Hause gerichtet“, kommentierte Brigitte Kollodej den anschließenden Applaus der rund 100 Anwesenden.

Schon im Foyer des Freischützsaals wurden die Gäste des Empfangs der Schwerter Wirtschaft mit einem Pils empfangen. © Reinhard Schmitz
In diesem Jahr werde eine Person geehrt, die in besonderem Maße dem Anliegen des Preises entspreche, sagte Egon Schrezenmaier, der Vorsitzende des ausrichtenden Unternehmervereins US-2. Man wolle Mitbürger ehren, die großes soziales Engagement leisten, aber meistens nicht im Rampenlicht stehen.
Der Namensgeber der Auszeichnung, Schwertes Unternehmer-Ikone Karl-Willi Demgen, ließ es sich nicht nehmen, bei der Feier anwesend zu sein. Die ging – nachdem sie im vergangenen Jahr wegen Corona ausgefallen war – mit einem Menü und Pianoklängen von Sebastian Schmitt-Rosenblatt weiter.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
