Koffeinfreie Kaffee-Alternative aus Ergste "Die Lupine ist das neue Superfood"

Kaffee-Alternative aus Ergste: "Die Lupine ist das neue Superfood"
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Glutenfrei, koffeinfrei, umweltfreundlicher, proteinreich und gesund. „Die Lupine ist das neue Superfood“, sagt Nils Pröpper (42). Der Schwerter betreibt seine eigene Kaffee-Rösterei. Gefühlte 200 Meter Luftlinie davon entfernt befindet sich Hof Junge. Auf der Suche nach einer Alternative zu herkömmlichem Kaffee schlossen sich beide zusammen. Dabei heraus kam der Lupinen-Kaffee, regional aus Ergste.

In Gesprächen mit Kundinnen und Kunden habe Matthias Junge (35), Landwirt des Hof Junge, festgestellt, dass die Menschen eine Alternative zu Getreide suchen. Ursprünglich sollte Soja als Lösung dienen, zum Beispiel als Fleischersatz. „Doch die Sojabohne gedeiht in unserer Region aufgrund der schlechten Sonneneinstrahlung nicht so gut“, erklärt Matthias Junge. Deshalb schaute er sich wiederum nach einer Alternative für die Sojabohne um. Dabei stieß er auf die Süßlupine.

In der Kaffee-Rösterei im eigenen Keller wird nun auch der Lupinen-Kaffee geröstet.
In der Kaffee-Rösterei im eigenen Keller wird nun auch der Lupinen-Kaffee geröstet. © Laura Quellenberg

Schon seit 15 Jahren röstet Nils Pröpper Kaffee in der eigenen Rösterei. Die befindet sich bei ihm Zuhause im Keller. Los ging es damals mit einem kleinen 200 Gramm-Röster, später wurde dieser vom Kilo-Röster abgelöst. Aufgrund höherer Nachfrage stellt er den Kaffee nun seit knapp drei Jahren auch professionell, unter dem Namen Crackpotcoffee, her. Mehrere Tonnen produziere er pro Jahr.

Als ihn immer wieder Anfragen nach koffeinfreiem Kaffee erreichten, sei die Idee für die Lupinen-Alternative und der Kontakt zu Matthias Junge entstanden. „Local to local“, nennt es Nils Pröpper.

Das kostet der Lupinen-Kaffee

Die Lupine sät Matthias Junge im Frühjahr aus und erntet sie fünf Monate später. Die Pflanze gehört zu den Leguminosen. „Das bedeutet, dass sie den Luftstickstoff über ihre Blätter sammeln kann“, erklärt Matthias Junge. Sie könne sich dadurch selbst ernähren und gebe zusätzlich Nährstoffe an den Boden ab.

Ein weiterer Vorteil, den die Lupine mitbringt, sei der Preis. Der sei deutlich geringer als bei gewöhnlichem Kaffee, sagt Nils Pröpper. Eine 500-Gramm-Packung Lupinen-Kaffee kostet bei ihm aktuell 6,90 Euro, 200 Gramm kosten 2,90 Euro.

Lupinen vor und nach dem rösten
In der pinkfarbenen Maschine werden die Lupinen geröstet. © Laura Quellenberg

„Wenn ein klassischer Kaffeetrinker sagt, ich trinke jetzt Lupine statt normalen Kaffee, dann ist das anders, klar“, sagt Nils Pröpper über den Geschmack der „Heimischen Blüte“, so lautet der Name seines Lupinen-Kaffees. Dennoch käme er nah an den klassischen Kaffee heran. Durch das Rösten bekomme die Lupine einen ganz anderen Geschmack, erklärt er weiter. Dadurch erhalte sie erst ihre Aromen.

Bis zum fertigen Produkt verging nun ein ganzes Jahr. Das sogenannte Röstprofil für die Lupine herauszufinden, sei nicht ganz einfach. 15 bis 20 Kilo Lupinen röstete Nils Pröpper vorab zum Test, um zu schauen, wie sie sich verhalten. Wie schmecken sie am besten?

Entscheidende Sekunden

Fünf Kilo Lupinen kommen in den knallpinken Röster hinein, werden gekühlt und dünsten danach drei Tage aus. Was wichtig ist: Am Ende des Röstvorgangs komme es besonders auf die letzten 10 bis 20 Sekunden an. „Durch die Lüftung wird der Röstprozess abrupt gestoppt, von hundert auf null runter“, sagt Nils Pröpper. Er müsse also den genauen Zeitpunkt und die richtige Temperatur finden, zu der er die Klappe des Rösters aufzieht und die Lupinen in die Luftkühlung fallen lässt.

Kaffeebohnen platzen irgendwann auf wie Mais, wenn es zu Popcorn wird. Was Nils Pröpper vorher nicht klar war, der „First Crack“ beim normalen Kaffee ist ein anderer als der der Lupinen. Diesen Zeitpunkt musste der Kaffee-Experte erst einmal herausfinden.

Neben den Säcken voll klassischer Kaffeebohnen wird der Fünf-Kilo-Röster nun auch mit Lupinen befüllt.
Neben den Säcken voll klassischer Kaffeebohnen wird der Fünf-Kilo-Röster nun auch mit Lupinen befüllt. © Laura Quellenberg

Ebenfalls ein Unterschied zur Kaffeebohne: Der Geruch beim Rösten sei ein anderer. Der Duft von Kaffee sei beim Rösten eher unangenehm. Den typischen Kaffee-Duft rieche man da noch gar nicht. „Die Lupinen hingegen riechen fast so wie Cornflakes“, sagt Nils Pröpper.

„Es ist Bio drin, steht aber nicht Bio drauf“

Beim Anbau der Lupinen verzichte Matthias Jung auf chemischen Pflanzenschutz. Unkraut werde nur mechanisch entfernt, sodass das Produkt am Ende noch natürlicher sei. Trotzdem kann der Lupinen-Kaffee nicht, wie die anderen Kaffee-Sorten von Nils Pröpper, mit dem Bio-Label gekennzeichnet werden.

Zwar seien die Rösterei und das Saatgut, das Hof Junge nutzt, Bio-zertifiziert, der Hof selbst ist es aber nicht. Für das Siegel müssten alle Teile in der Verarbeitungskette zertifiziert sein. „Es ist Bio drin, steht aber nicht Bio drauf“, fasst Nils Pröpper zusammen.

Nicht nur zum Trinken gedacht

Seit Kurzem kann man also nun Lupinen-Kaffee und -Espresso kaufen. Dadurch lassen sich alle Kaffeespezialitäten, wie Cappuccino oder Latte Macchiato, wie gewohnt nachbauen, so der 42-Jährige. Und nicht nur für den Kaffee am Morgen oder Nachmittag seien die Pflanzen gut.

„Das ist das Coole daran“, sagt Nils Pröpper, „du kaufst die ein Tütchen Lupinen-Kaffee und kannst damit auch backen und kochen.“ Gemahlen könnten die Lupinen zum Beispiel bei einer Gluten-Intoleranz als Mehl genutzt werden. Doch auch ungeröstet könne man die Lupinen bei Hof Junge bekommen, dafür müsse man nicht extra den Kaffee kaufen.

Weihnachtsbox mit Lupinen-Kaffee

Die Weihnachtsbox, die auch mit dem Lupinen-Kaffee erhältlich ist, kostet 17,90 Euro.
Die Weihnachtsbox, die auch mit dem Lupinen-Kaffee erhältlich ist, kostet 17,90 Euro. © Crackpotcoffee

Passend für den Winter gibt es bei Crackpotcoffe auch eine Weihnachtsbox. Diese enthält eine Kaffee-Sorte, ein Deko-Element und eine Überraschungstüte, die von Behindertenwerkstätten gepackt wird.

Die erste Ladung Lupinen sei nun fertig geröstet und ist beim Hof Junge im Automaten und im Online-Shop von Crackpotcoffee zu kaufen. „Wir sind jetzt gespannt, wie es angenommen wird.“

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