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Ergster Kaffee-Röster zu steigenden Preisen: „Es gibt keinen Kaffee-Mangel“
Coronavirus
Der Kaffee-Großröster Tchibo warnt in einer Pressemitteilung, dass Kaffee teurer werde. Für die kleine Kaffee-Rösterei „Crackpottcoffee“ in Ergste ist das schon länger ein Problem.
Wenn wir Deutschen uns eine von diesen heißgeliebten Tassen Kaffee kochen, dann fließt das heiße Wasser mit Sicherheit auch durch Kaffee-Mehl aus brasilianischen Arabica-Bohnen.
Kaffee aus diesen Bohnen ist lecker aber auch derart marktbeherrschend, dass Ernte-Probleme im Amazonas-Land schnell weltweite Probleme verursachen. Und jetzt ist es soweit.
Im vergangenen Sommer war es kalt in vielen Teilen Brasiliens, einem Land, das man mit heißem Tropen-Dschungel in Verbindung bringt. Es war so kalt, dass viele Bohnen-Pflanzen eingegangen sind, die Ernte war mies.
Kaffee wird teurer
Deshalb hat der Kaffee-Gigant Tchibo jetzt eine Warnung veröffentlicht: Der Preis für Kaffee werde steigen. Das hört sich an, als ginge es um ein erst jetzt aufgetauchtes Problem. Doch Nils Pröpper, der gemeinsam mit seiner Frau bei „Crackpotcoffee“ die Kaffeebohnen für seine Kunden selbst brennt, weiß es besser.
„Die Probleme gibt es schon seit über einem Jahr“, erklärt Nils Pröpper. Der Kaffee-Preis, normalerweise stabil und berechenbar, war in dieser Zeit schwankend und unberechenbar. Das Geschäft einer kleinen Kaffee-Rösterei wie Crackpotcoffee wurde so schwer kalkulierbar.
Corona und Schnee sind Schuld
Anfangs war die Corona-Pandemie ein Grund für die steigenden Kaffee-Preise. „Die Transportschiffe fuhren nicht so regelmäßig, wie vor Corona. Man hat Kaffee für April bestellt und die Lieferung kam in Juni“, sagt Nils Pröpper
Warum landet der Kaffee-Preis aber erst jetzt in den Medien? Nils Pröpper kennt den Grund: „Kaffee wird an der Börse gehandelt. Große Röster kaufen große Mengen Kaffee zum Tagespreis.“
Er vermutet, dass bei einigen großen Firmen ein paar Verträge mit günstigen Einkaufspreisen ausgelaufen sind und dass diese nun zum höheren Preis einkaufen müssen.
Kleine Bauern, stabile Preise
Er selbst schätzt seine Situation als relativ glimpflich ein: „Wir kaufen die Bohnen von kleineren Bauern, die sind grundsätzlich etwas teurer, dafür aber auch stabiler im Preis.“
Nils Pröpper hält die Preissteigerung für unnötig: „Mein Händler sagt, die Lager sind voll, es gibt keinen Kaffee-Mangel.“ Dass der Preis trotzdem steigt, liege an der Börse. Wenn die Nachricht einer schlechten Ernte kommt, werde eben ein Mangel erwartet und der Preis steigt. Der Preis pro Kilo Kaffee sei während der Krise um einen ganz Euro gestiegen, so Nils Pröpper.
Auch er hat wegen der Anbau- und Transportprobleme mit schwankenden Gewinnmargen bei seinen Kaffee-Kreationen zu kämpfen aber bislang hat er die Preise noch nicht an seine Kunden weitergegeben. Der Kaffee-Preis in Schwerte-Ergste ist also vorerst stabil.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
