
© Holger Bergmann
Kaffee aus Ergste und der lange Weg zum Bio-Zertifikat
Kaffee-Rösterei
Mitten im Ergster Wohngebiet rösten Monique und Nils Pröpper ihren „Crackpotcoffee“. Bio war der schon immer. Das Bio-Siegel nutzen durften sie bislang aber nicht.
Alles nur noch Bio? Das kann man sich fragen, wenn man durch einen Supermarkt geht und sieht, wie viele Produkte das Bio-Siegel tragen. Das Siegel, das die Herkunft aus ökologischem Anbau garantiert.
Und wenn fast alles Bio ist, dann kann es ja nicht so schwer sein, das Siegel zu bekommen. Doch ist es. Wer das Bio-Siegel auf sein Produkt kleben möchte, muss hohe Anforderungen erfüllen.
Das haben auch Monique und Nils Pröpper von „Crackpotcoffee“ erfahren. Auch sie haben nun das Bio-Siegel auf ihren Kaffee-Tüten. Der Weg dahin war „harte Arbeit“, so Monique Pröpper.
Auf die Lagerung kommt es an
Die Stammkunden der Kaffee-Röster aus Ergste wissen schon lange, dass die meisten Produkte von Crackpotcoffee aus ökologischer Produktion stammen.
Die rund 30 Produkte, die man im Online-Shop kaufen kann, entstehen aus sechs Kaffee-Sorten, von denen bislang fünf aus biologischem Anbau stammen.

Jetzt prangt das Bio-Siegel auf den Kaffee-Tüten aus Schwerter Produktion. © Holger Bergmann
Doch das darf man nicht einfach auf die Tüten drucken. Denn dazu muss der gesamte Weg des Kaffees den Vorgaben des Bio-Siegels entsprechen. Monique Pröpper erklärt, warum das so kompliziert ist.
„Dass der Kaffee unter ökologischen Vorgaben angebaut wird, ist nicht genug“, so Monique Pröpper. Der Zwischenhändler in Hamburg muss den Kaffee dann auch noch korrekt lagern, getrennt von anderen Kaffeesorten.
Nicht gemeinsam rösten
Auch die Pröppers müssen bei der Lagerung den Bio-Kaffee strikt vom Nicht-Bio-Kaffee trennen. Das Gleiche gilt bei der Verarbeitung. Bei der Röstung muss gewährleistet werden, dass die Kaffees sich in der Maschine nicht vermischen.
All diese Anforderungen muss man nicht nur erfüllen, sondern auch lückenlos nachweisen. Eine Menge Papier-Kram. Deshalb hatten die Kaffee-Röster in der Beethoven-Straße trotz Corona-Krise viel zu tun.
Doch den Aufwand, nach jeder Röstung die Maschine zu reinigen, machen sich Monique und Nils Pröpper nicht mehr. Sie haben sich einen zweiten Kaffee-Röster angeschafft. So können die Ergster nun lückenlos nachweisen, in welchem Produkt wirklich nur Bio-Kaffee ist.
Nur der Whiskey ist nicht Bio
In einem Monat wird dieser Nachweis noch eindeutiger, denn dann wird auch die sechste verwendete Kaffee-Sorte aus Bio-Anbau stammen.
Im Programm von Crackpotcoffee gibt es außerdem noch die Crackpotcreatives. Sondereditionen mit speziellen Geschmacks-Ideen. Da werden zum Beispiel die Kaffee-Bohnen wochenlang in Whiskey eingelegt. Doch weil der Whiskey, von dem nur das Aroma bleibt, kein Bio-Produkt ist, darf das Siegel hier auch nicht auf die Tüte.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
