JVA Ergste bot Gefangenen Kunst-Workshop an

Kulturprojekt

Strafgefangene, die bunte Masken basteln? Ein Kunstprojekt, das zumindest auf den ersten Blick ungewöhnlich zu sein scheint, wurde am Wochenende in der JVA Ergste angeboten. Wir haben den Workshop besucht und gefragt, was diese Abwechslung für die Männer bedeutet.

SCHWERTE

, 09.04.2017, 18:17 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein buntes Gesicht mit aufgemalten Tränen, ein schwarzes Profil mit rot-glitzerndem Mund – die Masken der Männer sind unterschiedlich. Aber nahezu alle zeigen starke Emotionen. Gemeinsam mit der Künstlerin Silvia Chavez bauten an diesem Wochenende zehn Gefangene der JVA-Ergste ihre eigene Maske.

Sonntagsnachmittags ist selbst der Besuchereingang der JVA-Ergste verwaist. Für die Gefangenen gibt es am Wochenende wenig Abwechslung. Doch in einer Werkstatt der Gefangenenbetriebe sah das am Sonntag anders aus.

Die Männer haben ihre fertigen Masken auf einer Werkbank platziert. Vertreter des Vereins Arte-Severina, der den Workshop ausrichtete, und der Lions, die ihn finanzierten, begutachten die Werkstücke. Anstaltsleiterin Gabriele Harms erklärt: „Zunächst sollte jeder ein Gesicht aus Ton formen, ohne viel darüber nachzudenken.“

„Ich wollte alle Gefühle in eine Maske packen“

Danach wurde Pappmaschee angerührt und über die Tonmaske gezogen, bevor zum Abschluss die Maske bemalt werden konnte. „Ich wollte alle Gefühle in eine Maske packen“, erklärt Christian. Ein breitschultriger Kerl, mit martialischen Hals-Tätowierungen, aber eigentlich einem freundlichen Gesicht. Seine Maske hat er schwarz-weiß angemalt. Sie lächelt, gleichzeitig fließt eine Träne von der Wange und eine rote Zunge streckt sich dem Betrachter trotzig entgegen. „Das ist für die guten und die schlechten Zeiten“, sagt er. Ob hier drin oder draußen, das lässt er offen.

Markus (33) hat seine Maske dunkel angemalt und mit Federn geschmückt. „Das ist mein Ziel“, sagt er. Die Maske soll Afrika symbolisieren. Denn da möchte er eines Tages hin. „Wenn ich es schaffe“, schränkt er ein. Die Weichen dafür soll eine Ausbildung zum Elektriker schaffen. Die will er abgeschlossen haben, wenn er spätestens in einem Jahr wieder auf freiem Fuß ist. Dann wolle er zurück nach Niedersachsen ziehen.

Maske in Zelle aufhängen

Während Markus auf den Ausbildungsabschluss wartet, rechnet Werner (61) die Jahre bis zur Rente. Seit dreieinhalb Jahren sitzt er hier ein. Während der Zeit hat er seinen weißen Vollbart wachsen lassen. Er zeigt auf den geflochtenen Zopf am Kinn: „So lange bin ich schon hier drin.“ Seine Maske ist eher schlicht, erinnert an schlanke Massaimasken.

Eingefallene Augen und ein klagender Mund – schlicht und ohne Farbe. Die Freizeit hinter Gittern verbringt er sonst mit Sport oder Schachspielen. Auch am Gitarrenunterricht, den die JVA seit einigen Jahren anbietet, nimmt er teil. Die Maske will er in seiner Zelle aufhängen.

22 Anmeldungen

Anstaltsleiterin Gabriele Harms ist überzeugt, dass die Begegnung mit Kultur die sozialen Kompetenzen ihrer Schützlinge fördert. Und eine Nachfrage gebe es auch. Für die zehn Plätze im dreieinhalbtägigen Workshop gab es 22 Anmeldungen. Alle, die leer ausgegangen sind, haben aber eine weitere Chance. Denn mit Unterstützung des Justizministeriums soll eine Projektwoche Kultur und Kunst hinter Gittern veranstaltet werden.

Dafür plant die JVA einen weiteren Workshop mit der Kölner Maskenbauerin. „Da werden dann die bevorzugt, die jetzt abgelehnt wurden“, so Harms. Und fügt an: „Zumindest die, die dann noch bei uns sind.“

Silvia Chavez
Silvia Chavez ist selbstständige Schauspielerin, Maskenbauerin und Theaterpädagogin aus Peru. Sie lebt und arbeitet in Köln, wo sie unter anderem Schul-AGs betreut. Außerdem arbeitet sie unter anderem mit Flüchtlingsfrauen im Allerweltshaus Köln. Sie hat für internationale Theaterprojekte Masken gefertigt. In Schwerte war sie auch schon für das Theater Studio 7 tätig.

 

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