
© Carina Strauß
Invasion der Engel: Spaziergänger können den 6. Schwerter Krippenweg erkunden
6. Schwerter Krippenweg
Trotz Corona konnten viele Projekte für den sechsten Schwerter Krippenweg verwirklicht werden. In diesem Jahr gibt es allerdings keine Führungen. Jeder kann den Weg für sich entdecken.
Seit dem 1. Advent (29.11.) ist der sechste Schwerter Krippenweg offiziell eröffnet. In diesem Jahr unter dem Motto: „Neue Wege zulassen – wir gehen weiter“. „So stehen bereits bekannte Krippen dieses Mal vielleicht an einer anderen Stelle, neue Krippen wurden gespendet und liebevoll ausgestattet", heißt es in dem Flyer zum Krippenweg. In den zurückliegenden Monaten habe sich Vieles verändert: „Wir gehen auf Abstand, aber gehen doch ein und denselben Weg!"
Gelbe Sterne an Laternen und Schildern, aber auch auf dem Boden weisen den Fußgängern von der St. Viktor-Kirche aus den Weg. Denn in diesem Jahr läuft auch der Krippenweg anders als sonst. Keine Eröffnungsfeier und auch keine Führungen. Aber: Jeder kann den Krippenweg alleine oder mit der Familie erkunden.
Gemeinschaftsprojekt von Schwerter Bürgern und JVA
Elisabeth Stark-Reding hat auch in diesem Jahr wieder ein Projekt mit der JVA Schwerte auf die Beine gestellt. Corona bedingt allerdings etwas anders als sonst. Gemeinsam mit Schwerter Bürgern und der JVA hat sie eine Station zum Thema Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll erarbeitet.
„Die Fische fressen das Plastik oder Zigarettenkippen und haben dann ein Sättigungsgefühl. Und weil das Sättigungsgefühl bleibt und das Plastikzeug nicht verdaut wird, sterben sie. Und die Vögel suchen sich die Netze, die an den Strand gespült wurden, nehmen das zum Nestbau und erhängen sich teilweise daran", erklärt Stark-Reding.
Für das Projekt haben Schwerter Bürger Vögel und Fische aus Keramik gefertigt, die dann in der JVA gebrannt wurden. Die „Burschen" aus der JVA, wie sie Elisabeth Stark-Reding nennt, haben die Fische und Vögel dann in die Netze gearbeitet. Elisabeth Stark-Reding hat mit diesem Projekt die Frage aufgeworfen: „Wenn der letzte Baum gefällt, die Pflanzen verdorrt und die Meere vergiftet sind, was dann?"
Die vier Demonstranten coronakonform
Die vier Demonstranten für den Frieden sind in diesem Jahr auch wieder mit dabei. Sie halten Transparente mit der Aufschrift Toleranz, Respekt, Weltoffenheit und Menschenwürde in der Hand. Das Fremde soll nicht mehr fremd bleiben.
„Wir erarbeiten die Themen immer mit den Burschen zusammen, ganz demokratisch. Und die haben sich für die vier entschieden. In diesem Jahr sind sie mit Mundschutz ausgestattet. Als Demonstrant muss das coronakonform sein", sagt Elisabeth Stark-Reding.
Und auch die Invasion der Engel ist zurück. Die ersten 24 Engel wurden damals verkauft und das Geld gespendet. Nun sind wieder 24 Engel da. Sie stehen als Sinnbild für die 24 Tage bis Weihnachten, aber, so Elisabeth Stark-Reding, auch als Metapher für rettende Engel, also für diejenigen, die Menschen aus Notsituationen retten.
Ein Stück weiter haben geflüchtete Frauen aus unterschiedlichen Ländern die Zelte und Zeltlager nachgebaut, die sie auf ihrem Weg nach Europa erleben mussten.
Kleine und große Stationen
Wer dem Krippenweg folgt, der findet an den verschiedensten Ecken kleine und große Projekte. Und auch die Anwohner haben zum Teil Krippen in ihren Fenstern oder vor ihren Häusern aufgebaut. Auch die Malschule von Martina Schulte konnte trotz erschwerender Corona-Bedingungen wieder ihren Teil zum Krippenweg beitragen.
Doch die hingebungsvolle Arbeit aller Beteiligten wird offenbar nicht von jedem gewürdigt. In der Nacht zu Mittwoch (2.12.) haben zwei junge Männer Wegweiser-Sternschnuppen des Krippenwegs gestohlen und beschädigt. Außerdem sind zwischen Mittwoch- (25.12.) und Freitagnachmittag (27.12.) drei Krippenweg-Figuren vom Zaun der St. Viktor-Kirche verschwunden.
Trotz der Ärgernisse hoffen die Veranstalter, dass viele Menschen Freude am diesjährigen Krippenweg haben. Jede Station interpretiert die klassische Krippe anders. Und manchmal muss man schon genau hinschauen, wenn ein Stern auf dem Boden ist, wo die Krippe dazu steht oder hängt.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.