Zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Polizei tauchten in den frühen Morgenstunden vor zwei Wohnungen in Schwerte auf.

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Großrazzia gegen Schleuser in Schwerte – Nachbarin: „Das war ein mulmiges Gefühl“

rnPolizeieinsatz

Die Einsatzkräfte standen mit der Ramme vor der Haustür an der Eintrachtstraße. Gleich an zwei Stellen in Schwerte ging die Polizei am Mittwoch gegen eine mutmaßliche Schleuserbande vor.

Schwerte

, 05.05.2021, 15:44 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit einer Ramme öffneten die Einsatzkräfte der Polizei am frühen Morgen zwei Wohnungen in Schwerte. In der Eintrachtstraße und in der Oberen Meischede war jeweils ein großes Polizeiaufgebot zu sehen. Die Einsatzfahrzeuge trugen Münchener Kennzeichen oder das BP für Bundespolizei. Am Mittwochnachmittag gab es dann die Aufklärung in Form einer Pressemitteilung der Bundespolizeidirektion München.

Etliche Einsatzfahrzeuge der Polizei standen am Mittwochmorgen in der Eintrachtstraße. Die Kripo aus München hatte einen Einsatz gegen mutmaßliche Mitglieder einer Schleuserbande.

Etliche Einsatzfahrzeuge der Polizei standen am Mittwochmorgen in der Eintrachtstraße. Die Kripo aus München hatte einen Einsatz gegen mutmaßliche Mitglieder einer Schleuserbande. © privat

Im Kampf gegen Schleuserkriminalität habe man 17 Wohnungen und Geschäfte überwiegend in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Darunter auch jene zwei Wohnungen in Schwerte. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren gegen eine Schleuserbande. Bereits im Januar hatte man einige Mitglieder der Bande, überwiegend Syrer, festgenommen.

Durchsuchungen zeitgleich in vielen Orten

Und auch bei den Durchsuchungen die gestern zeitgleich in Schwerte, Bottrop, Dortmund, Aachen, Ibbenbüren, Kerken und Bad Laasphe stattfanden, konnte man wieder zwei mutmaßliche Schleuser festnehmen. Dabei handelte es sich um einen 22 und einen 25 Jahre alten Syrer.

Sie sollen Landsleute über die Balkanroute nach Deutschland und in die Niederlande gebracht haben. Dabei wurden die Menschen unter zum Teil lebensgefährlichen Umständen auf LKW-Ladeflächen durch halb Europa transportiert.

Bezahlung nach dem Hawala-Prinzip

Die beiden Festgenommenen sollen auch für die Abwicklung der Bezahlung zuständig gewesen sein. Die funktionierte nach Ermittlungen der Schwerpunktstelle für grenzüberschreitende Kriminalität der Staatsanwaltschaft Landshut, die für das Verfahren zuständig ist, nach dem sogenannten Hawala-Prinzip. Das ist eigentlich ein Banksystem, das aus dem mittelalterlichen Orient stammt. Das Geld wird an Vertrauensleute (Hawaladars) gezahlt, dafür bekommt man einen Code.

Mit dem kann der Empfänger des Geldes zu einem Hawaladar im Empfängerland gehen und das Geld abheben. Die Hawaladars tauschen das Geld später über Warengeschäfte oder auch direkt aus. Eine offizielle Bank ist nicht im Spiel. Oft betreiben die Halwaladars ein offizielles Geschäft, einen Einzelhandel oder ein Im- und Exportgeschäft.

Fünfstellige Beiträge in bar

Die Polizei stellte bei der großen Aktion gestern auch fünfstellige Beträge in bar sicher. Gegen die beiden Festgenommenen gab es bereits im Vorfeld Untersuchungshaftbefehle.

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Die Anwohner der betroffenen Straße staunten nicht schlecht, als plötzlich nicht nur die Einsatzfahrzeuge am Straßenrand standen, sondern auch die Polizisten des Sondereinsatzkommandos. „Ich hatte gegen 7.30 Uhr den Müll runtergebracht,“ erzählt eine Nachbarin von der Eintrachtstraße. Überall sei Polizei gewesen. Auch Männer in weißen Overalls, offensichtlich von der Spurensicherung: „Das war schon ein mulmiges Gefühl.“

Im Januar weitere Festnahme

Seit 2019 ermittelt die Polizei gegen die organisierten Schleuser, die Menschen über die Balkanroute durch Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland bringen. Im Januar wurde ein 44-jähriger Iraker als einer der mutmaßlichen Drahtzieher festgenommen. Zuvor hatte man immer wieder bei Grenzkontrollen Hinweise auf das Netzwerk erhalten.

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