Flut in Hohenlimburg: Plötzlich lag ein Geröllberg vor dem Schlafzimmerfenster

© Heiko Mühlbauer

Flut in Hohenlimburg: Plötzlich lag ein Geröllberg vor dem Schlafzimmerfenster

rnUnwetterschäden

Das Unwettertief traf Schwerte bislang noch nicht so hart. In der Nachbarstadt Hagen herrschte dagegen Katastrophen-Alarm. Aber nicht die Lenne sorgte für das Hochwasser.

Hohenlimburg

, 14.07.2021, 18:46 Uhr / Lesedauer: 2 min

Schon auf der Fahrt nach Hohenlimburg kommen einem immer wieder Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr entgegen. Die Lenne ist schon weit vor dem Ort über die Ufer geflutet. Aber die Lenne ist gar nicht das Problem. In Hohenlimburg traten in der Nacht zu Mittwoch (14.7.) vor allem Bäche rund um den Schlossberg über die Ufer und stürzten ins Tal.

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Die Wesselbachstraße kennen viele, weil sie der Startpunkt für den Fußweg vom Bahnhof zum Schloss ist. Der kleine Platz am Ende der Straße ist von Schlamm geflutet, auf der Straßenseite steht das Wasser noch und ein einzelner Mercedes ist offensichtlich in den Fluten geendet und steht mitten im Wasser. Derweil strömt auch Stunden nach Beginn der Flut das Wasser die Straße herab.

Noch nie so eine schlimmes Hochwasser erlebt

So ein schlimmes Hochwasser habe er noch nie erlebt, sagt William Müller. Er spaziert mit seinem Regenschirm die Straße entlang und macht Fotos. Wenn man der steil ansteigenden Straße weiter nach oben folgt, wird der Druck des Wassers immer stärker. Anwohner haben Sandsäcke vor ihre Türen gepackt oder versuchen, die Wassermassen mit Brettern bergab zu leiten. Meist aber mit wenig Erfolg, wie Willi Sauer erzählt.

Er wohnt direkt am Hang. Bis 22 Uhr habe er am Dienstag geschlafen, dann weckte ihn ein Nachbar. Die Straße sei überflutet. Da war das Wasser schon in den Keller gelaufen. Und mit der Tauchpumpe war nichts auszurichten, weil der Strom immer wieder weg war. Erst am Mittag gelang es ihm, Waschmaschine und Trockner vom Strom zu trennen. Danach konnte er den Strom wieder einschalten. Seit einiger Zeit liefe die Tauchpumpe. „Meinen Roller hat es 50 Meter bergab gespült“, erzählt er am Mittwoch.

Felsbrocken droht, auf Haus zu stürzen

Nebenan wohnt Kai Uwe Pfeil. Direkt vor seinem Schlafzimmerfenster, das an der Hangseite nahezu auf Bodenniveau ist, endet eine Schuttlawine. Die Massen haben sich vom Hang gelöst und stürzten abwärts. Jetzt bangen er und seine Familie, dass ein Felsbrocken hangaufwärts nicht komplett unterspült wird.

Kai Uwe Pfeil zeigt, wo die Geröll-Lawine vor seinem Schlafzimmerfenster endete.

Kai Uwe Pfeil zeigt, wo die Geröll-Lawine vor seinem Schlafzimmerfenster endete. © Heiko Mühlbauer

Weiter die Straße aufwärts kämpfen Feuerwehrleute und machen Gullys frei, doch die können die Wassermassen schon lange nicht mehr aufnehmen.

Seniorenheim evakuiert

Und ganz oben am Hügel gibt es ein Seniorenheim, durch das der Wesselbach jetzt durchfließe. Die Bewohner habe man bereits evakuiert heißt es.

Über 200 Liter Wasser sollen seit Beginn der Regenfälle am Dienstagabend pro Quadratmeter hier niedergeprasselt sein. Das wäre der schlimmste Starkregen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Hagen. Die Feuerwehr vermeldete Einsätze im dreistelligen Bereich.

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